Serie, Teil 3: Ungenutzte Gewerbeflächen sollen für Wohnungsneubauten genutzt werden. Im Bezirk Altona sind viele Projekte im Bau

Der Hamburger Westen gehört zu den guten Stuben der Hansestadt. Die Elbchaussee und die Elbvororte sind bekannte Adressen. Und mit den beiden Szenequartieren Ottensen und Schanzenviertel verfügt der Bezirk Altona über Wohnlagen, in die es viele junge Menschen zieht. Anders als in den Elbvororten, wo man stolz auf seine exklusive und teure Wohnlage ist, können sich viele Bewohner in Ottensen und im Schanzenviertel aber nicht damit anfreunden, dass hier hochwertiger und damit auch hochpreisiger Wohnraum entstanden ist. Bei jeden neuen Bauvorhaben wird der Vorwurf der Gentrifizierung erhoben, der die angestammte Bevölkerung vertreiben würde.

Doch der Markt gibt den Bauherren recht. So sind die Eigentumswohnungen der "Frieda Schanze", die von Bowfonds Immobilienentwicklung an der Schanzenstraße gebaut wird, bei Quadratmeterpreisen zwischen 3350 und 3666 Euro zu mehr als 50 Prozent verkauft. Ähnlich die Entwicklung in Ottensen: Hier baut Wernst-Immobilien gerade an der Arnoldstraße (1) ein Haus mit 46 Einheiten zu Preisen von durchschnittlich 3600 Euro. "38 Wohnungen sind schon verkauft, und dabei ist gerade erst die Tiefgarage fertiggestellt", sagt Joachim Wernst. In einer Projektgemeinschaft mit Köhler & von Bargen plant er weitere 18 Einheiten an der Bahrenfelder Straße 16-20. Mit dem Vertrieb der 58 bis 146 m² großen Einheiten wurde unlängst begonnen. Sie werden ab 229 000 Euro angeboten. Auch die Firma Wulff Hanseatische Bauträger plant an der Kirchentwiete den Bau von 49 Wohnungen.

Von der Wohnlage in Ottensen profitiert in erster Linie das im Westen angrenzende Bahrenfeld. Dort plant Behrendt Wohnungsbau an der Langbehnstraße (2) einen Neubau mit Eigentumswohnungen. Auch das Quartier Othmarscher Kirchenweg, das von Stilwerk Living der Garbe Group unweit des Altonaer Krankenhauses gebaut wird, hat schnell seine Interessenten gefunden. In der Siedlung gibt es Miet- und Eigentumswohnungen sowie verschiedene Haustypen. "Die Doppelhäuser und die Eigentumswohnungen waren schnell verkauft", sagt Florentin Schön von Stilwerk Living.

Grundstücke in Atona-Altstadt sind oft schwierig zu bebauen

Unweit Ottensens würde Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose gern neues Bauland durch die Umwidmung von Gewerbe- zu Wohnfläche erschließen. So gibt es an der Behringsstraße eine Freifläche, auf der sich seit mehr als 15 Jahren kein Gewerbe angesiedelt hat. Altona-Altstadt, zwischen Ottensen und St. Pauli gelegen, tut sich dagegen schwer, den Anschluss an die beiden boomenden Stadtteile zu finden. Ausgenommen ist der Elbrand, wo in den vergangenen Jahren Luxusobjekte gebaut wurden. Derzeit entsteht mit dem "Holzhafenkristall" eine weitere Edelimmobilie. Auch auf der Geest bemühen sich Investoren, den Stadtteil attraktiver zu machen. Zwei größere Bauvorhaben sollen hier neue Akzente verleihen. An der Chemnitzstraße wird auf einem ehemaligen Schulgelände das Quartier "Skolegaarden" (3) erbaut. Der Name erinnert an Altonas dänische Vergangenheit. Bauherren sind der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) und die Firma Wulff Hanseatische Bauträger GmbH. Der BVE baut 70 Mietwohnungen und weitere 16 Einheiten in Stadthäusern, die sich im Innenbereich des Vorhabens befinden. "Damit wenden wir uns gezielt an Familien mit Kindern", sagt Axel Horn vom Vorstand des BVE. Die Nettokaltmieten sollen zwischen 8,70 Euro und 9,30 Euro/m² betragen. Wulff wird im Skolegaarden in Stadthäusern unterschiedlicher Architektur 37 Eigentumswohnungen bauen. Auch Investor Joachim Wernst hat ein Auge auf die Altstadt geworfen. Auf einem Grundstück gegenüber der Trinitatiskirche plant er Eigentumswohnungen.

