70 gastliche und kulturelle Objekte werden in der Stadt zu sehen sein - vom Eiskeller bis hin zum Logenhaus.

Eine kunstvolle Wendeltreppe führt hinunter in ein Ziegelsteingewölbe. Hier wurden lange vor der Erfindung des Kühlschranks Lebensmittel auf Eisblöcken frisch gehalten. Der nur wenigen Hamburgern bekannte Eiskeller liegt unter dem Traditionshotel Louis C. Jacob an der Elbchaussee, das Überlieferungen zufolge schon 1765 Gasthaus war. Der Fund war ein wahrer Glücksfall. Bei der Restaurierung des Hauses durchbrach ein Bagger die Spitze des eiförmigen Gewölbes aus dem Jahr 1850. Aufgrund guter Belüftung war es in erstaunlich gutem Zustand. Heute wird der Ziegelbau für Weinproben und kleine Feste genutzt.

Der Eiskeller gehört zu den vielen Baudenkmälern Hamburgs, die am Tag des offenen Denkmals am 12. und 13. September für jedermann geöffnet sein werden. Dank der Führungen durch Architekten, Restauratoren und Eigentümer werden sie an diesen Tagen zu lebendigen Zeugnissen der Geschichte.

Mehr als 20 000 Hamburger nahmen im vergangenen Jahr an den Streifzügen in die Vergangenheit teil, erzählt Kristina Sassenscheidt vom Denkmalschutzamt, die die Gesamtveranstaltung organisiert. Die Begeisterung der Hamburger sei der Lohn für das ehrenamtliche Engagement von Eigentümern, Vereinen und Unternehmen, die die Besichtigungstouren in eigener Regie auf die Beine stellen.

"Viel Vergnügen! - Historische Orte des Genusses" ist das Motto der diesjährigen Veranstaltung. 70 gastliche und kulturelle Denkmäler in der ganzen Stadt sind zu sehen. Das Spektrum reicht von einer ehemaligen Werft, auf der heute mit Wein gehandelt wird, über das Art-Deco-Ambiente des Hotels Reichshof und das historische Gebäudeensemble von Hof Eggers in den Vierlanden bis hin zum höchsten Denkmal der Stadt, dem ehemaligen Plaza-Hotel. Beachtung verdient sicherlich auch das vor 100 Jahren gebaute Logenhaus an der Moorweide: Es war Ort geheimnisvoller Männertreffen und wird geprägt von freimaurerischer Symbolik. Wenn Logenbrüder mit Zylinder und weißen Handschuhen - ihrer Zeremonientracht - am kommenden Wochenende die Bedeutung der einzelnen Tempel im Gebäude und die vielen baulichen Details erklären, werden sie ihre Zuhörer auf eine Reise in eine unbekannte, mystische Welt mitnehmen.

Für den Besuch der ehemaligen Schokoladenfabrik in Hammerbrook ist ausnahmsweise etwas Muskelkraft nötig. Denn die Tour findet stilgerecht mit dem Kanu statt, schließlich wurden die Ewer mit den Produktionszutaten auch per Hand vom Hafen in die Kanäle Hammerbrooks gestakt. Schokolade gibt es hier indes nicht mehr, das Gebäude wird heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Mehr Genuss verspricht hingegen die Besichtigung von Hamburgs ältester Weinhandlung unter der St. Nikolai-Kirche. Nach langem Dornröschenschlaf sind die Tore des 1928 eröffneten und 2005 geschlossenen Geschäfts erstmals wieder für eine Weinprobe nebst Führung durch die unterirdischen Gewölbe geöffnet.

Auch die Fischauktionshalle am Hafen ist ein klassischer Ort des Genusses. Architekt Günter Talkenberg erläutert anhand historischer Bilder die bewegte Geschichte der Immobilie. Seine Berichte kommen nicht nur aus erster Hand, sondern von Herzen, denn er hat für den Wiederaufbau des stark beschädigten Baus aus dem Jahr 1896 gekämpft. Der Senat hatte das Bauwerk schon aufgegeben. Auf Basis alter Quellen wurde die Halle rekonstruiert und Bauschmuck wie Buntglasfenster, Leuchten und Wappen wiederhergestellt.

Viel bescheidener präsentiert sich die Oberhafenkantine, ein Baudenkmal aus dem Jahr1925. Immerhin hat es die ehemalige Kaffeeklappe der Hafenarbeiter mit ihrer expressionistischen Klinkerfassade auf das Cover des Veranstaltungsheftes geschafft.

Zahlreiche Kulturveranstaltungen setzen die Denkmäler neu in Szene: Konzerte erklingen im Römischen Garten, in St. Katharinen gibt es einen chinesischen Abend mit Wort-Bild-Klang-Performance, Pflaumenwein und Litchis. An vielen Orten werden Filme gezeigt, im Literaturhaus wird im Stil der 20er-Jahre getanzt. Zeitzeugen werden von ihrer bewegten Zeit am Schwanenwik 38 berichten. Erstmals sind auch Angebote für Kinder im Programm, so eine Familienrallye im Museum für Hamburgische Geschichte.

Das Programm liegt in Cafés, Bücherhallen, Bezirksämtern, der Touristeninformation und im Rathaus aus.

Im Internet finden sich Hinweise unter: www.denkmalschutzamt.hamburg.de .