Platten aus Zement, Terrazzo oder Stein werden aufwendig hergestellt - auf Wunsch auch nach Entwürfen des Auftraggebers. Experten raten, auf Qualität und Herkunft zu achten.

Hamburg. Ornamente oder Blumenmuster wie auf einem Teppich, ein samtig-weiches Gefühl unter den Füßen, dabei über Jahrzehnte farbig und schön: Fußböden aus Naturstein oder Zementmosaik bieten viele Vorteile, sind aber wenig bekannt. Vor allem in Hamburger Villen finden sich die Mosaike des Jugendstils in Fluren, Hauseingängen oder Loggien, auch in älteren öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Kirchen sind gemusterte Böden aus Zementfliesen zu finden. Sie wurden 1850 in Paris erfunden und waren Anfang des 20. Jahrhunderts auch hierzulande sehr beliebt.

Heute kehren sie zurück. Zementmosaikfliesen werden nicht nur in Altbauten verlegt, wo moderne Böden leicht fehl am Platz wirken können. Viele Käufer entscheiden sich auch in Neubauten für Zement- oder Natursteinplatten, denn sie vereinen eine ganze Reihe von Vorteilen. Zum einen sind sie schön anzusehen. Zum anderen sind sie robust, belastbar und lassen sich leicht reinigen. Sie fühlen sich gut an, sind ideal für Menschen, die gern barfuß gehen. Zudem bestehen sie nur aus natürlichem Material - auch das ist gut für spielende Kinder und ideal für Allergiker. Eine Fußbodenheizung setzt keine schädlichen Stoffe frei. Das hat seinen Preis: 70 bis 100 Euro kosten Naturstein- und Zementplatten pro Quadratmeter im Durchschnitt. Allerdings eignen sie sich nur für Innenräume; das offenporige Material kann bei Frost Schaden nehmen.

Die Auswahl an Steinplatten ist riesig: Ob einfarbig oder gemustert, Hersteller wie Mosaic del Sur ( www.mosaicdelsur.com ) oder Via ( www.via-finest-tiles.de ) bieten eine große Zahl von Farben und Mustern an, die nach Belieben zusammengestellt werden können. Denn die meisten Modelle dienen als Vorlage - erst bei Bestellung wird die Platte produziert, ganz nach den Wünschen des Kunden. Hersteller "Via" etwa bildet auch traditionelle Dessins nach oder stellt Fliesen nach den Entwürfen des Auftraggebers her. "Die meisten Musterfliesen sind nach historischen Vorlagen entstanden", sagt Thomas Haupt.

Das Architektenpaar Thomas und Annegret Haupt kaufte vergangenes Jahr ein Haus aus dem Jahr 1833 in Blankenese und baut gerade um. Haupts wollen sowohl die Privat- als auch die Büroräume mit Via-Bodenplatten auslegen. Sie hätten, so Thomas Haupt, die Platten schon in vielen Hamburger Häusern ausgelegt, zudem pflegten sie eine private Bekanntschaft mit den Eigentümern der Via GmbH, Almut Lager und Norbert Kummermehr. "Ich begeistere mich für Natursteinböden, deshalb fuhren wir 2009 nach Kaub am Rhein, wo das Paar in einem restaurierten Schiefermahlwerk lebt. Wir haben uns sofort verstanden." Haupts bilden eine Art Außenstelle für Via-Mosaikplatten in Norddeutschland: Besucher schlendern täglich im Treppenviertel an ihnen vorbei, weil Haupt sie morgens auf dem Mäuerchen vor seinem Haus auslegt.

"Diese Fliesen werden in einem eigenen Werk in Spanien hergestellt, sie sind sorgfältig gearbeitet, haben keine Unebenheiten", sagt Haupt. Dabei verweist er auf enorme Abweichungen in der Qualität von Natursteinplatten: "Viele deutsche Lieferanten beziehen ihre Fliesen aus Ländern wie Marokko, Bulgarien oder neuerdings sogar China", sagt Helge Hofmann, Geschäftsführer von Marmor Möller in St. Georg. "Die guten Platten kommen fast ausschließlich aus Italien und Spanien." Hofmann warnt vor preiswerten Steinfliesen: "Was aus Billigländern kommt, ist nicht glatt, die Nahtstellen passen nicht zueinander, und die Farben unterscheiden sich. Als Muster wirken die Platten gleich, doch später auf dem Boden sieht man den Unterschied."

Marmor Möller verkauft vor allem Fliesen aus Natursteinen. "Die Nachfrage zu offenporigem Material wie Stein, Terrazzo oder auch Zement steigt", sagt Hofmann. Terrazzo wird, wie Zementmosaik, gepresst. Dabei werden Steinsplitter und Zement vermischt, sodass ein strapazierfähiges Material entsteht, das früher häufig in öffentlichen Gebäuden oder Restaurants verwendet wurde. Zementmosaik hingegen besteht aus weißem Zement, Marmormehl und Farbpigmenten, manche Hersteller wie etwa Mosaíco ( www.zementfliesen.com ) mischen noch Sand und Felsgranulat hinzu. Für die Muster verwenden die Fliesenmanufakturen Schablonen aus Metall, mit denen sie die Farben trennen und setzen diese in einen Rahmen, bevor die Fliese in die hydraulische Presse kommt. Im Unterschied zu anderen Fliesen wird nicht gebrannt, es entsteht die typische offenporige und samtweiche Oberfläche.

Damit sie keinen Schaden nehmen und die Farben erhalten bleiben, werden die offenporigen Fliesen, ähnlich wie Massivholz, mit Öl imprägniert. Zuvor empfiehlt es sich, sie gründlich zu reinigen. Unebenheiten oder Flecken werden mit Schmirgelpapier vorsichtig entfernt, der Staub abgewischt und die Platten mit Wasser gereinigt. Wichtig ist, dass nichts Säurehaltiges mit dem Material in Berührung kommt wie Zitronensäure oder Wein. Wenn der Stein ganz trocken ist, wird Öl mit einem Pinsel so oft aufgetragen, bis das Material nichts mehr aufnimmt. Der Boden erhält so einen warmen, schimmernden Glanz. Wer den erhalten möchte, sollte das Procedere alle paar Jahre wiederholen.