Fachleute rechnen vor, dass sich der Austausch unter dem Strich fast immer auszahlt. Dennoch ist eine zeitgleiche Sanierung der Fassade sinnvoll.

Sie halten die Kälte draußen, machen Räume behaglich und führen im Idealfall dazu, die Heizkosten beträchtlich zu mindern. Doch wer neu baut oder die Sanierung seiner Immobilie plant, der weiß: Neue Fenster sind teuer. Wohl auch deswegen tauschen Hauseigentümer nur alle 48 Jahre ihre alten Fenster gegen moderne Modelle aus, wie der Verband der Fenster- und Fassadenhersteller im Vorfeld des diesjährigen "Tag rund um das Fenster 2010" mitteilt. Er findet am 17. und 18. April bundesweit statt und steht unter dem Motto "Klimaschutz mit Durchblick".

Viel Heizenergie lande ungenutzt auf der Straße, beklagt Verbandschef Ulrich Tschorn, der darauf hinweist, dass mithilfe von modernen Wärmedämmfenstern bei einer Doppelhaushälfte mit einer durchschnittlichen Fensterfläche von 25 Quadratmetern immerhin 1500 Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden könnten. "Das sind derzeit fast 1000 Euro Ersparnis pro Jahr", wie Tschorn vorrechnet. Vor diesem Hintergrund könne er nicht verstehen, warum Hauseigentümer die Maßnahme so hinauszögerten, zumal sie nur ein- bis zweimal im Leben mit 10 000 bis 15 000 Euro zu Buche schlage.

Doch mit dem Fensteraustausch ist es in der Regel auch nicht getan, wie Nicola Beck, Leiterin des EnergieBauZentrums in Harburg, hervorhebt. So werde ihr Austausch in Hamburg auch nur in Zusammenhang mit der Dämmung der Außenwände gefördert, und zwar mit 15 Euro pro Quadratmeter (mehr dazu unter www.wk-hamburg.de ). Warum? "Weil bei unsanierten Gebäuden die Fenster die größte Schwachstelle darstellen", sagt die Diplom-Ingenieurin und Energieexpertin. "Werden sie ausgetauscht, wird die unsanierte Wand zur größeren Schwachstelle. Das Tauwasser schlägt sich jetzt dort nieder, und es entwickelt sich die Gefahr der Bauteildurchfeuchtung und Schimmelbildung." Schon aus bauphysikalischen Gründen mache es also Sinn, beide Maßnahmen miteinander zu kombinieren. Nicht ohne Grund spiegele sich dies auch in der Beratungspraxis wider: Die Wanddämmung werde am stärksten nachgefragt, gefolgt vom Thema Fenster.

Auch im Energiesparclub - er soll sich nach Wunsch des Bundesumweltministeriums zum zentralen Anlaufpunkt für Energiesparer im Internet entwickeln - weisen Experten darauf hin, dass die Kombination beider Maßnahmen sinnvoll ist. Eigentümer müssten dafür etwa 29 000 Euro veranschlagen, dafür habe sich die Maßnahme nach etwa 16 Jahren amortisiert, seien die Investitionskosten durch die Energieeinsparungen ausgeglichen ( www.energiesparclub.de ).

Auf Bundesebene wird der Einbau neuer Fenster von der KfW im Programm "Energieeffizient Sanieren" gefördert - wahlweise in der Kreditvariante oder als Investitionszuschuss, ergänzt Beck.

Wer sich nun eher abgeschreckt fühlt angesichts der umfangreichen Maßnahmen und der Höhe der Investitionen, den weist die Energieberaterin auf die Möglichkeit hin, gegebenenfalls auch nur die Verglasung auszutauschen, "wenn der Rahmen noch in Ordnung ist." Letztlich mache die Investition in Fenster immer Sinn, da sie die Behaglichkeit in den Räumen erhöhten und beim Energiesparen helfen. Am Markt werden mittlerweile alle denkbaren Lösungen angeboten: Selbstreinigendes Glas, moderne Fenster in historischer Anmutung und solche, die sich nach außen hin öffnen (Hamburger Fenster) sowie Modelle, die lüftungstechnisch gesteuert werden durch einen Co2-Sensor oder eine Tageslichtlenkung. Offenbar eine Lösung, die für viele Haushalte wünschenswert wäre. "Wir haben viele Kunden, zu denen immer noch nicht durchgedrungen ist, dass statt der Kippfensterlüftung besser häufiger und kürzer quer gelüftet werden sollte", sagt Nicola Beck. Da moderne Fenster und Türen dicht seien, müsse mit ihrem Einbau auch ein neues Lüftungsverhalten erlernt werden, um ein gesundes Raumklima zu erhalten. Dies sei auch der Grund, weshalb zum Standard der modernen Energiesparbauweise moderne Lüftungsanlagen mit Wärmerückkopplung gehörten. Leider werden in vielen Angeboten von Handwerksunternehmen auch Fenster angeboten, deren U-Wert nach der Energieeinsparverordnung 2009 nicht mehr zulässig sind", beklagt Beck. Für das gesamte Fenster sei bei Sanierungen ein U-Wert von 1,3 W/m²K und für Verglasungen von 1,1 W/m²K vorgegeben.

Grundsätzlich gilt: Je geringer der U-Wert, desto besser dämmt das Fenster. Der U-Wert setzt sich dabei aus dem des Rahmens, des Glases und der Wärmebrücke am Randverbund zusammen. Der U-Wert sollte sich deshalb auf das gesamte Fenster beziehen. Nicola Beck betont: "Der U-Wert hängt nicht vom Material ab. Mit einem Holz-Fenster kann man einen genauso guten U-Wert erhalten wie mit dem Kunststoff-Fenster."

Infos zum Aktionswochenende: www.fenstertag.de . Eine nach Postleitzahlen sortierte Liste teilnehmender Betriebe - auch aus dem Bereich Rollladen und Sonnenschutz - ist abrufbar unter der Hotline 02224/93 77-24.

EnergieBauZentrum: Tel. 359 05-792, www.energiebauzentrum.de