Die beliebte Zierde in Altbauwohnungen ist oftmals restaurierungsbedürftig. Doch Vorsicht: Besser den Fachmann fragen.

Eigentlich ist Stuck die Zierde jeder Altbauwohnung, hätte nicht in vielen Fällen der Zahn der Zeit oder laienhafte Renovierungsarbeiten ihre Spuren hinterlassen. Damit er wieder in alter Pracht Decken und Wände ziert, müssen oft viele Farbschichten entfernt und Risse gefüllt werden. Doch Vorsicht: Bevor man selbst Hand anlegt und den Stuck beschädigt, sollte besser ein Fachmann befragt werden.

"Provisorische Lösungen, bei denen man die Ausbesserung deutlich erkennen kann und sich nach kürzester Zeit Risse bilden, machen keinen Sinn", sagt Frank Schweizer, Leiter des Ausbildungszentrums für Stuckateure in Leonberg (Baden-Württemberg). "Bei Reparaturen ist es wichtig zu wissen, aus welchen Materialien - Gips oder Kalk - der Stuck hergestellt wurde. Welche eignen sich für die Reparatur? Und wie muss mit solch historischem Material umgegangen werden?", fügt Schweizer hinzu.

Zuvor sollte in jedem Fall sichergestellt werden, dass der Stuck nicht denkmalgeschützt ist. Nur dann nämlich kann der Heimwerker selbst Hand anlegen: Gut möglich sei das bei Rissen, die durch Erschütterungen entstanden sind. Oder wenn kleine Stückchen herausgebrochen sind. "Das sind gängige Schäden, die mit Feingefühl und passendem Werkzeug ausgebessert werden können", sagt Michael Heide, Geschäftsführer des Bundesverbands Ausbau und Fassade in Berlin. Dabei sollten Amateur-Stuckateure folgendermaßen vorgehen: "Der Riss muss etwas aufgeweitet und mit möglichst artgleichem Material aufgefüllt werden", erklärt Heide. Auf keinen Fall sollte synthetischer Bauschaum in Risse gespritzt oder Kunststoff verwendet werden, warnt Schweizer. Denn wenn sich Materialien nicht verbinden, können sich bald neue Risse bilden. "Um dann die Konturen wieder herzustellen, muss man das zu viel verwendete Material etwa mit einem feinen Spachtel vorsichtig abstoßen", erläutert Heide. Spätestens bei feinen Strukturen stießen Laien aber an ihre Grenzen.

Über die Jahre ist Stuck oft mehrfach überstrichen worden. Diese Farbschichten müssen entfernt werden, um die alten Konturen wieder sichtbar zu machen. "Das ist allerdings eine Sisyphosarbeit, für die ein Heimwerker viel Feingefühl und Geduld mitbringen muss, um die Form des Stucks nicht zu zerstören", sagt Schweizer. Vor dem Abtragen sollten Heimwerker zunächst herausfinden, um welches Material es sich bei der Oberfläche handelt. "Der erste Schritt ist dabei die sogenannte Benetzungsprobe", erklärt der Stuckateurmeister Josef Neundörfer. Dazu wird einfach etwas Wasser darauf gesprüht. Handelt es sich um Kalkfarbe, zieht das Wasser ein. Bei Dispersionsfarbe bleibt es darauf stehen. Für das Abtragen der alten Farbe gibt es mehrere Möglichkeiten: "Entweder kann man mit geeigneten Werkzeug vorsichtig die Schichten abkratzen oder toxisch neutrale Abbeizprodukte auftragen", sagt Neundörfer. Nach 8 bis 16 Stunden lässt sich die alte Farbe dann mit weichen Pinseln, Spachteln oder Bürsten entfernen. Wer hingegen selbst seinen Stuck streichen will, verwendet besser abwaschbare Mineralfarben.

Manchmal fehlen Teile des Stucks, beispielsweise aufgrund früherer Renovierungsarbeiten. "In diesem Fall sollten die entsprechenden Stücke von einem Stuckateur ergänzt werden", rät Heide. "Weil exakte Nachbildungen kaum im Handel zu bekommen sind, müssen sie anhand individuell gezeichneter Schablonen oder mit Silikon-Negativformen angefertigt werden." Eine andere Möglichkeit ist, die rudimentären Überbleibsel durch neuen Stuck zu ersetzen - zumindest, wenn der alte keinen historischen Wert hat.

Eine Alternative zum Gipsstuck sind Styroporleisten. Davon würde Neundörfer aber abraten. "Es handelt sich dabei um einen Stilbruch." Außerdem würden bei einem Brand toxische Dämpfe entstehen.