Im Trend liegen die Wiederverwertung in Patchwork-Manier, der gebrauchte Look und die Verfremdung bekannter Motive mittels Pixeltechnologie.

Alte Perser werden aufgemotzt, bunter Filz setzt Farbakzente, und Pixelmuster verfremden Farben: Die Designer achten jetzt darauf, dass der Teppich nicht vergessen wird und so ein stimmiges Einrichtungskonzept zwischen Möbeln und Bodenbelag entsteht. Auf der internationalen Möbelmesse "IMM Cologne" in Köln waren in diesem Jahr viele neue Designs zu sehen.

Mehrere Hersteller zeigten Patchwork-Teppiche mit Vergangenheit. Zu ihrer Herstellung zerschneidet das Unternehmen Stepevi aus Istanbul zum Beispiel alte Perser in viereckige Fliesen. Zuvor werden sie gereinigt und zum Teil nachgefärbt, erklärt Martin Neumann, der Vertreter des deutschen Generalimporteurs. "Und so ist jeder Teppich ein Unikat." Die Modelle fallen auch sonst aus dem Rahmen: Eine Standardgröße ist beim Modell "Harvest" nicht einzuhalten - je nach Zahl der verwendeten Fliesen fällt der Teppich auf Bestellung größer oder kleiner aus.

Der Idee der Wiederverwertung und Verfremdung hat sich auch das neue Modell des Herstellers Kymo aus Karlsruhe verschrieben. Mit seinem Teppich "Mashup" will das Unternehmen den Orientteppich im "Vintage-Look" neu erfunden haben. Auch hier werden alte Perser demontiert, aufbereitet und in Patchwork-Mustern neu zusammengestellt - im angesagten Used-Look. "Die Stoffe werden bedruckt, eingefärbt, abgewetzt und in Felder zerschnitten", erklärt Sprecherin Ann Zuber. Ziernähte schmücken die Übergänge auf dem neuen Teppich. Außerdem gibt es das Modell "Fabric Squared", bei dem ein elastischer Schaumkern mit Textilien oder Filz überzogen wird. Er dient als Begleiter für das Yoga-Training oder die entspannte Lektüre mit einer Tasse Tee auf Bodenhöhe.

Die Verfremdung steht auch hinter dem Design des Teppichs "Rose Pixel" aus dem Hause Bretz aus Gensingen (Rheinland-Pfalz). Ein dominierendes Gestaltungselement in der Kollektion der Designerin Carolin Fieber ist die Blume. Auf dem dazu passenden Teppich erahnt der Betrachter die rosa Blüte allerdings nur noch mit viel Fantasie. "Ich hatte das Blumenmuster am Computer pixelisiert und groß ausgedruckt", sagt die Designerin. So kam es zur Umsetzung des Kästchen-Dessins auf dem Teppich. Unterschiedliche Florhöhen, eine Mischung von Materialien und der Kontrast von Erdtönen mit bunten Farben verleihen dem Teppich einen Körper. Ähnliche Verläufe finden sich auch in den beiden anderen Modellen der Kollektion: "Red Light" soll an "Urbanität erinnern", sagt Fieber. Die grauen Verläufe von "Shades" rufen Schatten hervor, wie der Name verspricht.

Auf dreidimensionale Effekte zielt auch Stepevi mit seinen Modellen, die Synthetikgarne und Schurwolle mischen. Durch Materialmix und wechselnde Florhöhen entstehen geometrische oder von der Natur inspirierte Muster. Und auch der Öko-Trend hat den Bodenschmuck erreicht. So hat das Unternehmen Hey-Sign (Meerbusch bei Düsseldorf) schon seit mehreren Jahren Filz für sich wiederentdeckt. "Filz ist wohnlich und behaglich, und er absorbiert Schall und schlechte Gerüche", sagt Sprecherin Sonja Zilz. Das mache das Material auch zum idealen Bodenschmuck. Deshalb hat Designerin Wiebke Hoffmann den weichen Stoff jetzt erstmals auch in zwei neuen Teppichen verarbeitet.

Für das Modell "Tiles" verband sie unregelmäßig angeordnete Filzplättchen zu einer großen, immer wieder durchbrochenen Fläche. Und "Twice" verknüpft zwei gleich große Hälften in einer Art Schlüssel-Schloss-Stecksystem. "Die neuen Teppiche haben den Stellenwert eines Möbels", sagt Ursula Geismann, Trendexpertin des Verbands der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef. Das Material müsse jedoch etwas Besonderes sein. Wollfilz sei für Läufer ungewöhnlich und bringe eine besondere Design-Note mit. "Und es passt in den Trend zu Naturmaterialien." Das treffe auch auf das Verwenden von alten Persern zu.