Unabhängig, ob sie vorgestellt oder angehängt sind: Sie stellen ein Plus für die Bewohner dar und steigern den Wert. Vorgabe bei der Traglast sind 400 Kilogramm pro Quadratmeter.

Sonntags morgens auf dem Balkon frühstücken, sich nachmittags auf ihm sonnen oder seinen Urlaub auf Balkonien mit einem Buch in der Hand verbringen - all das kennen viele Bewohner von Häusern aus den Fünfzigerjahren nicht. Damals war preiswerter Wohnraum wichtiger als ein Balkon vor dem Wohnzimmer.

Doch die Zeiten haben sich geändert - immer mehr Vermieter und Hauseigentümer bringen nachträglich Balkone an den Gebäuden an. Häufig geschieht das, wenn größere Arbeiten anstehen, sei es eine neue Wärmedämmung oder wenn das Dach- oder Obergeschoss von Einzelhäusern ausgebaut wird.

Bauarbeiten für eine neue Wärmedämmung an einigen ihrer Gebäude aus den Fünfzigerjahren in Barmbek hat die Baugenossenschaft der Buchdrucker genutzt, um Balkone anzubringen und den Wohnkomfort so zu steigern. Dazu Vorstandsmitglied Frank Seeger: "Für die Mieter sind neue Balkone ein großes Plus, der Mehraufwand im Rahmen der gesamten Baumaßnahmen ist dagegen eher gering." Die Bauarbeiten begannen im April, das Aufstellen der 30 Balkone im Oktober dauerte nur zwei Tage. Doch war es mit dem Aufstellen nicht getan, die Mieter mussten in Kauf nehmen, dass neue Öffnungen für die Balkontüren in die Fassade gestemmt wurden. "Da wir nicht den Sturz des Fensters verändert haben, sondern bestehende Fenster im Wohnzimmerbereich nach unten verlängert haben, sind die Türen nicht alle gleich groß", sagt Seeger. Der Maßstab für die Türen ist die Breite des Fensters.

Das Anbringen von Balkonen gehört zu den Baumaßnahmen, von denen Hobbyhandwerker die Hände lassen müssen. "Man braucht nicht nur eine Baugenehmigung, alle Bauphasen werden darüber hinaus von bestellten Baustatikern überwacht", erklärt Karl-Heinz Senkpiel, Eigentümer von Metallbau Senkpiel ( www.balkone-hamburg.de ) Sein Rat: Man sollte mit den Planungen schon im Oktober loslegen, damit montiert werden kann, wenn im nächsten Jahr die ersten Sonnenstrahlen herauskommen. "Wenn man im Winter einen Bauantrag einreicht, hat man die Genehmigung im Frühjahr", so seine Erfahrung.

Die vom Bauamt benannten Prüfstatiker erstellen eine Statik, überprüfen die Firma und werfen ein Auge auf die fast abgeschlossenen Baumaßnahmen. "Wir dürfen die Löcher, die wir in die Fassade gebohrt haben, erst schließen, wenn der Prüfstatiker die Baumaßnahme geprüft und abgenommen hat", so Senkpiel. "Er gibt den Balkon frei." Das hat seinen guten Grund, denn an die Stabilität eines Balkons werden hohe Anforderungen gestellt. Dazu Handwerksmeister Senkpiel: "Pro Quadratmeter muss ein Balkon 400 Kilogramm tragen können. Danach werden die Stahlkonstruktion und die Fundamente berechnet." Wenn die Raucher einer Partygesellschaft sich zur gemeinsamen Zigarettenpause auf dem neuen Balkon versammeln, darf nichts passieren.

Ob man den Balkon vor der Fassade auf ein eigenes Ständerwerk stellt oder ihn mit Kragarmen direkt an der Fassade anbringt, hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab. "An der Fassade befestigte Balkone eignen sich in Straßenzügen, wo man kein Ständerwerk aufstellen kann", sagt Architekt Johannes Vogelsanger ( www.jv-architekt.de ), der im Hamburger Stadtteil St. Georg stilgerechte Balkone für einen Altbau entwickelt hat.

Vorgestellte Balkone haben laut Senkpiel dagegen den Vorteil, dass sie keine Wärmebrücken zur Fassade bilden und keine Lasten in das Gebäude einbringen. Damit sie nicht kippen und auch Stürmen standhalten, werden sie durch Anschlussprofile und spezielle Befestigungssysteme an der Außenwand gesichert.

"Für die Aufnahme der Windlast muss jeweils nach der Örtlichkeit das notwendige Verbindungssystem statisch nachgewiesen werden", erklärt Senkpiel. Standardmaß für einen Balkon ist 3 mal 1,50 Meter. "Die Balkone werden immer individuell angefertigt und können auch in anderen Maßen geliefert werden. Der Quadratmeter inklusive Montage liegt bei 1000 Euro. Auch Sonderwünsche wie Treppen seien kein Problem. Wenn das Denkmalschutzamt ein Wörtchen mitzureden hat, können auch entsprechende Geländer angefertigt werden. Die Bodenplatte besteht aus leichten, zementgebundenen Werkstoffen, die eigens für Balkone hergestellt werden. Man kann sie aber auch individuell nach seinen eigenen Wünschen ausführen lassen - beispielsweise in Holz.

Großen Wert sollte der Bauherr auf eine sichere Entwässerung legen, rät Senkpiel. Die Bodenplatte sollte ein leichtes Gefälle haben, damit das Wasser über ein gesondertes Fallrohr ablaufen kann und nicht durch das Innere der Stützen. Senkpiel nennt den Grund: "Wenn die nicht hundertprozentig verzinkt sind, rostet es von innen nach außen durch, ohne dass man es merkt. Und man kommt nachträglich, anders als bei gesonderten Fallrohren, nicht an den Schaden heran."