"Immer mehr Frauen entdecken die Liebe zum Gärtnern. Während Männer sich zunehmend am Herd profilieren, strömt eine Armada von Frauen in Pflanzenmärkte und Gartenkurse", sagt die Hamburger Journalistin und Autorin Eva Kohlrusch. Gärten sind für sie ein stilles Refugium und ein Rückzugsraum, in dem man gefeit ist gegen den Stress und die Unruhe des Alltags, gegen Banalitäten, Langeweile und Niederlagen. Es sei denn, der Buchs stirbt flächenweise oder der alte, heiß geliebte Apfelbaum bricht eines Tages zusammen.

Nach dem großen Erfolg von "Besondere Frauen und ihre Gärten" hat Eva Kohlrusch nun ein zweites Buch geschrieben: "Faszinierende Frauen und ihre Gärten". Zusammen mit dem Fotografen Gary Rogers stellt sie darin in sehr liebevollen Porträts die privaten Rückzugsorte von 23 Frauen vor. Ihre Gartentüren öffnen unter anderen die Unternehmerin Liz Mohn, die Künstlerin Erika Pluhar und die Schriftstellerin Ingrid Noll.

In den meisten Gärten sind Rosen, vor allem alte und historische Sorten, gegenwärtig. Rankende Rosen überziehen schöne Pergolen und Pavillons, oft noch übertrumpft durch Rambler, die Bäume überwuchern oder sich mächtig an Hauswänden entlangziehen.

Neu sei, laut Kohlrusch, die Lust an Stauden, das Wissen um Pflanzengemeinschaften habe sich verfeinert. So hätten in jüngster Zeit Sterndolden, Spornblumen, Gaura und Verbenen das Rennen gemacht. Aus der Vergangenheit seien Goldlack, Scabiosen, Ringelblumen und Löwenmäulchen auferstanden. Auch der Einsatz von Gräsern sei für die meisten Gärtnerinnen mindestens so aufregend geworden wie das Komponieren monochromer Blattkompositionen. Auch Gefallen am Anlegen von Gemüsegärten sei zu beobachten. Prominentestes Beispiel: Amerikas "First Lady" Michelle Obama, die im Garten des Weißen Hauses Kohl, weiße Rüben und Salat zieht.

Eva Kohlrusch hat in ihrer Wohnung am Hofweg selbst keinen Garten. Daher zieht es sie in jeder freien Minute zusammen mit ihrem Mann in ihren 15 000 Quadratmeter großen Barockgarten in dem Örtchen Künsche bei Lüchow im Wendland. "Ich wollte einen Garten, der mich hinauszieht, in dem ich herumgehen kann", erzählt Kohlrusch.

Mit Hunderten Bildern alter Renaissance- und Barockgärten im Kopf setzte sie ab 1993 rund 1200 Meter Ligusterhecken, um Räume zu schaffen. Und sie gab ein Vermögen aus für Buchskugeln, um dem Garten ein ewiggrünes Wintergesicht zu schenken. Sie vergrub Blumenzwiebeln in der Erde, pflanzte Rosen und Stauden und legte 1999 den barocken Teil mit sechs neuen Gartenräumen an. Bis heute arbeitet sie daran, dem Garten ein Gesicht zu geben, als sei er ein Rudiment aus einer alten Zeit.

Ihre Farbwahl: Weiß, Rosa, Blau, Violett. Im Hochsommer gibt es geradezu Wogen von Weidenröschen, Sonnenhut, Phlox und Rittersporn zu sehen, begleitet bis in den Herbst von Lavendel und den Porzellantönen der Rosen "New Dawn" und "Jacques Cartier". Seit 2001 hat Eva Kohlrusch den Garten in den Sommermonaten täglich für Besucher geöffnet. Ab 18 Uhr gehört er dann wieder ihr und ihrem Mann.

Faszinierende Frauen und ihre Gärten Eva Kohlrusch, Gary Rogers, Callwey-Verlag, 160 Seiten, ISBN: 978-3-7667-1821-1, 39,95 Euro