Als Alt- oder Neubau halten sie die Bewohner im Viertel. So auch das Quartier 21, bis 2014 geplant in Barmbek.

Hamburg. Die Straße Vogelbeerenweg ist nur ein paar Hundert Meter lang. Und doch kamen Hunderte von Besuchern, Buden reihten sich dicht an dicht, es gab Würstchen und Bier, und auf der Bühne rockten Musiker: Die Baugenossenschaft Deutsches Heim Union (DHU) hatte zum Richtfest des Quartiers in Winterhude eingeladen.

"Wir freuen uns, dass unser Projekt Generationenwohnen so gut im Stadtteil angenommen wird", sagt Vorstandsvorsitzender Joachim Haseloff. "Seit April 2008 wohnen bereits Senioren in den 43 Wohnungen für über 60-Jährige. Für die zwölf Familienwohnungen, die gegenüber entstehen, haben sich mehr als 50 Interessenten gemeldet." Das Auswahlverfahren für Bewerber sei beendet, die große Resonanz deute er als Erfolg für das Projekt: "Die Leute in Winterhude mögen unser Quartier", sagt Haseloff.

Schon im Februar 2007 hatte die BHU mit dem ersten Bauabschnitt begonnen. Auf dem rund 4000 m{+2} großen Areal entstehen neben drei Wohnhäusern auch eine Tiefgarage, ein Spielplatz und eine Kita für 20 Kinder. Pünktlich zu Weihnachten sollen die letzten Wohnungen bezugsfertig sein.

"Das Quartier in Winterhude ist eines von etwa 30, die derzeit in der Hansestadt entstehen oder bereits fertig sind", sagt Oberbaudirektor Jörn Walter. Allein in der HafenCity seien acht verschiedene Quartiere geplant. "Wir betrachten das Quartier als Baustein für die Zukunft der Stadt", sagt der 52-Jährige.

Hamburg stehe in Konkurrenz zu Metropolen wie Amsterdam oder Kopenhagen. "Wir müssen die Innenentwicklung der Stadt vorantreiben, Grundstücke und Gebäude attraktiv machen für unsere Zeit", so Walter weiter. Die Menschen wollten heute in der Stadt leben, nicht mehr nur dort arbeiten und nach Feierabend nach Hause fahren auf die grüne Wiese. "Quartiere sind kleiner als Stadtteile. Es gibt Modelle wie das in Winterhude, wo ein Bauherr drei Wohnhäuser für verschiedene Nutzer baut. Und es entstehen größere Modelle wie das Quartier 21, das derzeit auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Barmbek erstellt wird", sagt Walter, seit 2001 Ehrenprofessor der Hochschule für bildende Künste.

In Barmbek wird seit Herbst 2007 gearbeitet. 21 der alten Gebäude sollen auf dem knapp 14 Hektar großen Gelände zu Stadthäusern umgebaut werden. Zusätzlich errichten Hochtief und die Hamburg Team Gesellschaft für Projektentwicklung 15 Neubauten. Insgesamt 475 Wohnungen sollen zwischen weitläufigen Grünflächen und unter alten Bäumen entstehen, dazu kommen Schulen, Geschäfte und Gastronomie. Matthias Tscheu von Hochtief sagt, "Wohnen, Arbeiten und Freizeit werden hier harmonisch miteinander verbunden." Im April 2014 planen die Verantwortlichen, mit den Arbeiten auf dem historischen Gelände fertig zu sein.

Bei einem Quartier sei die Mischung wichtig, erläutert Oberbaudirektor Walter. "Im Idealfall verbinden sich Architekturen und Bauherren ebenso wie die sozialen Gruppen: Ältere Menschen und Familien mit Kindern leben als Nachbarn. Kitas, Schulen, Büros und Bürogemeinschaften sind vor Ort genauso wie Geschäfte zum Einkaufen." Ziel sollte sein, kurze Wege zu schaffen. "Ideal ist, wenn die Bewohner alles in der Nähe finden, was sie benötigen.

Das wird beispielsweise auch mit einem Neubauprojekt der Baugenossenschaft Freier Gewerkschafter (BGFG) erreicht. Sie errichtet in der Alsterdorfer Straße 492-496a 33 Wohnungen mit einem sehr hohen Ausstattungsstandard. Alle Einheiten erhalten beispielsweise eine kontrollierte Wohnraumlüftung und Bodenheizung. "Gleichwohl bleiben sie für Familien bezahlbar", sagt BGFG-Vorstand Peter Kay. Das Richtfest für dieses Vorhaben findet am kommenden Donnerstag statt.

Auch in der Neustadt entsteht ein Quartier zwischen Neanderstraße, Hütten und Neuer Steinweg. Auf der 12 000 m{+2} großen Fläche des ehemaligen Rechenzentrums der Hamburger Sparkasse planen die Deutsche Immobilien des Reeders Horst Rahe und Team Hamburg die Wallhöfe: Mitte 2010 sollen 184 Wohnungen, ein Hotel, ein Apartmenthotel sowie ein Büro- und Geschäftshaus fertiggestellt sein, dazu eine Tiefgarage für bis zu 600 Autos. Gut 145 Mio. Euro werden investiert.

Doch anders als in Winterhude oder Barmbek stößt das Projekt auf den Widerstand der Anwohner (das Abendblatt berichtete). Sie fürchten eine Veränderung des 2,2 Quadratkilometer großen Stadtteils, dessen Grenzen bereits zwischen 1616 und 1628 festgelegt worden waren. Unterschriften gegen die Pläne gingen im Frühjahr beim Bezirksamt ein, der Mieterverein zu Hamburg schaltete sich ein, die Anwohner gründeten die Bürgerbewegung Pro Neustadt. Damals entschuldigten sich Bezirksamtschef Markus Schreiber und Team Hamburg für die lückenhafte Kommunikation.

"Wir bauen in Hamburg Quartiere für die Bewohner", sagt Oberbaudirektor Walter. Dazu sei es wichtig, die Interessensgruppen früh in die Planung einzubinden. "Meistens gelingt es", sagt er. "Und wenn dies der Fall ist, dann hat auch das Quartier die besten Chancen, für die Bewohner zu einem Zuhause zu werden."