Ein Wettbewerb gab den Ausschlag, das Büro zu gründen. Heute beschäftigen die beiden Planer 14 Mitarbeiter.

"Ich heiße Waiblinger, und Herr Schenk ist Waiblinger." Der Architekt Georg Waiblinger muss lachen, wenn er erzählt, dass sein Büropartner Martin Schenk im schwäbischen Waiblingen geboren ist. Er selbst ist in Nürnberg zur Welt gekommen. Kindheit und Jugend haben die beiden Architekten aber nicht in ihren Geburtsorten verbracht. Schenk ist früh nach Hamburg gekommen, und Waiblinger ist in Venedig aufgewachsen. Hier ist auch der Wunsch, Architekt zu werden, langsam in ihm gereift: "Wenn ich dem italienischen Unterricht nicht folgen konnte, habe ich in meinen Heften gezeichnet - darunter immer wieder Grundrisse von Häusern."

Für Martin Schenk war der Weg ins Architektendasein dagegen vorgezeichnet. Großvater und Vater waren Architekten, die Mutter eine Bauzeichnerin. Nach einer Lehre zum Bootsbauer nahm er 1990 das Architekturstudium an der Fachhochschule Hamburg auf. Hier traf er auf Georg Waiblinger. Den hatte der Zivildienst nach Hamburg verschlagen. Die Entscheidung, sich für das Architekturstudium einzutragen, war dann aber doch eine Last-Minute-Entscheidung: "Das war fünf Tage vor dem Bewerbungsschluss."

Bereut hat er die Entscheidung nie. Seit 2000 führen er und sein Freund Martin Schenk das Büro "Schenk + Waiblinger Architekten" ( www.schenk-waiblinger.de ) - und in diesen Jahren haben die beiden Architekten schon Gebäude an prominenten Stellen der Stadt bauen dürfen. Darunter das Johannes-Dalmann-Haus, ein Bürogebäude in der HafenCity direkt gegenüber der Elbphilharmonie. An der Domstraße unweit des Rathauses haben sie mit dem Bau der "Domkaskaden", ebenfalls ein Bürogebäude, einen wichtigen architektonischen Akzent im Kontorhausviertel gesetzt. Ursprünglich sollte das Gebäude, ähnlich wie das Johannes-Dalmann-Haus, mit einer Metallfassade gebaut werden. Schenk und Waiblinger konnten den Bauherrn, die Quantum Projektentwicklung, jedoch überzeugen, an diesem Ort einen dunklen Klinkerbau zu errichten. "Ich habe nach dem Studium bei einem Projektentwickler gearbeitet und weiß, wie wichtig Flächeneffizienz für einen Investor ist", sagt Martin Schenk. Umso erfreuter waren sie, dass ihr Entwurf mit in sich verdrehten Stockwerken und Staffelgeschossen angenommen wurde. "Da hat der Investor nicht auf die Quadratmeterzahl unterm Strich geguckt, sondern auf die Qualität der Architektur", sagt Martin Schenk. Das leicht glänzende Gebäude verändert sich wie ein geschliffener Edelstein bei wechselndem Lichteinfall.

Der Start ins Berufsleben war für die beiden erfolgreichen Architekten holpriger verlaufen als erwartet. "Wir hatten schon im zweiten Semester gemeinsam Entwürfe gemacht und bei Wettbewerben auch Preise gewonnen", sagt Martin Schenk, der sein Studium mit einem städtebaulichen Aufbaustudium in Rouen und Valencia krönte. "Doch als wir dann fertig waren, war der Arbeitsmarkt für Architekten ausgesprochen schlecht." Für Schenk und Waiblinger bedeutete das: freiberufliche Mitarbeit an Projekten, erste Erfahrungen im Umgang mit Baugemeinschaften. "Wir konnten uns in dieser Zeit ein Netzwerk aufbauen, das uns dann weitergeholfen hat", sagt Waiblinger.

Als sie in Ottensen ein Zimmer in einer WG fanden, arbeiteten sie weiter gemeinsam an Wettbewerbsbeiträgen. Der Lohn: Ein erster Preis in einem europäischen Wettbewerb für innovativen Wohnungsbau. "Da haben die Korken geknallt, und es war klar, dass wir uns selbstständig machen würden." Realisiert wurde das Projekt nicht, aber das Büro "Schenk + Waiblinger Architekten" war gegründet - zunächst in einem Zimmer der Ottensener Loftwohnung. Inzwischen beschäftigt ihr Büro 14 Mitarbeiter an der Palmaille.

Zu ihren neuen Projekten gehört eine Studie zur städtebaulichen Entwicklung des Wohnquartiers "Stadtgärten Lokstedt" auf einem ehemaligen Sportgelände. Hier bauen sie für den Investor Quantum auch einige Wohnhäuser, die an Familien mit Kindern vermietet werden sollen. Die beiden Familienväter wissen aus eigener Erfahrung, dass solche Wohnungen nur klassisch mit getrennten Zimmern funktionieren. Auf die Fassadengestaltung haben sie großen Wert gelegt. "Jedes Haus ist ein Unikat", erklärt Georg Waiblinger. Die Fassade selbst ist mit Vor- und Rücksprüngen gestaltet, sodass sich dem Betrachter drei Ebenen darbieten. Auch in Lübeck bauen sie ein öffentlich gefördertes Wohnprojekt.