Was Mitglieder erwarten können: In Hamburg sind sie wichtige Akteure am Mietmarkt und sie ermöglichen Mobilität sowie die Option auf Rendite.

Sie heißen Schiffszimmerer, Buchdrucker, Eisenbahner und Freie Gewerkschafter. Andere nennen sich Gartenstadt-Wandsbek, Bergedorf-Bille, Süderelbe, Walddörfer oder Elbgemeinden. Dabei sind die Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften längst über die Geschichte hinausgewachsen, die sie in ihren Namen tradieren. Weder bauen sie, wie in ihren Gründungstagen, für eine bestimmte Berufsgruppe, noch bauen sie nur in einem Stadtteil. Die meisten Baugenossenschaften verfügen über einen Wohnungsbestand, der sich über ganz Hamburg und zum Teil auch darüber hinaus erstreckt. Ulrich Stallmann, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften, nennt die Fakten: "An die 300 000 Hamburger leben in den rund 130 000 Wohnungen, die sich im Bestand der 30 Baugenossenschaften befinden, die sich in unserem Arbeitskreis zusammengeschlossen haben."

Der Anteil der Baugenossenschaften am Hamburger Mietwohnungsmarkt beträgt knapp 25 Prozent. Architektonisch fächert sich die Palette der Genossenschaftsbauten vom gründerzeitlichen Gebäude bis zum hochmodernen Passivhaus.

Derzeit zählen die Hamburger Baugenossenschaften mehr als 200 000 Mitglieder. "Um eine Baugenossenschaftswohnung mieten zu können, muss man Mitglied sein und eine bestimmte Anzahl von Genossenschaftsanteilen erwerben", erklärt Ulrich Stallmann. Wartelisten für frei werdende oder Neubau-Wohnungen gäbe es aber in der Regel nicht. Einige Genossenschaften seien dazu übergangen, neue Mitglieder nur dann aufzunehmen, wenn sie diese auch sofort mit einer Wohnung versehen könnten. "Wohnungssuchende sollten sich auf den Internetseiten der Baugenossenschaften über die Wohnungsangebote informieren", empfiehlt Stallmann. "Finden sie eine Wohnung, können sie am nächsten Tag Mitglied werden."

Die Anzahl der Genossenschaftsanteile, die man kaufen muss, richtet sich nach der Größe der Wohnung, ihrem Alter und anderen Kriterien. "Bei uns muss man, um Mitglied zu sein, mindestens zwei Anteile zu je 250 Euro halten", sagt Ulrich Stallmann, auch Vorstand der Walddörfer Wohnungsbaugenossenschaft.

Für eine Wohnung könnten schon mal 3500 Euro fällig werden, andererseits braucht man keine Kaution zu hinterlegen. Im Detail würden die Genossenschaften solche Fragen unterschiedlich handhaben, fügt Stallmann hinzu. Für die Anteile wird einmal im Jahr eine Dividende gezahlt, deren Höhe von der Vertreterversammlung festgelegt wird - meistens um die vier Prozent. Eine Mitgliedschaft zu kündigen dauert allerdings länger, als sie zu erwerben. Stallmann erklärt den Ablauf: "Man kündigt spätestens sechs Monate vor Ablauf des Kalenderjahres. Sechs Monate nach der Vertreterversammlung im darauffolgenden Jahr bekommt man sein Geld zurück."

Mitglieder haben ein lebenslanges Wohnrecht bei ihrer Genossenschaft. Auch werden sie bevorzugt behandelt, wenn sie in ihrer Genossenschaft eine neue Wohnung suchen - sei es eine größere oder eine kleinere. "Bei uns kommt der Interessent zum Zuge, der länger Mitglied ist", erklärt Frank Seeger, der als Vorstandsmitglied der 2289 Mitglieder zählenden Baugenossenschaft der Buchdrucker die Geschicke einer der kleineren Hamburger Genossenschaften lenkt. "Wir stellen für solche Umzüge einen eigenen Transporter zur Verfügung."

Seine Genossenschaft unterhält, wie viele andere auch, eine eigene Gästewohnung, die Mitglieder für Freunde oder Familie anmieten können. "Wir sind auch in ein Netzwerk eingebunden, sodass unsere Mitglieder für sich auch eine Gästewohnung in einer anderen Stadt mieten können." Überhaupt sind die Baugenossenschaften bemüht, ihren Mietern das Bewusstsein zu vermitteln, Teil einer Gemeinschaft zu sein, indem sie beispielsweise Räumlichkeiten für Nachbarschaftstreffs anbieten. Gemeinschaft hat für drei Hamburger Baugenossenschaften noch einen weiteren Aspekt.

Der Altonaer Spar- und Bauverein, die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bergedorf-Bille und die Hansa-Baugenossenschaft unterhalten für ihre Mitglieder eigene Spareinrichtungen. Dazu Martin Marburg, Vorstandsmitglied der Bergedorf-Bille: "Bei uns können Mitglieder und deren Kinder, Eltern und Geschwister sparen." Die Bergedorf-Bille hat ihre Banklizenz vor 30 Jahren erhalten und beschäftigt in diesem Bereich Bankkaufleute. Die Einrichtung unterliegt wie jede Sparkasse der Bankenaufsicht. "Die Spareinlagen werden ausschließlich für Modernisierungen und Neubauten in unserem Bestand genutzt und sind durch das Immobilienvermögen der Genossenschaft gesichert", sagt Marburg. Die Mitglieder würden der Spareinrichtung vertrauen, wie er in der Finanzkrise festgestellt habe. "Da sind viele mit ihrem Ersparten zu uns gekommen."

www.hamburgerwohnline.de