Außer dem Bürostuhl gibt es Sessel, Schiebetürschränke und Tische, die sich auf Rädern bewegen. Diese Mobilität ist beim Einrichten von kleinen Wohnungen sehr hilfreich.

Das Rad gehört zu den wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Lange Zeit glaubte man, dass es sich dabei um eine Erfindung aus der sumerischen Kultur (teilweise heutiges Ägypten, Israel, Jordanien, Syrien und der Irak) etwa um 4000 v. Chr. handelte. Inzwischen wird jedoch vermutet, dass das Rad an unterschiedlichen Orten etwa gleichzeitig erfunden wurde und seinen Weg über die Jahrtausende in die moderne Industrie fand - sei es als Spinnrad, Schaufelrad, im Fahrzeug- oder Flugzeugbau oder auch in der Möbelbranche.

Unter den Sitzmöbeln ist sicher der Bürostuhl auf Rollen das weltweit am meisten genutzte bewegliche Möbelstück. Doppelrollen in diversen Farben, Materialien und unterschiedliche Größen ermöglichen auf Wunsch ein schnelles Gleiten zwischen Sitzplatz und Regalen.

Für den Wohnbereich wird das Rad als gestalterisches Element dagegen inzwischen seltener eingesetzt. "In den 80er-Jahren war die Mobilität im Wohnraum sehr viel stärker gefragt als heute", sagt der international tätige Hamburger Designer Peter Maly. 1984 entwarf er für den Hersteller COR den Sessel "Zyklus", der sich durch zwei schmale Räder an der Rückseite auszeichnet und auch heute noch im Programm des Herstellers ist. Die Räder seien aus rein formalen Gründen damals für den Sessel entwickelt worden, sie "passten in die damalige Zeit und erweisen sich zugleich doch als zeitlos, wie sich zeigt", so der Designer.

"Bei den Sitzmöbelprogrammen für den Wohnbereich werden momentan nur wenige Möbel mit Rollen ausgestattet", sagt Maly, "denn in den vergangenen Jahren haben sich deutlich große und vor allem tiefe Sofas, Sessel oder Sitzelemente am Markt durchgesetzt, die einfach zu schwer für Rollen sind."

Anders ist es dagegen mit dem Einsatz von rollbaren Kleinmöbeln für Bad, Küche oder den Hi-Fi-Bereich. Eine besonders gute Figur macht hier der Trolley von Skypak. Als kleines Start-up-Unternehmen wurden anfangs noch gebrauchte Trolleys diverser Fluglinien von den beiden Jungunternehmern Jorge Fischer und Atila Kösem optisch wieder auf Schwung gebracht und mit einem aktuellen Design als praktisches Möbel angeboten. Inzwischen werden die schmalen Rollschränke außen auch mit Blattgold-Veredelung, Bisazza-Mosaiken oder Swarovski-Steinen angeboten. Die Inneneinteilung mit ihren Schüben eignet sich für Utensilien im Bad, als Dokumentenschrank oder ohne Tür auch als DVD- oder CD-Regal.

Für den Designer Nils Holger Moormann, Inhaber des gleichnamigen Unternehmens, wird das Rad heute größtenteils nur noch eingesetzt, wenn es für die Mobilität des Möbels nötig ist. Moormann vermutet, dass das bewegliche Wohnraummöbel aus dem rollbaren Industrie- und Handwerksmöbel entstanden ist und nennt in diesem Zusammenhang den aus Vollholz gearbeiteten Tisch im Shakerstil, der mit seinen Rollen in den vielen Handwerksbetrieben der Shaker von großem Nutzen war.

Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten die Mitglieder der protestantischen Freikirche aus den USA diesen eigenen, sehr reduzierten, aber hochwertig gearbeiteten Möbelstil, der frei war von überflüssigen Ornamenten, um so weder von der Arbeit noch vom Glauben abzulenken. Nützlichkeit und hohe Funktionalität standen bei diesen Shaker-Möbeln im Vordergrund, die heute noch nach alten Vorbildern und in handwerklicher Technik gebaut werden, wie zum Beispiel der in drei Längen (2,20; 2,50 und 3 Meter) angebotene Esstisch aus Amerikanischem Kirschholz. Mit seinen vier Rollen an den Tischbeinen wirkt er zwar etwas befremdlich, trotzdem geben sie dem Tisch aber seinen unverwechselbaren Charakter. Auffallend ist auch, dass es sich bei den Rädern um starre Rollen handelt, sie sind also nur in zwei Richtungen rollbar. Die massive Holzoberfläche ist entweder geölt oder gebeizt.

Neben dem Einsatz eines Fußelementes wird die Rolle auch bei mobilen Schiebeelementen eingesetzt. "Besonders bei großen Schiebetürschränken im Schlafbereich ist die Rolle unverzichtbar, denn sie ermöglicht eine leichte Handhabung der Türen, die durch diese Art der Öffnung nicht störend im Raum stehen", sagt Ralf Günther, Einrichtungsberater bei Clic im Stilwerk. Ohne Rollen kommen auch die Faltvorhänge des Schweizer Herstellers Thut nicht aus. Erhältlich in unterschiedlichen Breiten und Höhen lassen sich mit diesen Schiebeelementen Räume abtrennen oder auch begehbare Schränke planen - die Rolle ermöglicht eine flexiblere Nutzung der Wohnung.