Es ist ein Projekt, mit dem sich Velux Deutschland, Hersteller von Dachfenstern, profilieren will und das sich ideal integriert in das Klimaschutzkonzept "Erneuerbares Wilhelmsburg" der Internationalen Bauausstellung (IBA): In einer Wohnstraße im Süden Hamburgs soll bis zum Spätsommer ein altes Siedlungshaus aus den 50er-Jahren nicht nur CO 2 -neutral saniert und umgebaut werden, es soll auch beweisen, dass in der Bestandssanierung große Energieeinsparpotenziale liegen.

"Etwa die Hälfte der 39 Millionen Wohneinheiten in der Bundesrepublik sind zwischen 30 und 60 Jahre alt und energetisch modernisierungsbedürftig. Insofern glauben wir, dass wir mit diesem Beitrag im Rahmen des Velux-Projekts ,Model Home 2020' einen wichtigen Beitrag leisten", unterstrich Jesper F. Petersen, Geschäftsführer der deutschen Unternehmenszentrale. Ziel sei es Modernisierern, Handwerkern und Planern an diesem Fallbeispiel zu zeigen, welche Ergebnisse sich mit einer integrierten Planung und dem Einsatz zeitgemäßer Technik erzielen lassen. "Nun, da die Planungsarbeiten nahezu beendet sind, kann mit den Arbeiten begonnen werden", sagte Petersen, der damit am vergangenen Donnerstag das Startzeichen gab für Markus Schreiber, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, die 2,60 Meter hohe Infostele vor dem Gebäude in Anwesenheit von IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg zu enthüllen. Die Stelen werden jeweils bei Baubeginn aufgestellt und informieren nicht nur über das jeweilige Projekt, sondern über weitere Planungen der IBA.

Offizieller Name der Velux-Konzeptimmobilie ist "LichtAktivHaus" - abgeleitet von dem Ziel, das Wohnklima und den Komfort im Gebäude durch die optimale Nutzung von Tageslicht und modernster Haustechnik zu erhöhen. Da zurzeit noch mit Firmen über die Zulieferung vorelementierter Bauteile verhandelt wird, wurden keine Angaben zu den Umbaukosten gemacht. Nur so viel ist klar: An Geld wird nicht gespart. "Man will hier auch einem gestalterischen Anspruch gerecht werden", sagte Karoline Herger von Ostermann Architekten, die mit der Umsetzung der Maßnahmen vor Ort betraut ist. So würden die Module für die Solarthermieanlage auf den Dächern des Alt- und geplanten Neubaus speziell in heller Ausführung angefertigt.

Die Pläne für den Umbau folgen dem Entwurf der Studentin Katharina Fey, den diese im Rahmen eines geschlossenen Wettbewerbs an der TU Darmstadt eingereicht hat. Eine Fach-Jury bewertete neben dem Energiekonzept auch die architektonische Kreativität. "Beim Siegerentwurf gefiel uns, dass er die ursprüngliche Idee der Siedlerhäuser aufnimmt, den Bewohnern durch einen großen Nutzgarten die Selbstversorgung zu ermöglichen", sagte Petersen. Da der Energiebedarf des Hauses künftig komplett durch erneuerbare Energien gedeckt werden solle, laute nun das Motto aber:"Statt Gemüse soll Energie angebaut werden."

Dabei erfolgt der Umbau des Bestandsgebäudes behutsam. Die kleinen Räume mit insgesamt nur 18 m⊃2; Fensterfläche werden neu aufgeteilt, der Eingangsbereich wird vertikal geöffnet, sodass Tageslicht ihn durchflutet. Die Dachfenster werden automatisch durch einen Wetterfühler gesteuert. Alle Räume werden mit Fußbodenheizung versehen, gekoppelt an eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Vakuum-Isolationsplatten dämmen die vorhandene Bodenplatte. Von außen wird der Altbau mit 20 Zentimeter starken Holzfaserplatten gedämmt, Wärmeschutzfenster werden eingebaut. Zusätzlich wird ein Neubau errichtet, in dem sich die Küche sowie Wohn- und Essbereich der künftigen Bewohner befinden. Ein eingeschossiger Zwischenbau mit Flachdach erschließt das Bestandsgebäude und den Neubauriegel.

Ab Spätsommer soll das Haus Interessierten als Forum für den Austausch über die Zukunft des Wohnens im 21. Jahrhundert zur Verfügung stehen. Angedacht ist auch der Bezug durch eine Testfamilie, mit deren Hilfe der Energieverbrauch und die Innenklimabedingungen dokumentiert werden sollen.