Es waren die vielen Fenster, die das Ehepaar mit Tochter zunächst von diesem Entwurf überzeugten. Doch das Haus bietet noch mehr: hohe Energieeffizienz.

In einer grünen Volksdorfer Seitenstraße, versteckt hinter einer weißen Jugendstilvilla, liegt das Traumhaus der Familie Weber. Von außen ist es hübsch anzusehen: untenherum weiß verputzt, oben mit edel aussehenden Resopalplatten verkleidet, ein flach geneigtes Dach und viele hohe Fenster. Das wirklich Besondere an diesem Haus aber ist unsichtbar. Es ist ein Passivhaus mit allen möglichen Hightech-Finessen.

"Am Anfang war dieser Aspekt für uns zweitrangig, uns gefiel zunächst einfach die Architektur des Hauses", sagt Matthias Weber. Eine Zeichnung davon hatte er einen Tag vor Weihnachten in der Zeitung entdeckt. Bis dahin hatten der Radiologe und seine Frau Silja eineinhalb Jahre lang regelmäßig die Immobilienseiten durchforstet - auf der Suche nach einem Grundstück, das sie mit einem modernen, lichtdurchfluteten Haus bebauen wollten. In Volksdorf sollte es liegen, wo sie schon seit mehreren Jahren eine Doppelhaushälfte bewohnten und wo Tochter Neele (12) das Gymnasium besucht und ihren Freundeskreis hat. "Auf der Zeichnung sprachen uns die Modernität und die vielen Fenster an", sagt Mathias Weber. "Dass es sich um ein Passivhaus handelte, war sozusagen das i-Tüpfelchen." Eine Woche später hatten sich der Radiologe und seine Frau für den Kauf des Grundstücks und des darauf geplanten Hauses entschieden, im März begannen die ersten Baumaßnahmen, vor knapp zwei Monaten ist die Familie eingezogen.

Angeboten wurde das Passivhaus von der Hamburger Firma Satronoma, die ihren Firmensitz in einer ehemaligen Volksdorfer Kaffeerösterei hat. Das von den Hamburgern Klaus Waldeck und Karsten Albers gegründete Unternehmen setzt auf die Themen "erneuerbare Energien" und "Gesundes Wohnen". Dabei machen sie sich Tatsachen zunutze, die vielen Menschen unbekannt sind. So nutzt die Wärmepumpe im Haus bereits ab minus 20 Grad die Energie, die in der Luft steckt. Und ein Mensch, der 70 Kilo wiegt, kann 30 m⊃2; Wohnfläche heizen.

Technisch umgesetzt sieht das bei Familie Weber so aus: Zwei Meter unter ihrem Garten schlängelt sich eine 100 Meter lange, mit Sole-Lösung gefüllte Leitung durchs Erdreich. Ein Erdwärmetauscher gewinnt aus der etwa acht Grad kühlen Erde Energie, die als Wärme ins Haus geleitet wird. Außerdem sorgt ein sogenannter Luft-Luft-Wärmetauscher dafür, dass die im Haus durch Körperwärme, Leuchten und Hausgeräte erzeugte Wärme im Gebäude bleibt. Dafür sind kleine Einschränkungen nötig: Katzenklappe oder Wäschetrockner mit Abluftrohr sind tabu, sogar ein Nagel in der Wand kann die ausgetüftelte Klimahülle irritieren. Lüften ist erlaubt, aber eigentlich überflüssig: Alle zwei Stunden wird die Luft im Hause Weber durch eine kontrollierte Be- und Entlüftung komplett ausgetauscht.

Die Steuerungsanlage für die Haustechnik ist in einem Kellerraum untergebracht und ungefähr so groß wie zwei hohe Kühlschränke. "Für den Betrieb der Anlage müssen wir mit 200 Euro jährlich zusätzlichen Stromkosten rechnen", sagt Matthias Weber. Dafür bleiben ihm hohe Gas- und Ölrechnungen erspart - würde er eine Fotovoltaikanlage aufs Flachdach setzen, besäße er sogar ein Null-Energie-Haus.

"Alle unsere Häuser entsprechen dem höchsten Standard im Energiespar-Bereich", sagt Karsten Albers. Vor allem aber auch im Gesundheits- und Umweltschutz. So setzt Satronoma beim Bau der Passivhäuser ausschließlich recycelbare und giftfreie Baustoffe ein. Die wichtigsten Rohstoffe sind Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und Dämmplatten aus Mineralfasern. Um diese herzustellen, wird Material wie Basalt, Feldspat, Sand oder Kalkstein geschmolzen und zu Fasern geschleudert. "Diese Art der Dämmung hat fantastische Eigenschaften", sagt Albers, der für die Entwicklung und Planung der Passivhäuser zuständig ist. "Sie sind nicht brennbar und gegen Schimmel, Ungeziefer und Fäulnis resistent."

Holz und Dämmung machen jeweils rund 40 Prozent des Bauvolumens aus. Zu zwölf Prozent bestehen die Häuser aus Metallen wie Aluminium, Stahl, Zink und Kupfer, zu fünf Prozent aus Glas. Der Kunststoffanteil eines Satronoma-Hauses liegt bei lediglich drei Prozent - für Dichtungen, Abfluss und Trinkwasserleitungen wird hauptsächlich recycelbares Polyethylen verwendet.

Die Zwischenräume in den hochdämmenden, dreifach verglasten Fenstern sind mit dem Edelgas Argon gefüllt, das eine zusätzlich isolierende Wirkung hat. Um höchste Präzision zu erreichen, wird jedes Haus zu mehr als 90 Prozent in der Manufaktur vorgefertigt. Entsprechend schnell ist es aufgebaut. "Während der Keller in vier Wochen nach konventioneller Weise erstellt wurde, war das Holzständerhaus in zwei Tagen montiert", sagt Matthias Weber. Entscheidungen bezüglich der Raumaufteilung mussten schnell getroffen werden. So entschied Familie Weber in letzter Minute, in beiden Geschossen auf jeweils einen Raum zu verzichten. So gewannen sie oben ein größeres Bad und unten einen großzügigen Wohnbereich. Ein Blickfang ist der Holzboden aus Eiche, der per Hand nachgearbeitet wurde und eine schöne natürliche Oberfläche hat. Dank der hohen Fenster sind alle Räume lichtdurchflutet. "Bei gutem Wetter scheint zu jeder Tageszeit irgendwo die Sonne ins Haus", freut sich Silja Weber-Klipp. Auf beiden Etagen bieten mit Bangkirai-Bohlen ausgelegte Terrassen viel Platz. Ein Dachüberstand vor dem Wohnzimmer ist Schutz vor Sonne und Regen.

Ein Passivhaus wie das der Familie Weber ist durchaus bezahlbar. "Wir haben zusätzlich zum Grundstückspreis 220 000 Euro bezahlt, allerdings ohne Küche, Boden- und Wandbeläge", sagt Mathias Weber. Zudem nimmt die Familie bestimmte Förderungen in Anspruch: So sponsert Vattenfall den Erdwärmetauscher mit einem Preisnachlass von fünf Cent pro Kilowatt Strom. Und die Stadt gab einen baren Zuschuss von 32 000 Euro, die über zehn Jahre ausgezahlt werden.

Der Preis des Hauses ist überschaubar und kann von jedem potenziellen Bauherrn selber ausgerechnet werden: Die Wohnfläche des Passivhauses kostet 1490 Euro pro Quadratmeter, der Keller 1000 Euro pro Quadratmeter. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.satronoma.de .