Hamburg. Wie gilt es Hamburg zu gestalten, um die Stadt für die Zukunft zu rüsten? Das war eine der Kernfragen, denen gut 100 Top-Entscheider aus Politik und Wirtschaft auf dem "Immobilien Symposium Hamburg 2010" nachgingen. Dieses fand erstmalig in Kooperation mit dem Hamburger Abendblatt und der Eschborner Management Circle AG am Dienstag und Mittwoch im Empire-Riverside-Hotel in St. Pauli statt.

Hamburg sei eine schöne Stadt, "eine schlafende Schöne", wie Per Hornung Pedersen, Vorstandschef der Repower Systems AG, gleich zu Beginn einer Diskussionsrunde betonte. Jedoch zur Frage: "Tut die Stadt auch wirklich alles, um die Menschen in der Stadt zu halten beziehungsweise in die Metropole zu holen?", fällt sein Urteil wesentlich differenzierter, um nicht zu sagen negativer aus.

Und mit dieser Einschätzung steht er nicht allein, wie sich zeigte, denn auch die anderen drei Hamburger Vorstände in der Gesprächsrunde, die zum Teil international agierenden Unternehmen vorsitzen, hielten sich nicht zurück mit Vorschlägen. So wünscht sich Jörg F. Debatin, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Eppendorf, eine stärkere Vernetzung der Stadt mit Forschungseinrichtungen wie den Max-Planck- oder Frauenhofer-Instituten. Der seit 2003 in Eppendorf erfolgte Umgestaltungsprozess des Klinikgeländes inklusive des neuen Forschungszentrums habe sich als Impulsgeber erwiesen. Noch zu wenig gesehen werde aber das große Potenzial im Bereich Life-Science. "Hier sollte man die Chance nutzen, einen ,Cluster' zu bilden, einen Verband von Betrieben im Bereich der Chemie und Biologie." Viel zu sehr habe man sich in den letzten Jahrzehnten auf den Hafen konzentriert.

In eine ähnliche Kerbe stieß Per Hornung Pedersen, dessen Unternehmen in Hamburg mit Windkraft und erneuerbaren Energien im letzten Jahr 1,9 Milliarden Euro umgesetzt hat. "Es ist ein Wachstumsmarkt, der bei uns dazu geführt hat, dass sich die Mitarbeiterzahl binnen zwei Jahren auf jetzt 2000 verdoppelt hat." Gleichwohl gebe es in Hamburg nicht die Möglichkeit, Ingenieure im Bereich Windkraft vor Ort auszubilden. Dieser Lehrstuhl sei in Bremerhaven zu finden, wie Pedersen bedauernd feststellte. Sein Wunsch: "Hamburg sollte sich als ,Silicon Valley der Windkraft' positionieren, nicht zuletzt auch angesichts der Nähe zum Meer und den vielen Windkraft-Anlagen, die dort bereits zu finden und weiter in der Entstehung sind."

Eine Forderung, der sich Herman J. Klein, Vorstand der Germanischen Lloyd AG, anschloss. Den Lehrstuhl in Bremerhaven unterstütze das Unternehmen finanziell. Man habe einen dringenden Bedarf an Ingenieuren. Der Germanische Lloyd beschäftigt 7000 Mitarbeiter und zertifiziert neben Schiffen auch Windkraft-Anlagen. "Die können durchaus als Gebäude gewichtet werden. Inklusive der Fundamentierung stellen sie in puncto Höhe so manch' andere Immobilie locker in den Schatten", unterstrich Vorstandschef Klein.

Roland Lappin, Mitglied des Vorstands der Hamburger Hafen und Logistik AG, verwies auf die natürlichen Standortpotenziale, von denen Hamburg als Hafenstadt profitiere. Er warnte aber unter Hinweis auf die notwendige Elbvertiefung davor, jetzt nicht die richtigen Weichen zu stellen. London habe die Containerisierung in den 80er-Jahren "verpennt". Überhaupt, so Lappin weiter, "würde Hamburg ohne den Hafen in einer ganz anderen Liga auch in der Immobilienwirtschaft spielen."