Nahe der Veddel wird das IBA-Dock errichtet. Es basiert auf Modulen, die auf- und abgebaut werden können. Und in der Antarktis planen Hamburger mit Frachtkisten eine Polarstation.

Container prägen nicht nur die Kaianlagen im Hamburger Hafen, sie inspirieren auch immer wieder renommierte Architekten zu spektakulären Entwürfen. So beispielsweise Rem Koolhaas aus Rotterdam und sein Büro OMA (Office for Metropolitan Architecture) zum Entwurf für das Science Center in der HafenCity. Mit einer Höhe von 70 Metern und 275 000 m⊃2; Bruttogeschossfläche soll es das Herzstück im Überseequartier bilden.

Mit seinen Modulen, die versetzt zueinander wie Container auf- und nebeneinander geschichtet sind, nimmt das Gebäude Bezug auf Hafen, Schifffahrt und auf Hamburg "als Tor zur Welt." Ob der Entwurf allerdings realisiert wird, steht noch in den Sternen. "Das Finanzierungskonzept wird derzeit überarbeitet", teilt die Pressestelle der HafenCity GmbH auf Anfrage mit und verweist dabei auf Engpässe im Zusammenhang mit der Finanzkrise.

Während die Realisierung hier also unsicher ist, entsteht am Müggenburger Zollhafen - direkt gegenüber dem Auswanderermuseum BallinStadt - längst ein weiteres sehenswertes Bauwerk und Beispiel für modulares Bauen. Die Rede ist vom IBA-Dock, das ab 2010 Ausstellungs- und Informationszentrum der IBA Internationalen Bauausstellung und Sitz der IBA Hamburg GmbH werden soll. Am Donnerstag wurde im Beisein von Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk der über 1000 m⊃2; große Ponton getauft, auf dem das Gebäude nach Plänen von Han Slawik, Professor für Entwerfen und Konstruieren an der Universität Hannover, entstehen soll. Mit beteiligt an der Ausführung des Projekts: das Hamburger Büro bof architekten und die IMS Ingenieurgesellschaft.

Slawik, der in Hannover 2003 die Abteilung Experimentelles Entwerfen und Konstruieren gegründet hat, entwarf ein 43 Meter langes und drei Stockwerke hohes Gebäude, das sich aus über- und nebeneinander gesetzten stählernen Modulen zusammensetzt. Nach Angaben Slawiks stellt das Dock "einen großen Schritt in der Architektur für modulares Bauen dar, da es auf einem tragenden Modulrahmen beruht". Damit fielen die störenden Doppelwände im Innenraum weg, die sich normalerweise ergeben, wenn man Module oder Container nebeneinandersetze, so der Professor.

Die IBA bekommt mit diesem Bau mithin nicht nur ein zukunftsweisendes Exponat für Klimaschutz und Energieeffizienz - das Dock nutzt Sonne und Wasser der Elbe für die Energiegewinnung -, sondern zugleich auch für das Wohnen auf dem Wasser. Denn das Gebäude bewegt sich nicht nur mit der Tide täglich bis zu 3,5 Meter auf und ab, die Aufbauten können im Bedarfsfall auch abgebaut werden, sodass das Dock im Notfall unter jede Brücke passt.

Es sind diese Flexibilität und Mobilität, die Han Slawik für die modulare Baukunst seit 1986 begeistern. Zurzeit arbeitet er an einem Containeratlas. Er soll im Frühjahr 2010 erscheinen. Gezeigt werden darin die vielen Einsatzmöglichkeiten der stählernen Frachtkisten: So sind sie nicht nur in New York als Penthäuser auf Dächern zu finden, sondern demnächst sogar als Basis für eine Polarstation in der Antarktis, nachdem in ihnen zuvor die Ausrüstung der Forscher transportiert worden ist.

Auch hier spielt das Hamburger Büro bof architekten eine Rolle: Mit ihrem Entwurf gewannen sie 2006 den international ausgeschriebenen Realisierungswettbewerb der indischen Auslober. Ihre Idee: 128 Container bilden die Grundlage für die Polarstation. In der ersten Ebene befinden sich die Wohn- und Aufenthaltsbereiche mit Küche, Büros und Fitnessraum. Unten sind Labore, Lager, Technik und die Garage mit Werkstatt zu finden. Bert Bücking, bei bof architekten für das Projekt zuständig, ist zuversichtlich, dass die Station 2011 in der Antarktis zum Stehen kommt. "Wir schließen gerade die Ausführungsplanungen ab." Mit im Boot auch hier: die IMS.

Slawik selbst hat bereits 2005 eine HomeBox, ein Miniwohnhaus mit den Maßen eines Frachtcontainers entwickelt, das aus Holz gefertigt ist. "Die Box steht hochkant, sodass sie theoretisch in jede Baulücke passt", sagt der Architekt. Sie könne mit Hebe- und Transportmitteln überallhin transportiert werden. Ist das eine Vision, die der Planer für realistisch hält? "Aber ja. Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Boxen für eine EXPO oder eine Fußball-WM in großer Zahl dort aufgestellt werden, wo sie gebraucht werden", sagt Slawik. Was fehlt, ist hier jedoch noch der Investor.