Bauen heißt heute auch die Umwelt zu schützen. Nachhaltigkeit schaffen, Ressourcen schonen, Energie sparen.

Hamburg. Bauen heißt heute auch die Umwelt zu schützen. Nachhaltigkeit schaffen, Ressourcen schonen, Energie sparen - das sind die neuen Schlagwörter der Baubranche. Auch für Arne Weber, dessen Bauunternehmen HC Hagemann seinen Sitz im Harburger Hafen hat und das bereits viele Bauten am Wasser errichtet hat. Sie alle können in einer Stadt wie Hamburg, die im Zuge des Klimawandels den ansteigenden Meeresspiegel zu spüren bekommt, gefährdet sein. Lösungen baulicher Art hat Weber aber bereits in der Tasche. Den "Shark" zum Beispiel: 37 Meter hoch. Ein Gebäude, das auf Stelzen gebaut werden soll und sich hydraulisch dem Wasserstand anpassen kann. Über die tragenden Pfähle soll Erdwärme gewonnen werden. Aufgebrachte Fotozellen liefern Strom.

"40 Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes geht auf Gebäude zurück", sagt Friedrich Oeser vom Bauindustrieverband. Damit liege das größte Einsparpotential für die CO2-Belastung im Bau. Neue Gebäude müssten daher energieeffizient sein.

Beispiele für klimaschonendes Bauen und Sanieren gibt es aber schon jetzt einige in der Hansestadt. So wurden Pläne für das Emporio-Quartier, das die umfassende Sanierung des alten Unilever-Hauses in der Innenstadt einschließt, im April von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Vorzertifikat in "Silber" ausgezeichnet. In dem Neubau mit Büro, Wohnen und Hotel sowie dem alten, dann top-modernen 24-geschossigem Bürohaus wird das Regenwasser zur Bewässerung der Zimmerpflanzen verwendet. Heizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung lassen sich individuell anpassen. Und beim Händewaschen werden jedes Mal sieben Liter pro Minute gespart. Um insgesamt mehr als 64 Prozent sollen die Betriebskosten in dem Gebäude gesenkt und die Umwelt jährlich damit um fast 1700 Tonnen Kohlendioxid entlastet werden.

Als grünes Bürohaus wurde auch das Commercial-Center in der HafenCity ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt das Gebäude wegen seiner ökologischen Bauweise von der HafenCity GmbH schon vor Fertigstellung das Umweltzertifikat in "Gold". Ebenso der Spiegel-Neubau an der Ericus-Spitze mit dem Zertifikat ausgezeichnet.

Dass Bauen ohne Klimaschutz heute undenkbar ist, unterstreicht auch die Internationale Bauausstellung Hamburg (IBA) mit ihren diversen Projekten. Anfang kommenden Jahres beziehen die Organisatoren ihr erstes großes Vorzeigeobjekt - das IBA-Dock.

Das schwimmende Ausstellungszentrum und Verwaltungsgebäude ist als Exponat für innovative Bau- und Energiespar-Technologien konzipiert. So werden Sonne und Wasser der Elbe zur Energiegewinnung genutzt - mit einer Sole/Wasser-Elektropumpe, die ihre Energie aus einem Wärmetauscher und Solarthermie-Kollektoren bezieht.

Ebenfalls komplett nach den neuesten Standards klimaschonenden Bauens entsteht derzeit eines der größten Neubauvorhaben der Stadt. Auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld entstehen auf 35 Hektar Fläche etwa 720 Wohneinheiten für 2000 Bewohner. Integraler Bestandteil ist das europaweit einmalige Referenzprojekt "Hamburg Water Cycle" von Hamburg Wasser. Dieses sieht die Entsorgung des Wassers aus Toiletten über eine Vakuumabsauganlage vor: Aus dem gewonnenen Schwarzwasser wird Biogas gewonnen, mit dem ein Blockheizkraftwerk betrieben wird, welches die Häuser mit Wärme versorgt.

Dies alles entspricht den Vorgaben der Umweltsenatorin Anja Hajduk, wonach bis 2020 der CO2-Ausstoß um 40 Prozent reduziert werden soll. Zertifizierungen für nachhaltiges Bauen werden von der Behörde ausdrücklich begrüßt. Auch, weil sie mehr Planungssicherheit für alle Beteiligten bedeuten. Susanne Bühler von der HafenCity weiß das aus Erfahrung: "Wenn ein Bauträger alle positiven Effekte Schwarz auf Weiß belegen kann, fällt es ihm leichter, Mieter, Käufer oder auch Investoren zu akquirieren." Eine Zertifizierung sei ein "vorzeigbares Verkaufsargument", bestätigt Friedrich Oeser. "Ausgezeichnete Objekte haben eine bessere Vermietungschance."

Tatsächlich aber reicht der betriebswirtschaftliche Vorteil weiter. So verzichten die Bauherren im Spiegel-Neubau ganz bewusst auf Lösungsmittel und bauen Pollenfilter ein. Der Nutzen liegt auf der Hand: Die Mitarbeiter fühlen sich wohler, sind weniger krank und leisten mehr.