Henning Breimann und Bertel Bruun sind nicht nur als Generalplaner der Bundesgartenschau erfolgreich.

Goldene Gräser biegen sich sanft im Wind. Japanisches Blutgras sticht aus Halbmonden in den Himmel. Zwischen weißem Sand und grünen Glasscherben liegen die Pflanzungen wie Schnitze von Mandarinen auf der sogenannten "schwimmenden Wiese". Sie versinnbildlicht den Garten des 21. Jahrhunderts auf der Bundesgartenschau (Buga) "Sieben Gärten mittendrin", die in Schwerin noch bis zum 11. Oktober zu sehen ist ( www.buga-2009.de ).

Die schwimmende Wiese mit ihrer bunten Vielfalt an Gräsern und Stauden ist sozusagen das Entree der Garten- und Blumenschau. Wie durch weiße Klammern geleiten vorher sieben Meter hohe Kolonnaden den Besucher auf einer Strecke von 75 Metern zu diesem ersten Areal der Gartenschau.

Idee und Realisierung für beide Entwürfe gehen auf die Hamburger Landschaftsarchitekten Henning Breimann und Bertel Bruun zurück, die auch für die Generalplanung der Buga verantwortlich sind. "Die Kolonnaden sind eine Geste der Moderne an den Garten des 21. Jahrhunderts", sagt Henning Breimann. Die Idee, diesen Bereich als schwimmendes Terrain zu kreieren, sei entstanden, als sie sich bei der Begehung des Geländes die ursprüngliche Topografie Schwerins bewusst gemacht hätten. "Vor 300 Jahren war Schwerin viel wasserreicher, der Burgsee viel größer", sagt Henning Breimann, "unsere Idee war es, das Wasser wieder näher an Schwerin heranzuführen."

Das hieß auch, den Burgsee wieder zu seiner ursprünglichen Größe auszubaggern. Heraus kam Schutt und Geröll, weil über Jahrzehnte alles an Unrat in das Gewässer hineingekippt worden war. "Der Aushub war so stark kontaminiert, dass die Lkw beim Abtransport durch Reifenbäder fahren mussten", erzählt Breimann. Der Burgsee musste durch ein Vlies abgesperrt werden, damit die aufgewühlten Giftsedimente nicht abfließen konnten. "Man kann sagen, wir haben mit unserem Entwurf einen verschütteten Umweltskandal aufgedeckt", sagt Breimann.

Seit Mitte April sind auf dem flach schwimmenden Rechteck nun Gräser und Stauden in 80 mandarinenförmigen Reliefs zu sehen. Scherben aus 700 000 recycelten und getrommelten Weinflaschen bilden den Bodenbelag.

Warum aber entschieden sich die beiden Hamburger Landschaftsgärtner hauptsächlich für die Pflanzung mit Gräsern? "Unser Garten bildet einen bewussten Gegenpol zum barocken und opulenten Schlossgarten, der ornamental und symmetrisch vor den Zinnen und Türmen der Schlossfassade angelegt ist. Es ist eine Konfrontation von Gestern und Heute", sagt Breimann, zuständig im Büro auch für das Marketing. Gräser hätten sich darüber hinaus angeboten, da sie die Evolution symbolisierten. Durch den Anbau von Gräsern wie Weizen, Gerste, Reis habe sich erst die heutige Zivilisation entwickeln können.

Auch bei ihren Planungen für Gärten und Dachterrassen in Hamburg greifen die beiden Planer oft auf Gräser zurück: "Die Kunden wollen pflegeleichte Gärten", sagt Breimann. "Gräser sehen toll aus, vor allem, wenn sie im Herbst in den Ären stehen." Auch im Winter bildeten sie nicht nur einen guten Sichtschutz, sondern seien schön anzusehen. Nach dem Schneiden im Frühjahr wüchsen sie wieder nach: dichter, stärker und höher als vorher.

Gewachsen ist seit der Auslobung des Wettbewerbs vor sechseinhalb Jahren für die Buga auch das Büro von Breimann & Bruun. Der Erfolg treibt sozusagen Blüten: Neben ihrem Berliner Planungsbüro und einer Dependance in Palma de Mallorca und Schwerin planen die Gestalter weitere Niederlassungen in Abu Dhabi, Rom, Hanoi und Moskau. An 40 verschiedenen Projekten arbeiten die Hamburger aktuell, viele davon im Osten: in China, Vietnam und Russland. Aber auch in Hamburg selbst wirken die Landschaftsarchitekten derzeit bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes mit: So lieferte ihr Büro, bestehend aus 42 Mitarbeitern, die Pläne für die Neugestaltung des dreieckigen Platzes "Heuberg" vor dem Renaissance-Hotel (an den Hohen Bleichen). Er wird für zwei Millionen Euro umgestaltet, indem elf Meter hohe Lebensbäume gepflanzt werden. Die 13 immergrünen Bäume sollen nachts beleuchtet werden, unter ihnen laden dann edle Holzbänke zum Verweilen ein. Schon jetzt ist die Rede vom "schönsten Platz in der Innenstadt", der hier entsteht.

Gefragt, wann für ihn ein Garten gelungen sei, antwortet Breimann: "An erster Stelle steht der Ort. Es geht darum, den Geist des Standorts zu erfassen und zu perfektionieren." Den architektonischen Entwurf dafür konzipiert Bertel Bruun. Er ist der eigentliche Landschaftsarchitekt. Breimann selbst übernimmt als Designer, Garten- und Landschaftsgestalter die Bepflanzung des Raumes. "Ich kombiniere Pflanzen nach Farbe, Jahreszeit, Wachstum und Pflege, sodass für mich ein Garten gelungen ist, wenn er zu jeder Jahreszeit schön anzusehen ist und die Pflanzen sich am Standort wohlfühlen." Eine Philosophie, die Erfolg brachte, denn auch Schauspieler Til Schweiger und Tennis-Ass Boris Becker ließen sich die Gärten ihrer noblen Villen bereits vom Hamburger Büro Breimann & Bruun gestalten.