Das Wachstum werde sich in Hamburg verlangsamt fortsetzen. Den größten Anteil werden die 18- bis 30-Jährigen haben.

Hamburg hat seit 1998 gut 70 000 Einwohner gewonnen. "Die Hansestadt wächst also, aber nicht überall", hob Matthias Klupp, Gesellschafter der Beratungsgesellschaft für Wohnen, Immobilien und Tourismus "Analyse & Konzepte" am Montag vor gut 200 Vertretern aus Politik, Forschung und Wohnungswirtschaft im Hotel Grand Elysée hervor. Dorthin hatte der Arbeitskreis Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften geladen, um im Rahmen der Fachveranstaltung "Genossenschaften im Gespräch" über die Entwicklungen auf dem Hamburger Wohnungsmarkt zu diskutieren.

Klupp hob hervor, dass er den weiteren Zuwachs von gut 20 000 Haushalten bzw. etwa 30 000 Personen in den nächsten Jahren für realistisch hält. Das Wachstum werde sich in Hamburg mithin fortsetzen, aber verlangsamt. Den größten Anteil daran würden weiter die 18- bis 30-Jährigen haben, die meist aus beruflichen Gründen nach Hamburg zögen. Steigen werde deshalb die Nachfrage nach Wohnungen für Ein- und Zwei-Personen-Haushalte, aber auch junge Familien würden attraktive Innenstadtlagen bevorzugen.

Klupp hob gleichzeitig hervor, dass Hamburg pro Jahr etwa 5000 Personen an das Umland verliere, und zwar nicht nur Familien, die dort Eigentum bilden wollten, sondern auch Mieter. Umfragen hätten ergeben, dass 25 Prozent der Abwanderer lieber in der Stadt geblieben wären, hätte es dort das geeignete Wohnungsangebot gegeben. Prognose des Experten bis 2020: Die Gruppe der Hochbetagten (über 80 Jahre) wird zwar vornehmlich im Umland zur Herausforderung auf dem Wohnungsmarkt werden, aber auch in der Hansestadt wird diese Gruppe den Bedarf nach seniorengerechten Wohnungsangeboten enorm erhöhen. "Jeder dritte Hochbetagte wird Schätzungen zufolge pflegebedürftig sein", so Klupp.

Grundsätzlich zeichne sich auf dem Wohnungsmarkt derzeit weniger das so oft zitierte "Back to the City", sondern eher ein "Stay in the City", also ein Verbleiben in der Stadt, ab. Dies mache sich auch in einzelnen Stadtteilen bemerkbar. Im Nordosten der Stadt (Rahlstedt, Volksdorf) sei der Anteil der über 65-Jährigen beispielsweise sehr hoch, gleichzeitig sei hier aber der Zuzug jüngerer Familien zu beobachten. Ottensen, St. Pauli oder St. Georg befänden sich dagegen auch wegen des hohen Altbaubestands im Aufwind. Vorsichtige Prognose von Klupp hier: Da der Altbaubestand in diesen Quartieren begrenzt sei, könnten Standorte wie Bahrenfeld als Verlängerung von Ottensen oder Barmbek-Nord mit Neubauprojekten wie "Park Lane" auf dem früheren Güterbahnhof-Gelände eine Aufwertung erfahren.

Trotz der hohen Wohnraumnachfrage sei es in der Hansestadt aber nicht zu einer Explosion der Mieten gekommen, betonte Bernd Leutner von der F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH. Die Marktmieten seien in den letzten Jahren "eher moderat gestiegen". Von 2006 bis 2008 nur um sieben Prozent, so Leutner. "Dies ist keine Mietenexplosion", wie der Wohnungsmarktexperte betonte, zumal die Preise von 2004 bis 2006 auf dem Hamburger Mietenmarkt eher rückläufig gewesen seien. Gleichwohl seien überdurchschnittliche Mietpreissteigerungen in Stadtteilen wie Harvestehude, Rotherbaum, Winterhude und St. Georg zu beobachten. "Sogar St. Pauli hat es mittlerweile mit gut 10 Euro pro Quadratmeter in die Top Ten der Stadtteile mit den höchsten Marktmieten geschafft", hob Leutner hervor. In Harvestehude würden derzeit im Schnitt um die 12,89 Euro/m⊃2; erzielt werden.

Auf dem Neubaumarkt seien die Mieten aber aktuell nur rund 15 Prozent höher als in vergleichbaren Altbauwohnungen. "Insgesamt ergibt sich das Bild von einem Anbietermarkt mit steigenden Mieten", bilanzierte der F+B-Experte. Forderungen, den Wohnraum in Hamburg auszuweiten, indem jährlich etwa 5500 Einheiten neu errichtet werden, seien berechtigt.

Ulrich Stallmann, Vorsitzender des Arbeitskreises, hob vor dem Hintergrund dieser Analysen hervor: "Wir können die zentralen Fragen der Stadtentwicklung nur lösen, wenn alle Beteiligten einen konstruktiven Dialog führen. Mit dieser Veranstaltung haben wir die Debatte eröffnet. "

Informationen zum Wohnungsbestand der Genossenschaften unter www.hamburgerwohnline.de