Holz sieht gut aus und kann auf sehr vielfältige Weise verarbeitet werden. Vor 150 Jahren entwickelte Thonet die Bugholztechnik mit gebogener Buche.

In der Weltwirtschaft ist heute der Begriff der Massenproduktion tief verankert. Ob Kleidung, Fahrzeugbau, Medizin oder in der Möbelbranche. In beinahe jedem Produktionszweig werden heutzutage die Produkte in einer gewissen Abfolge erstellt.

Einer der Pioniere dieser Verfahrensweise in der Möbelbranche war Michael Thonet, der 1819 als Tischler seine erste Werkstatt eröffnete und in wenigen Jahren mit seinen Möbeln weltweit vertreten war. Dazu gehört auch der Siegeszug des Stuhles 214, der erstmals 1859 gebaut wurde und in diesem Jahr sein 150. Produktionsjubiläum feiert. "Thonet steht für die Erfindung der Bugholztechnik", sagt Veronika Ullmann, Einrichtungsberaterin beim Hamburger Thonet-Fachhandelspartner Gisa Krogmann. Bei dieser Technik würden die vorgefertigten Buchenholzteile unter Wasserdampf erwärmt und dann in Metallformen rund gebogen. Nach dem mehrere Tage andauernden Abkühlen und Trocknen verändere das Holz dann seine Form nicht mehr, sagt Ullmann. Auch beim Export der in Einzelteile zerlegten Stühle setzte Thonet damals schon neue Maßstäbe. Insgesamt passten 36 zerlegte Stühle des Modells 214 in einen Kubikmeter und wurden dann verschifft. Erst vor Ort wurden die Elemente zum Stuhl zusammengebaut.

Buchenholz ist auch heute noch weit verbreitet in der Möbelproduktion, da das Holz günstig ist und in ganz Europa und den gemäßigten Klimazonen dieser Welt wächst. "Sehr gefragt ist allerdings auch die europäische Eiche", sagt Ralf Günther vom Einrichtungshaus Clic im Stilwerk. Ein Holz, das in seiner Natürlichkeit besticht und dadurch jedes Vollholzmöbel aus diesem Holz mit einer gewissen Individualität auszeichnet. Als einen Grund für die Nachfrage bei Eichen-Vollholzmöbeln nennt der Fachmann die natürliche Verarbeitung, den rustikalen Stil - teilweise auch mit Astlöchern -, wie ihn viele Hersteller anbieten. "Früher schnitten die Hersteller die Astlöcher aus oder nahmen Holz ohne Astwuchs. Heute sind Möbel aus natürlich gewachsenen und behandelten Hölzern dagegen sehr beliebt. Wirklich störende Löcher werden mit elastischem Schwarzwachs geschlossen", sagt Ralf Günther. Ein Stil, wie er auch deutlich wird bei der Leuchte Sanur (kl. Foto) aus der Naturalistic-Serie. Hier werden gewaschene Treibhölzer zu Tisch- und Leuchtenbeinen verarbeitet. Außer Buche und Eiche werden hauptsächlich Nussbaum, Ulme - früher auch Rüster genannt - und Erle als Vollholz im Möbelbau verarbeitet. Sehr viel weniger wird Wenge eingesetzt, da es sehr teuer ist.

Außer Vollholz deckt der Einsatz von Furnieren einen Großteil in der Holz verarbeitenden Möbelindustrie ab - besonders in der Herstellung von Holzflächen wie zum Beispiel für Schranktüren. "Wir unterscheiden zwei Arten von Furnieren, das Dünnfurnier (0,6-1,1 Millimeter) und das Dickfurnier (1,5-2,5 Millimeter)", sagt Günther. Dünne Furniere würden hauptsächlich für Schränke im Innen- und Außenbereich eingesetzt, dickes Furnier dagegen für Tischflächen, die einer höheren Beanspruchung ausgesetzt seien, so der Fachmann.

Die Furniere werden je nach Möbel auf unterschiedliche Trägermaterialien aufgeleimt. Günstig und weit verbreitet ist der Einsatz von Spanplatten. Ebenso dienen als Trägermaterialien die schwerere MDF-Platte, die stabile Tischlerplatte mit ihrer Stäbchenbauweise und schließlich die teure Leichtbauplatte mit ihrer Wabenkonstruktion aus Pappe.

Aber nicht nur das Holz mit seiner charakteristischen Farbe und Maserung prägt ein Möbel. Auch die Art der Oberflächenbehandlung trägt dazu bei, wie das Möbel wirkt. So sind die Holzporen bei lackierten Möbeln geschlossen, das Holz ist geschützt und kann sogar feucht abgewischt werden. Anders verhält es sich mit einer geölten Oberfläche. Hier zieht das Öl ein. Man spricht von einer offenporigen Holzoberfläche, die natürlicher wirkt, aber pflegeintensiver ist.

"Wichtig ist beim Kauf die Frage der fachgerechten Oberflächenbehandlung", sagt Torsten Utz, Inhaber der gleichnamigen Möbeltischlerei. Öle und Lacke würden nur wirksam schützen, wenn es sich um UV-resistente Produkte handele, die das Möbel nicht ausbleichen lassen und sich somit nicht die Farbe verändere, sagt der Fachmann. Trotzdem könne es bei bestimmten Hölzern wie z. B. amerikanischer Kirsche oder Origon Pine auch passieren, dass diese in den ersten Monaten nachdunkeln. Hier empfiehlt der Fachmann, Gegenstände auf dem Möbel von Zeit zu Zeit zu verrücken. Nur so sei eine gleichmäßige Farbentwicklung der Oberfläche zu gewährleisten und die Freude am Möbel sicher.

Unter dem Titel "Möbel kaufen - Qualität erkennen" hat die Stiftung Warentest in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM) einen Ratgeber über Material- und Warenkunde herausgebracht. Der Ratgeber ist für 14,90 Euro im Buchhandel erhältlich. Nähere Informationen auch unter www.dgm-moebel.de