Geplant sind 25 Einheiten im Rahmen eines Baugruppenmodells. Bauherr ist die Bürgerstadt AG. Baubeginn erfolgt im Sommer, die Fertigstellung 2011.

"Musik wird oft als Lärm empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden", so Wilhelm Busch. Ob Saxofon, Schlagzeug, Klavier oder wummernde Bässe aus der Stereoanlage: Musik, sofern sie von anderen kommt, strapaziert Ohren und Nerven - als Nachbarn sind Musiker als Mieter unbeliebt.

Auf diese Zielgruppe zielt ein ungewöhnliches Bauprojekt in der HafenCity. In der Shanghaiallee 50 entstehen im "Bürgerstadt Musikerhaus" 25 Eigentumswohnungen für Musiker. Sie sind mit einem Schall entkoppelten Raum ausgestattet - das Studio in der Wohnung. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss bieten 3500 Quadratmeter für Dienstleistungen rund um die Musik, Instrumentenbauer oder -Handlung, Tonstudio, Musikverlag, Musikschule, angedacht sind auch ein gemeinsamer Probenraum und ein Café.

Das Musikerhaus wird als Baugruppenmodell verwirklicht. "Eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten schließt sich zusammen, plant kooperativ und dennoch individuell ihr Zuhause und spart damit erhebliche Kosten", erklärt Matthias Schwark das Prinzip. Schwark ist Geschäftsführer der Bürgerstadt AG, die das Projekt initiiert und die Baugemeinschaft gegründet hat.

Die Bürgerstadt AG wurde im Jahr 2000 in Berlin von Stadtplanern, Soziologen, Ökonomen und Juristen mit dem Ziel gegründet, gemeinschaftliches Wohneigentum zu gründen und Bürger an einer nachhaltigen Stadtplanung und -entwicklung zu beteiligen. Heute sind 56 Aktionäre beteiligt. Der Hamburger Zweig, initiiert von der Patriotischen Gesellschaft, hat bereits in der HafenCity, am Kaiserkai 56, ein erfolgreiches Wohnprojekt als Baugruppen-Modell umgesetzt.

"Zweck des Bauens in der Gruppe ist aber nicht nur Kostenersparnis", erklärt Matthias Schwark. Bei der Planung bringen sich die künftigen Bewohner im Rahmen der baurechtlichen Vorschriften mit ihren individuellen Wünschen von Beginn an ein. "So entsteht keine 0815-Investitions-Architektur. Die Bewohner identifizieren sich von Beginn an mit ihrem Projekt und arbeiten zusammen. Dadurch entstehen lebendige, hilfsbereite Nachbarschaften."

Baugemeinschaften werden immer beliebter. In Hamburg werden einige Gemeinschaftsprojekte von der Lawaetz-Stiftung betreut. Auch die Passivhaus-Siedlung in Iserbrook - die erste ihrer Art in Norddeutschland - ist ein Projekt einer Baugemeinschaft.

Die Bürgerstadt übernimmt alle Schritte der Planung, Steuerung und Ausführung, von der Vor- und Entwurfsplanung über die Genehmigung bis zur Bauleitung und zur Abnahme des Bauwerks. Zu diesem Zweck wird eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet, die Gesellschafter werden Bauherren des Musikerhauses. Während der Bauzeit steht die AG allen Beteiligten als Anlaufstelle zur Verfügung.

Bei der Finanzierung geht die Bürgerstadt AG in Vorleistung, Interessenten zahlen bei Reservierung ein Beitrittsentgelt, das später verrechnet wird. Bezahlt wird nach Bauabschnitt. 3300 Euro bis 4200 Euro pro Quadratmeter kosten die zwischen 95 und 150 Quadratmeter großen Wohnungen, je nach Ausstattung, Eigenleistung und Lage im Haus. "Trotz Schallschutz und nachhaltiger energieoptimierter Bauweise sind die Wohnungen damit 300 bis 500 Euro pro Quadratmeter günstiger als herkömmliche Bauvorhaben. Denn die Bürgerstadt AG übernimmt nicht die Funktion eines Bauträgers. "Als Dienstleister arbeiten wir kostendeckend ohne an eine Gewinnmaximierung zu denken. Das Modell funktioniert wie eine Genossenschaft, nur im Eigentum", erklärt Schwark. Nebenerwerbskosten wie Makler- und Notargebühren entfallen. "Der gemeinschaftliche Planungsprozess ermöglicht sowohl die Anpassung der Wohnungen an individuelle Vorstellungen als auch die Mitbestimmung bei der Planung von Gemeinschaftsflächen", erklärt Matthias Schwark.

In Kürze startet der Architektenwettbewerb, Baustart ist im Sommer 2010, im Herbst 2011 soll das Musikerhaus in der Nähe von Greenpeace und dem Maritimen Museum in der HafenCity fertig sein. Rund 14 Millionen Euro sind veranschlagt.

Das Interesse an den Wohnungen sei groß, mehrere seien bereits reserviert, sagt Schwark. Unter den Interessenten seien einige Namen aus der Hamburger Musikszene und ein Investor, der Mietwohnungen auf Zeit für Künstler kaufen möchte.

Anfragen können gestellt werden unter der E-Mail: Hamburg@buergerstadt.de