Baugrundstücke in Altona-Altstadt sind rar und mitunter schwierig zu bebauen. So musste Behrendt-Wohnungsbau eines der drei Gebäude in den "Holstenhöfen" (4) - an der Max-Brauer-Allee - auf Stahlfedern setzen, um die Schwingungen, die durch die nahe Bahnlinie verursacht werden, zu dämpfen. Die 56 Eigentumswohnungen erhalten kontrollierte Be- und Entlüftung und vorgehängte Wintergärten. Sie liegen nach Süden und werden ab 206 000 Euro angeboten.

Doch auch in den dicht besiedelten Quartieren gibt es grüne Ecken. Für die Eigentumswohnungen im Neubau Pauline.53 (5) in Altona-Nord, den Bowfonds errichtet, haben sich deshalb auch in erster Linie Familien interessiert. Die Hälfte der 39 Wohnungen ist bereits zu Preisen ab 264 500 Euro verkauft. Dass das Versprechen "Wohnen im Grünen" auch viel Ärger eintragen kann, musste der BVE mit seinem Projekt "Buchenhof" in Iserbrook erfahren. Viele der Bäume sollten gefällt werden, was heftigen Protest hervorrief. "Im Sommer können wir aber mit dem Bau der Wohnungen beginnen", sagt Axel Horn. Immerhin liegen für die 66 Wohnungen, die für neun Euro pro Quadratmeter vermietet werden, schon 600 Bewerbungen vor.

Auch in den Elbvororten Nienstedten und Blankenese wird gebaut. Hier errichtet die Meravis Gruppe im Rahmen des Projekts Blankeneser Promenade (6), konzipiert als Schlussstein der Bebauung am Blankeneser Bahnhof, 24 Eigentumswohnungen. Sie werden zu Quadratmeterpreisen zwischen 3329 und 4040 Euro angeboten. Bezugsfertig sind sie im Mai 2011. In Nienstedten errichtet Gerlach Wohnungsbau (7) am Quellental Garten- und Parkvillen, die zwischen 512 000 und 883 000 Euro kosten. 16 Wohnungen sind noch fei.

In Rissen baut die Grundstücksgesellschaft Iserbarg die "Falkenstein Gardens", ein Projekt mit Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser sowie Eigentumswohnungen. Ein Einfamilienhaus kostet ab 675 000 Euro. Eine Wohnung ist ab 229 000 Euro erhältlich.

"Die Feldmarken in den östlichen Elbvororten sind sakrosankt", betont Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose. Dennoch gibt es auch hier Möglichkeiten, neues Bauland zu erschließen. "In Rissen gibt es eine alte Zivilschutzfläche, auf der man wunderbar bauen könnte", so Warmke-Rose. Einziges Problem: Das Grundstück ist nur über einen Bahnübergang zu erreichen. Ähnlich in Sülldorf, wo es für 45 Wohneinheiten eine Vorgenehmigungsreife gibt, aber keine Erschließung. Es gibt im Bezirk noch andere Bauvorhaben, die erst umgesetzt werden können, wenn seitens der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt die Voraussetzungen geschaffen sind. So plant der Altonaer Spar- und Bauverein (altoba) gemeinsam mit einem anderen Unternehmen die Bebauung des Sportplatzes an der Griegstraße (8). "Wir suchen eine Ersatzfläche für den Sportverein, der auf dem Autobahndeckel liegen soll", sagt altoba-Vorstand Holger Kowalski. Auf dem alten Sportplatz könnten bis zu 280 Wohnungen entstehen.

Schlagzeilen wird der Bezirk machen, wenn das Bahngelände beim Altonaer Bahnhof bebaut wird "Das Projekt kann man mit der HafenCity vergleichen", sagt der Bezirksamtsleiter. Verantwortung wird allerdings nicht er, sondern die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt tragen. "Das Bahngelände liegt in deren Planungszuständigkeit. Das wäre für den Bezirk auch eine Nummer zu groß."

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