Normalerweise ist der Zutritt für Außenstehende verboten, doch im Rahmen des Hamburger Architektursommers wird an diesem Sonnabend um 10.30 Uhr noch einmal eine Führung durch den “Bauch Hamburgs“, die Großmarkthalle, angeboten.

Hamburg. Seit 47 Jahren handeln hier Erzeuger, Händler und gewerbliche Abnehmer zur frühen Stunde den Preis von Obst- und Gemüse miteinander aus.

Zu sehen bekommen Kurzentschlossene ein Bauwerk, das mit seinen drei mächtigen Betonbögen und dem eleganten Wellenschwung ein architektonisches Meisterwerk darstellt. Weil ihm aber die historische Patina fehlt, steht der Bau von Bernhard Hermkes und Gerhard Becker eher im Schatten von Speicherstadt und HafenCity.

Das zu ändern, bemüht sich der "Freundeskreis Bernhard Hermkes", Weggefährten und Schüler des 1995 verstorbenen Architekten, dessen Handschrift auch das Audimax, die Grindelhochhäuser, das Heizkraftwerk Wedel und die Kennedybrücke tragen. Seine Verwendung von Beton im Schalenbau und bei Falttragwerken gilt als wegweisend. Schon der Blick zum Dach der denkmalgeschützten Halle ist ein Erlebnis. Wie drei Wellen im Profil liegt der Bau vor den Augen des Betrachters. Passend dazu blickt man auf neun Meter hohe Schiffsschornsteine, die aus dem Boden ragen und die Untergeschosse des Marktes, die als Lager dienen, belüften. 66 Millionen Euro wurden hier verbaut, die Gründung der Halle ruht auf 5300 Stahlbetonpfählen. Wer das lichtdurchflutete Gebäude betritt, trifft auf Gabelstapler, Elektrokarren und Händler. Für Besucher bietet nur das Schachbrettmuster der Halle mit jeweils elf Ost-West- und Nord-Süd-Straßen Struktur und Orientierung. Auch die Verkaufszellen sind streng auf acht mal vier Meter normiert.

So spannend wie die Architektur und das aktuelle Marktgeschehen ist die Geschichte der Hamburger Märkte. 1483 gab es noch fünf große Marktplätze innerhalb der Hamburger Stadtmauern. Aufgrund der rüden Methoden der Vorhöker, die Waren verknappten und verteuerten, war es den Bürgern dann aber bis ins 19. Jahrhundert verboten, Waren über Zwischenhändler zu beziehen. Erst 1823 wurde der Zwischenhandel und damit das Geschäft auf Märkten wieder eingeführt, zunächst auf dem Hopfenmarkt und auf dem Meßberg. Sie platzten bald aus allen Nähten. Im Oktober 1911 folgte der Umzug zum Deichtor - es entstand der größte Wochenmarkt, den die Stadt jemals gesehen hatte. Doch auch die Deichtorhallen platzten bald aus den Nähten. 1958 fällten der Hamburger Senat und die Bürgerschaft die Entscheidung: Eine zentrale Großmarkthalle sollte her, die alles bisher Dagewesene in Europa übertreffen würde: Von 1958 bis 1962 bauten Architekten, Handwerker und Verkehrsplaner, bis die Halle am Oberhafen stand. Am 4. Juni 1962 wurde der Großmarkt von Bürgermeister Paul Nevermann offiziell eröffnet.

www.grossmarkt.hamburg.de

Treffpunkt für die Führung: Eingang West, Banksstraße 26