Modern und entspannt leben Peter und Corinna Kretschmar-Joehnk auf viel Fläche in ihrem Haus in Poppenbüttel.

Eine offene Küche, ein großes Wohnzimmer mit vielen raumhohen Fenstern und ein begehbarer Schuhschrank - das waren drei ausschlaggebende Gründe für die Innenarchitekten Peter Joehnk und Corinna Kretschmar-Joehnk, ihre Wohnung am Leinpfad zugunsten eines unspektakulären Backsteinhauses in Hamburg-Poppenbüttel aufzugeben.

Zwei Jahre ist das jetzt her. Dem 90er-Jahre-Haus sieht man bereits von außen an, dass seine jetzigen Bewohner ein Händchen für Stil und Design haben: Vor dem Haus wurde das obligatorische Mülleimer-Häuschen durch einen modernen Betonblock mit Briefkasten und Klingel ersetzt, außerdem Carport und Eingangsbereich neu gestaltet. Innen haben sich die Joehnks ein behagliches Reich geschaffen: mit schlichtem, gradlinigem Design, kombiniert mit Kunst und Naturmaterialien.

"Ruhig, klassisch und entspannt - mit einer gewissen Wertigkeit und wohltuend für die Seele", beschreibt Peter Joehnk den Einrichtungsstil, mit dem das Ehepaar nicht nur sein eigenes Heim einrichtet, sondern auch zahlreiche Hotels und Restaurants. Mehr als 200 Luxusherbergen hat ihr Büro JOI-Design, größter Hotel-Einrichter Deutschlands, bereits ausgestattet: in Hamburg unter anderem das Radisson Blue am Airport, das Le Royal Meridien an der Alster, das Lindner Park-Hotel Hagenbeck, sämtliche McCafés und den Gourmettempel Vleet in der HafenCity. Zurzeit gestalten sie in Frankfurt das 600-Zimmer-Hotel Hilton Airrail Center und die Casablanca Bar im Le Meridien.

Ihr Wohnzimmer im Poppenbüttler Backsteinhaus haben die Einrichtungsspezialisten mit einem Parkett aus Eichenholz ausgelegt. Hingucker ist eine Gruppe Sitzmöbel von verschiedenen Designern: Das skulpturale Sofa "Nuba" von Cor steht dort, der dreibeinige Plywood-Chair von Hans Wegner, ein großer Puff aus weißem Leder, der Barcelona Chair von Mies van der Rohe und Peter Joehnks Lieblings-Platz: ein roter, drehbarer und dick gepolsterter Ohrensessel von Moroso. Dessen einzige Gemeinsamkeit mit Opas Sessel von anno dazumal sind nur noch die großen Ohren, zwischen denen sich der Hausherr zurückziehen kann. Hier sitzt Peter Joehnk am liebsten strumpfsockig, und blättert in einer Zeitung - vielleicht, wenn die Außentemperatur Durchzug erlaubt, mit einer Zigarre in der Hand.

Auf dem Beistelltisch aus Holzpfosten steht die von Philippe Starck entworfene Tischleuchte "Ara" - eine Art silbernes Horn am Stil. Corinna Kretschmar-Joehnk hat sie während ihres Studiums gekauft, weil sie schon immer sowohl ein Faible für Hörner und Geweihe als auch für den Top-Designer hatte.

Ihr Innenarchitektur-Studium hat sie als Diplom-Ingenieurin abgeschlossen, ihr Mann als Diplom-Designer - eine Kombination, die sich nicht nur im Beruflichen ergänzt, sondern auch im Privaten. So haben sie der Eichenplatte ihres alten Esstisches kurzerhand ein neues Untergestell verpasst: aus transparentem Plexiglas, das der Form des Originals nachempfunden ist. Drum herum gruppieren sich bequeme Accademia-Drehstühle, deren Sitzschalen mit Leder in verschiedenen Weiß- und Beige-Tönen bezogen sind. Viele Dinge, mit denen die Joehnks sich umgeben, findet man auch in den Hotels, die sie eingerichtet haben. Moroso-Ohrensessel im Frankfurter Flughafen-Hilton; Kerzenleuchter aus gehämmertem Messing, die auf dem Esstisch stehen, in der Casablanca Bar; ein schmales Regal mit einer Glasleuchte obendrauf, das eine Ecke des Wohnzimmers beleuchtet, im Hamburger Steigenberger-Hotel; das Waschbecken im oberen Bad, das aus einem asiatischen Findling gemacht wurde, im Hagenbeck-Hotel. Inspirationen sammeln Peter Joehnk und Corinna Kretschmar-Joehnk auf ihren Reisen - am liebsten in New York. "Das ist eine Stadt nach unserem Geschmack", sagen sie. "Dort sind die Menschen, was Hotel-Design anbelangt, sehr mutig."

Für Spaziergänge im nahen Alstertal fehlte den beiden Workaholics bisher die Zeit. Nach einem anstrengenden Arbeitstag entspannen sie sich am liebsten in ihren eigenen vier Wänden bei einem von Hobbykoch Peter Joehnk zubereiteten Abendessen - zu zweit, mit den mittlerweile erwachsenen Söhnen Felix und Stefan oder mit Freunden.