Jugendstilvillen und Gebäude der Gründerzeit bekommen immer mehr Konkurrenz durch Neubauten mit klassischen Stilelementen.

Stuckelemente an Häuserfassaden erleben eine Renaissance. Nach Jahrzehnten, in denen Gebäude im schmucklosen Nachkriegsstil oder in avantgardistischem Glas- und Stahldesign errichtet wurden, wird jetzt immer häufiger historisierend gebaut. Die Wohnanlage Westend in Ottensen, das Pflegeheim Alsterberg in Alsterdorf oder die geplanten Stadtvillen an der Sophienterrasse sind gute Beispiele dafür, dass heutzutage auch Neubauten den Charme der Gründerzeit ausstrahlen sollen. "Immer mehr Häuser werden heute der klassizistischen Architektur nachempfunden - schließlich ist das ein Geschmack, der nicht umsonst Jahrhunderte überdauert hat", sagt Johann Matthies, der mit seinem Bruder Felix im Steilshooper Familienunternehmen Trax-Matthies historisierende Bau- und Fassadenelemente vertreibt.

So nutzen auch Bauherren oder Besitzer von Einfamilienhäusern mittlerweile immer häufiger die Chance, ihre Immobilien mit Elementen im historischen Stil zum Blickfang der Straße zu machen. Für die Umsetzung steht ihnen ein umfangreiches Sortiment zur Verfügung: Gesimse, Fensterbänke und Architrave, Rosetten, Zierleisten und Ecksteine, Eingangssäulen und Balustraden.

Je nach Putz- und Fassadenart werden Produkte aus unterschiedlichen Materialien eingesetzt. Für wärmegedämmte Fassaden gibt es entsprechende Leichtbausysteme in unterschiedlichen Optiken und Materialien: zum einen Elemente in Sandsteinoptik, die aus einem Polystyrol-Kern bestehen, der mit einem Gemisch aus feuergetrocknetem Quarzsand und Kunstharz beschichtet ist; zum anderen Profile aus mineralischem Leichtbaustoff auf Silikatbasis - ein hellgraues Material, das überstreichfähig ist. Trotz ihres geringen Gewichts sind Leichtbauelemente stabil, außerdem witterungs- und formbeständig und einfach zu verkleben ( www.stuckprofile.de ).

Für vorhandene, bereits geputzte Fassaden bieten sich Stuckelemente aus Leichtzement an, die verklebt und verdübelt werden. Sie können sowohl schlichte Fassaden verschönern, kommen aber auch beim Restaurieren von Altbauten zum Einsatz: Fehlstellen im Stuck werden mittels einer Schablone aus Kautschuk nachgebildet und ergänzt - fehlen große Stücke, greift man auf Fertigteile zurück. "Glücklicherweise geht der Trend dahin, alten Stuck zu erhalten", sagt Mike Hecker vom Eppendorfer Unternehmen Stuck Werner. "Früher hat man leider oft die preisgünstigere Alternative des Abschlagens gewählt." Stuckateur Hecker hat hauptsächlich mit Altbauten zu tun, arbeitet oft mit dem Denkmalschutz zusammen. Doch er bietet auch Produkte an, mit denen sich schlichte Fassaden verschönern lassen.

Werden Fenster mit neuen Fensterbänken und Profilen eingefasst, bekommen sie ein ganz neues Erscheinungsbild. Akzente lassen sich mit der sogenannten Bekrönung und einem Schlussstein setzen. Inklusive Montage kostet eine solche Umgestaltung der Fassade je nach Aufwand zwischen 600 und 900 Euro pro Fenster ( www.stuck-werner.de ).

Für Neubauten bieten sich Fassadenelemente aus Betonwerkstein an: Sie können bereits während der Bauphase fest im Mauerwerk verankert werden. Sie werden im Gussverfahren aus hochwertigem Beton hergestellt und beispielsweise vom Unternehmen Trax-Matthies vertrieben. Das Sortiment der Brüder Johann und Felix Matthies umfasst etwa 1000 Artikel, die Formen dafür haben sie größtenteils selber entworfen. Produziert werden die Werkstücke in einem süddeutschen Betrieb. Verwendet wird weißer Beton - er ist temperaturbeständiger als das in Italien und Spanien verwendete Marmormehl, das zu viel Wasser aufnimmt und dadurch bei Frost beschädigt wird. Durch Temperaturunterschiede können allerdings auch auf der glatten Oberfläche von Betonwerkstücken feine Haarrisse auftreten. Nach Auskunft von Johann Matthies ist das kein Grund zur Beunruhigung, sondern ein völlig normaler Vorgang. "Die Betonqualität wird in keinster Weise gemindert, weil das Wasser nicht tief eindringt", sagt der Stuck-Experte. Trotzdem sei es ratsam, alle Werkstücke nach der Montage mit einer Fassadenfarbe zu behandeln. Grundsätzlich raten die Stuckexperten dazu, sämtliche Fassadenelemente von Fachleuten anbringen zu lassen (mehr: www.stuckhandel.de ). Umfangreiche Beratung gehört bei diesen zum Service. "Gerade bei Eingangssäulen ist das enorm wichtig", sagt Johann Matthies. Die seien bei Preisen ab 1000 Euro pro Säule ein beliebtes Gestaltungselement. "Wenn sie von Planern in einer Stärke von beispielsweise 20 Zentimetern gezeichnet werden, sieht das auf dem Papier gut aus. Zweidimensional wirkt rund aber immer dicker. In der Realität sind die Säulen dann viel zu dünn."