95 Prozent der Wohnungen sind bereits bewohnt. Zu den Mietern zählen meist kinderlose Paare und Alleinstehende. Sie schätzen die urbane Lage.

Hamburg. Zum Kindergarten und zu den Lebensmitteldiscountern am Großneumarkt ist es nicht weit. Und auch ein Park befindet sich gleich um die Ecke. Nicht irgendein Park, sondern der 47 Hektar große Erholungspark Planten un Blomen, der für seine tollen Spielplätze und die vielen schönen Pflanzen weit über die Stadtgrenzen Hamburgs hinaus bekannt ist. Hierhin zieht es Anja Miesner und ihre Tochter Nele, wann immer die Zeit es erlaubt.

Ihr Zuhause ist das Brahmsquartier, eines der wohl urbansten Neubauprojekte in der Hamburger Innenstadt an der Caffamacherreihe, Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße. Da, wo früher die Mitarbeiter des Verlags Axel Springer über Jahre hinweg ihre Autos und Motorräder parkten, stehen seit sieben Monaten zwei achtstöckige Gebäude mit insgesamt 53 Wohneinheiten. Die Wohnflächen betragen zwischen 53 und 119 Quadratmeter. Hinzu kommen vier gewerblich zu nutzende Einheiten im Erdgeschoss mit einer Gesamtfläche von 490 m⊃2;, die bislang noch nicht vermietet sind. Die Netto-Kaltmiete beträgt 16 Euro/m⊃2;.

Neben den Häusern befindet sich ein klitzekleiner Kinderspielplatz mit einigen Spielgeräten. Dieser wird momentan allerdings weniger von Kindern, sondern vielmehr von Berufstätigen als Plätzchen für eine ruhige Mittagspause genutzt.

Der Name Brahmsquartier wurde nicht zufällig gewählt: 1833 erblickte an dieser Stelle der legendäre Komponist Johannes Brahms das Licht der Welt. Bei der Grundsteinlegung wurden deshalb neben mehreren aktuellen Tageszeitungen und Münzen auch eine CD sowie ein Satz Notenblätter des Namensgebers mit in das Erdreich einbetoniert.

Bauherr, Projektentwickler und Generalunternehmer des Quartiers ist August Prien. Die Unternehmensgruppe, die zu den größten Bauunternehmen der Hansestadt gehört, hat circa 15 Millionen Euro in das neue Wohnquartier investiert.

Die Entwürfe stammen vom Hamburger Büro des Architekten Carsten Roth. Er hat die beiden Gebäude, deren leicht geknickte Fassaden aus Naturstein-, Holz- und Glaselementen bestehen, bewusst rechtwinklig zueinander angeordnet. Somit können sich die Bewohner nicht gegenseitig in die Wohnungen schauen. Naturstein findet sich außerdem in den Eingangsbereichen, Aufzugsvorräumen und in den Aufzügen selbst wieder.

Nele, Anja Miesner und ihr Lebensgefährte wohnen in einer Drei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock, die wie alle Wohnungen bequem über einen Aufzug erreichbar ist. Zur Ausstattung der Wohnung gehören unter anderem ein Eichen-Parkettboden, eine Loggia, eine ganz in Weiß gehaltene Einbau-Küchenzeile sowie eine Gegensprechanlage.

Das geräumige Badezimmer ist mit einer Badewanne und einem Handtuchheizkörper ausgestattet. Für Wärme am Boden sorgt eine Fußbodenheizung. "Uns gefallen vor allem die großzügige Planung, der durchdachte Grundriss und die bodentiefen Fenster. Außerdem ist unsere Wohnung herrlich hell", schwärmt Anja Miesner, die ein bekennender Stadtmensch ist und zuvor schon am Zeughausmarkt und auf St. Pauli gewohnt hat. Sie genießt die kurzen Wege in die City. Auch ihren Arbeitsplatz kann die kaufmännische Angestellte einer Immobilienfirma fußläufig erreichen. "Das spart viel Zeit, Geld und Nerven", ist sie überzeugt. Einziges Manko sei die Parkplatz-Situation: Einen nahe gelegenen Stellplatz würde man eigentlich nur dann finden, wenn man beruflich antizyklisch unterwegs sei.

Ein City-Neubürger und einer der ersten Mieter im Brahmsquartier ist Helmar Elsen. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Sadaf Baybordy hat der Kaufmann im März eine Zwei-Zimmer-Wohnung im vierten Geschoss bezogen. "Wir fühlen uns hier ausgesprochen wohl. Das liegt vor allem auch daran, dass die Nachbarschaft so nett und der Weg zur Arbeit so kurz ist. Das Auto benutzen wir nur noch maximal einmal pro Woche", sagt Helmar Elsen. Außer der Adresse habe sich noch etwas im Leben des Paares verändert. "Wir sind jetzt viel mehr in unserer Freizeit unterwegs und entdecken die Hamburger Innenstadt, aber auch das benachbarte Karolinen-Viertel ist zurzeit für uns noch völlig neu. Das ist sehr spannend."

Die monatlichen Netto-Kaltmieten für die Wohnungen, zu denen jeweils auch ein separater Kellerraum im Untergeschoss gehört, liegen zwischen 633 und 2023 Euro. Stellplätze in der Tiefgarage können für 190 Euro monatlich angemietet werden. Wie Philip Bonhoeffer, Geschäftsführer der Engel & Völkers Immobilien GmbH, berichtet, sind etwa 95 Prozent der Wohnungen bereits vermietet. "Unter den Mietern sind vor allem Alleinstehende und Paare aller Altersgruppen zu finden, die die Infrastruktur des Standorts zu schätzen wissen. Familien gibt es allerdings bislang nicht viele", sagt Bonhoeffer.

Die positive Resonanz auf das Brahmsquartier freut auch Frank Holst, Geschäftsführer von Aug. Prien. "Der Ansatz für das Projekt und damit zur Belebung der Innenstadt kam vor allem von Seiten der Politik. Rückblickend betrachtet haben alle Seiten bei diesem Bauvorhaben hervorragend zusammengearbeitet", lautet seine Bilanz.

Unklar ist noch, wie sich die Zukunft der Nachbarbebauung im historischen Gängeviertel entwickelt. Die heruntergekommenen Altbauten werden womöglich jetzt doch von der Stadt renoviert und zur Heimat einer Künstlerkolonie ausgebaut. Schon jetzt ist viel kreatives Potenzial vor Ort, sodass man auf eine Alternative zur urspünglich geplanten "Holzhammer-Sanierung" hoffen darf.