Mit traditionellen Methoden werden heute außer Gläsern auch moderne Möbel und Wohnaccessoires nach Entwürfen internationaler Designer gefertigt.

Eine der heute international bekannten Kristallmanufakturen ist nach einem kleinen Ort in Frankreich, in der Nähe von Nancy, benannt - Baccarat. 1764 erlaubte König Louis XV. dem Bischof von Metz, hier die Manufaktur zu errichten. Im Laufe der Zeit verbreiteten sich der Name und die Qualität der Produkte über den ganzen Kontinent, und schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts war man auch im weit entfernten Russland auf die bedeutende Manufaktur in Frankreich aufmerksam geworden. Selbst Zar Nikolaus II. und die Zarin Alexandra schätzten die besondere Qualität des Kristallglases und so entstanden 1896 anlässlich einer Europareise für die Monarchen damals der "Kandelaber des Zaren" mit 79 Lichtern sowie der "Kandelaber der Zarin" mit 24 Armen. Eine Neuheit, denn mit speziellen Gussformen war es erstmals möglich, hohle Leuchterarme zu formen, die für Kandelaber mit elektrischem Licht genutzt werden konnten.

Aber auch bei der Kristallglasmanufaktur Theresienthal im Bayerischen Wald kauften gekrönte Häupter wie Ludwig II. oder die letzte französische Kaiserin Eugenie ein. Theresientahl, benannt nach der bayerischen Königin Therese, wurde 1836 gegründet und produziert nach zwei Insolvenzen heute wieder als gemeinnützige Stiftung mit insgesamt 21 Mitarbeitern Gläser, Vasen, Karaffen und Meisterstücke nach klassischen Vorbildern.

Für Baccarat fertigen 500 Mitarbeiter, darunter Kristallbläser, Schleifer, Graveure und Vergolder feinste Kristallgläser, Kronleuchter, Vasen, Wohnaccessoires und auch Möbel. Eine Besonderheit ist hier sicherlich die Kollektion "Crystal Dream", die Philippe Starck unter anderem für den neuen Hauptsitz des Unternehmens in Paris entworfen hat - ein Stuhlgestell aus verchromtem Metall, der Stoffbezug dazu in einer Seidenoptik und die Rückenlehne ziert ein Band mit Kristallen.

"Neue Farben, neue Produkte und auch die Zusammenarbeit mit Designern wie Philippe Starck, Arik Levy und Vicente Wolf haben das Kristallglas in den letzten Jahren auch bei jüngeren Generationen beliebt gemacht", sagt Roswita Derenbach, Inhaberin des gleichnamigen Geschäftes für Wohnaccessoires.

"Ein besonderes Maß an Perfektion wird deutlich bei der Herstellung von schwarzem Kristall, wie es zuletzt in den 20er-Jahren sehr gefragt war und mit einigen Stücken der neuen 'Darkside Collection' von Philippe Starck wieder präsentiert wird", sagt Monika Uschkamp, verantwortlich für Marketing bei Baccarat Deutschland. Kleine Unzulänglichkeiten wie Blasen und Linien, die erst wahrgenommen werden, wenn das Produkt schon geschliffen und poliert wurde, führen dazu, dass zum Beispiel nur jedes sechste Glas dem Anspruch des Hauses und Designers genügt. Um diese Qualität zu gewährleisten, beschäftigt Baccarat 25 "Meilleurs Ouvries de France" - Elite-Handwerker. In keinem anderen französischen Unternehmen der Luxusbranche werden so viele Handwerker mit dieser nationalen Auszeichnung beschäftigt. Fachleute sagen, man benötige etwa 15 Jahre, um die Kunst der Glasbläserei zu erlernen und den Prozess der Kristallherstellung zu beherrschen. Dabei geht es nicht nur um die Produktion von klarem Kristall, denn auch farbiges Kristallglas ist gefragt. So werden zum Beispiel dunkelblaue Produkte durch den Zusatz von Kobalt, grünes Kristall unter Beigabe von Chrom und die Farbe Rot durch Beimischung von reinem Gold hergestellt.

Eine besondere Herausforderung stellt die Kombination von Glas und Silber dar. "Diese Technik wird als Overlay bezeichnet, da das Silber in einem diffizilen Arbeitsgang - unterschiedliche Schmelzpunkte von Glas und Silber - auf das Glas aufgebracht wird", sagt Birgitt Blume, Inhaberin des Silbergeschäfts Antiques Blume. Eine Technik, die zur Zeit des Jugendstils sehr beliebt war und bei Firmen wie Tiffany und Gorham - beide USA - noch heute zu finden ist. Silber sei auch bei Stücken wie Dessertschalen, Flakons und Karaffen eingesetzt worden, wenn das Glas eine Beschädigung hatte. Dann, so Blume, seien Sockel oder auch Deckel aus Silber passend gefertigt worden, um das Glas wieder nutzen zu können und in seiner alten Schönheit erstrahlen zu lassen.