Sie machen eigentlich alles, doch bei näherer Betrachtung wird klar: Viele schöne Altbauten erstrahlen dank ihrer Entwürfe wieder im alten Glanz.

Wer die Architektur der beiden letzten Jahrhunderte schätzt, bleibt hier und da vor alten Häusern stehen und erfreut sich daran, dass es Handwerker und Architekten gibt, die diesen Bauten wieder ihre alte Pracht verleihen. Dies gilt auch für die Villa im Harvestehuder Weg (gr. Foto), die 2006 unter Vorgaben des Denkmalschutzes umfangreich saniert wurde, und für die repräsentative Villa an der Schemmanstraße in Volksdorf. Auch sie zieht seit Kurzem wieder bewundernde Blicke von vorbeigehenden Spaziergängern auf sich.

In beiden Fällen zeichnet das Architekturbüro Ockelmann Rottgardt Partner (ORP Architekten) für die gelungenen Sanierungsmaßnahmen verantwortlich. Das Büro selbst unterhält seinen Sitz in einer alten Villa in Blankenese. Das Kernteam besteht aus den Architekten Joachim Rottgardt, Ulf Ockelmann, Peter Wischmann und Christoph Möring-Sack sowie vier Bauzeichnern. ORP gehört nach eigenen Angaben zu den wenigen Büros in Hamburg, die noch Bauzeichner ausbilden.

"Unser Büro ist breit aufgestellt", sagt Joachim Rottgardt, mit 67 Jahren Senior im zehnköpfigen Team. 1977 gründete er gemeinsam mit Hans-Georg Ockelmann das Architekturbüro. 1991 trat dessen Sohn Ulf Ockelmann (48) die Nachfolge an. Peter Wischmann (50) gehörte da schon zum Team. Auch wenn Ockelmann betont: "Wir machen eigentlich alles", so wird doch angesichts der vielen Arbeiten im Bereich des Denkmalschutzes und der Sanierung schnell deutlich: ORP Architekten zählt zu den Bewahrern alter Baukultur in Hamburg. So wurde nach Plänen und unter Leitung des Büros die Mellinpassage, die die Alsterarkaden mit dem Neuen Wall verbindet, mit ihren schönen Jugenstilmalereien 1989 nach dem Brand wieder hergestellt. Es folgte 1995 bis 1997 der Umbau des Levantehauses an der Mönckebergstraße zu einer Einkaufspassage mit Fünf-Sterne-Hotel. Auch der Umbau und die Renovierung der Barkhofpassage sowie die Sanierung des Asia- und Heine-Hauses geht auf ORP Architekten zurück.

Derzeit ist das Büro mit der Sanierung von zwei Einfamilienhäusern im Blankeneser Treppenviertel betraut, beide stehen unter Denkmalschutz. "Solche Arbeiten machen viel Spaß", sagt Ulf Ockelmann. Im Laufe der Planungen entwickle sich ein intensiver Dialog mit den Eigentümern, der meist in ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis münde. "Dabei zwingen wir Eigentümern aber keinen Stil auf", betont Joachim Rottgardt. "Wir versuchen allenfalls Fehlern vorzubeugen und lenkend einzugreifen."

Im Falle der Villa in Volksdorf sei dies nur begrenzt möglich gewesen. "Hier hatte das beauftragte Bauunternehmen schon mit den Arbeiten begonnen, vieles davon unter der Maßgabe ,möglichst billig'", sagt Ockelmann. Man habe aber zumindest erreichen können, dass die bereits eingebauten, aber zum Haus nicht passenden Fenster teilweise wieder ausgetauscht wurden. "Auch auf dem Dach hätten wir gern Pfannen aus Ton gesehen statt aus Beton, aber das konnten wir nicht mehr rückgängig machen", stellt Rottgardt bedauernd fest. Dafür habe man im Innern der Villa wieder schöne alte Details wie Stuck unter abgehängten Decken sichtbar machen können. Jetzt sei in der bewohnten Villa wieder der Charme der Jahrhundertwende kombiniert mit dem Komfort des 21. Jahrhunderts für die Bewohner erlebbar.

Doch nicht nur die Sanierung von Altbauten bestimmt den Alltag im Büro ORP. Christoph Möring-Sack, mit 33 Jahren zugleich Jüngster im Team, ist derzeit mit einem Projekt für eine Baugemeinschaft (Eilbeker Loft) betraut, in der neun Einheiten entstehen. Nebenan errichtet der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) 23 weitere Einheiten. "Die Interessen aller künftigen Bewohner in einer Baugemeinschaft unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach", sagt Möring-Sack. Die Arbeit mache ihm aber Spaß, da man viel und eng mit den künftigen Nutzern zusammenarbeiten müsse. Erste Erfahrungen auf diesem Gebiet hat der junge Architekt bereits bei der Planung eines Wohngebäudes an der Englischen Planke 2006/2007 gemacht. Auch hier galt es für eine Baugemeinschaft 14 Einheiten zu planen. Bauherr war damals der BVE, für den die Architekten schon so manchen Bau in der Vergangenheit entworfen haben.

Möring-Sack macht bei diesen Projekten dieselbe Erfahrung wie seine "Senior-Partner" im Büro: "Durch die intensiven Gespräche mit den Bewohnern kommt es irgendwann fast zu freundschaftlichen Beziehungen." Noch heute könne es vorkommen, dass er von einigen auf eine Tasse Kaffee eingeladen werde, wenn er sich in der Nähe befände. Der junge Architekt ist sicher: "Diese Wohnform hat Zukunft in Hamburg."