Drei Generationen teilen sich ein Grundstück. Optisch bilden die Häuser eine Einheit, innen gilt dies nicht. Die Bauherren: ein Ehepaar und ihre beiden Töchter

Es war der Wunsch, näher zusammen zu sein, der sie auf die Idee brachte, drei gleichartige Häuser auf einem ausreichend großen Grundstück zu errichten. Bei Tochter Barbara Heeckt und deren Mann Kay Möller war das dritte Kind geboren worden, eine stressige Zeit für das berufstätige Paar. Mit fünf Personen wurde es eng im Haus. Auch die Eltern, Dorothea und Christian Heeckt, suchten nach einer neuen Bleibe, nachdem sich das eigene Heim als zu groß erwiesen hatte und nur noch viel Arbeit bereitete: "Dieser große Kasten mit den vielen Zimmern, alle vier Kinder hatten wir hier groß gezogen, nun lebten wir ganz allein darin", sagt Dorothea Heeckt.

Die Familie sah sich auf dem Wohnungsmarkt um, besichtigte Häuser, in denen man vielleicht zusammen leben könnte.

Die Lösung kam 2000, als die Familie im Hamburger Westen ein Grundstück aus Familienbesitz erwerben konnte. Knapp 3000 m⊃2;, darauf das Elternhaus von Christian Heeckt, erbaut 1948, mit Reet gedeckt, 140 m⊃2; Wohnfläche und baufällig. Die Familie ließ das Haus abreißen und teilte das Grundstück in drei Teile: eines für die Eltern, eines für Tochter Barbara mit Familie und das andere für die zweite Tochter Christina Heeckt und deren Mann Thomas Maurer. Beide sind Architekten - ebenso wie Senior Christian Heeckt.

"Es begann eine extrem diskussionsreiche Zeit", sagt Christina Heeckt, "auch wenn schnell klar war, dass wir drei Häuser bauen wollten, die optisch eine Einheit bilden. Man sollte sehen: Sie gehören zusammen." Schließlich entschloss man sich, die Häuser im gleichen Abstand zueinander zu bauen und sie zur Straße hin einheitlich zu gestalten. "Sie wirken streng und gleichförmig", sagt die Architektin. Unterstrichen werde dieser Eindruck noch durch die durchlaufende Buchenhecke und die Unterstände für Autos und Fahrräder. Auch die gleichen Baumaterialien seien für die Flachdächer, die Fassade und die Fenster verwendet worden. "Doch in der Ausgestaltung der einzelnen Häuser gibt es viele Unterschiede", sagt Christina Heeckt. Alle Beteiligten hätten andere Wünsche und Bedürfnisse gehabt.

"Erst haben wir sehr groß geplant, wir wollten Einliegerwohnungen bauen und diese vermieten", sagt Thomas Maurer. "Aber dann stellte ich mir vor, wie viele Menschen auf dem Grundstück leben. Das war mir zu viel."

Wer welches Grundstück bekommt, war auch ein Diskussionspunkt", sagt Barbara Heeckt. "Ich wollte nicht in die Mitte, mein Mann aber nicht an den Rand, dort stehen große Bäume." Nun wohnen die Senioren im Haus Nr. 16, Barbara Heeckt in Nr. 14 und die Schwester in Nr. 12. Zehn Monate dauerte die Bauzeit, 2002 bezogen die Familien ihre neuen Bleiben.

Von allen dreien weist das Haus von Dorothea und Christian Heeckt die meisten Unterschiede auf. Es ist mit 240 m⊃2; das größte und hat als einziges zusätzlich eine Wohnung im ersten Stock, die vermietet ist. "Wir wollten das unbedingt - als Altersabsicherung", sagt Christian Heeckt. "Zudem haben wir alles getan, damit wir im Alter möglichst lange selbstständig bleiben können." So ließ das Ehepaar extra breite Türen einbauen und verzichtete auf Schwellen selbst im Bad, für den Fall, dass einer von ihnen eines Tages im Rollstuhl würde sitzen müssen. Das Erdgeschoss liegt niedriger als das der anderen Häuser und hat statt vier Stufen zur Haustür nur zwei - angedacht wurde gleich mit die Möglichkeit, später eine Rampe anzubringen.

Gemein ist allen drei Häusern die Schlichtheit, die großzügigen Räume, die bodentiefen Fenster. "Obwohl die Häuser zur Straße hin geschlossen wirken, sind sie seitlich, sozusagen unter uns, offen", sagt Christina Heeckt. "Wenn alle drei Haustüren offen stehen, kann man in einer Linie durch alle Häuser geradeaus hindurchsehen." Eine Offenheit, an der sich vor allem Dorothea Heeckt anfangs störte: "Wir kamen aus einem Haus, das in den 30er-Jahren gebaut worden war", sagt sie, "ich fand das neue Haus anfangs kühl und ungemütlich." Heute schwärmt sie für diese "wunderbare neue Bauweise" und dafür, dass sie ihren Kindern und Enkeln nah sein kann, wenn sie es will. "Es gibt keine Zäune zwischen den Grundstücken", sagt Christina Heeckt, "der Garten ist mit 50 Metern Länge und 20 Metern Tiefe für alle da. Wenn wir Besuch bekommen, staunen die Leute immer, wie großzügig er wirkt." Allerdings sei der Besitz real genau geteilt und jede Familie zum Beispiel für das Mähen des eigenen Rasens verantwortlich.

Für alle sei dieses Wissen wichtig, ein eigenes Grundstück zu besitzen, sagt Christina Heeckt: "Dieses Bewusstsein ermöglicht es jedem in der Familie, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen. Zugleich leben wir aber auch individuell und ohne Abhängigkeit voneinander."