Die Internationale Bauausstellung IBA will die “Water Houses“ noch dieses Jahr realisieren und ist auf der Suche nach Investoren.

"Wir wollen das Bauen und Wohnen der Zukunft zeigen", sagte der Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg, Uli Hellweg, vergangene Woche auf der Immobilienmesse "Expansion". Im Kongresszentrum CCH präsentierte die IBA ihre Visionen für das Wohnen von morgen - und lud Investoren ein, die Visionen Realität werden zu lassen. Zu den kühnsten gehörten die "Leuchtturmhäuser" - Wohnscheiben, die über dem Wasser auf mächtigen Säulen balancieren. Es sind erst Entwürfe, das Ergebnis einer Studie - "Water Houses" nennt die IBA diesen Gebäudetyp. "Die später gebauten Häuser können ganz anders aussehen", stellte Hellweg klar.

"Zwei Drittel aller Metropolen weltweit liegen am Meer oder an großen Flüssen - und sind damit hochwassergefährdet", so Hellweg. Diese Gefährdung nimmt durch den Klimawandel und den Anstieg des Meeresspiegels noch zu. "Die Wasserhäuser präsentieren nachhaltige Lösungen für das Wohnen am oder mit dem Wasser ", erklärte der Stadtplaner. Natürlich geht es dabei nicht nur um Hochwasserschutz, sondern auch darum zu zeigen, welche Lebensqualität das Wohnen am Wasser hat. Zu diesem Zweck will die IBA in Wilhelmsburg Prototypen für "Wasserhäuser" finanziell unterstützen und sucht jetzt Architekten mit den besten Ideen und Investoren, die diese Ideen realisieren. Die Finanzbehörde stellt zu diesem Zweck Grundstücke südlich der Neuenfelder Straße zur Verfügung. "Als Stadt wollen wir ganz bewusst die Entwicklung im Süden Hamburgs und den Sprung über die Elbe fördern", erläuterte Thomas Schuster, Leiter des Immobilenmanagements bei der Finanzbehörde, auf der Messe. Die öffentliche Ausschreibung startete diese Woche und endet im August. Allerdings "geht es hier um Umsetzung und nicht um die tollsten Entwürfe", betonte Hellweg. Bewerben können sich daher nur Teams von Architekten und Investoren. Begonnen werden soll mit dem Bau der "Wasserhäuser" möglichst schon im kommenden Jahr.

Sie sind aber nur einer von vier neuartigen Gebäudetypen, die auf der "Expansion" vorgestellt wurden. Hinzu kommen sogenannte "Hybrid Houses" - das sind Häuser, die sich den veränderlichen Bedürfnissen der Bewohner anpassen -, "Smart Price Houses", also kostengünstige Häuser, und "intelligente Häuser", die von der IBA "Smart Technology Houses" genannt werden. Alle vier Haustypen sollen auf einem zwei Hektar großen Experimentierfeld südlich der Neuenfelder Straße realisiert werden. Das dortige Gelände bildet 2013 den Eingang zum neuen Stadtpark, der hier im Zuge der Internationalen Gartenschau (igs) entstehen wird.

Direkt neben den Wasserhäusern sollen die "Smart Technology Häuser" entstehen. In rund 50 Wohneinheiten können hier neuartige Baumaterialien und intelligente Haustechniken ausprobiert werden. Denkbar sind mitdenkende Fenster, die sich auf die jeweils herrschenden Lichtverhältnisse einstellen, oder eine Automatisierung, die älteren Menschen die Haushaltsführung erleichtert. Erwünscht sind aber auch ressourcenschonende Baustoffe sowie CO2-neutrale Heizsysteme.

Außer mit Fragen der Nachhaltigkeit und des Umgangs mit wassernahen Flächen will sich die IBA auch mit Wohnformen für die Gesellschaft im Wandel beschäftigen: "Die Lebenswirklichkeit der Menschen ändert sich", so Uli Hellweg, "und darauf muss die Wohnungswirtschaft reagieren." Er nennt ein Beispiel: Immer weniger Menschen können heute davon ausgehen, bis zur Rente den gleichen Arbeitgeber zu haben und dazu eine Ehe, die ein Leben lang hält, sowie mehrere Kinder. Diese Gewissheiten fehlen heute vielfach, und damit mangelt es an finanzieller Sicherheit im Blick auf ein eigenes Haus.

Flexible und günstige Lösungen sind also gefragt. Hier nun bieten "Smart Price Houses" die Möglichkeit preiswerten Bauens - zum Beispiel in Kombination von Fertigbau und Selbstbau. Nach IBA-Vorstellungen soll so innerstädtischer Wohnraum als Eigentum oder zur Miete auch für mittlere und untere Einkommensschichten bezahlbar werden. "Hybride Häuser" hingegen sollen flexible Nutzungsmöglichkeiten für Wohnen und Arbeiten unter einem Dach sowie für das Zusammenleben mehrerer Generationen ermöglichen und Spielraum für veränderliche Lebensumstände bieten.

Wie dies in der Praxis funktioniert, kann die IBA dann schon nächstes Jahr gemeinsam mit der igs zeigen: Im Sommer 2010 wird die igs-Verwaltung samt Ausstellungsraum in das erste von vier "Hybrid Häusern" einziehen.

Nach dem Ende der Gartenschau wird sich das viergeschossige Gebäude nach einem Entwurf des Berliner Architekturbüro Nägeli in ein Wohnhaus verwandeln. Anfang dieser Woche haben igs und IBA das Gebäude vorgestellt und mit der Suche nach einem Investor für den Prestigebau begonnen