Renommierte Interior-Designer entwerfen für die Luxuseinheiten an der Elbe neue Raumkonzepte. Tische gehen in Wände über, Innen- und Außenbereiche ebenso.

Ende 2009 soll er bezugsfertig sein, doch schon zum Zeitpunkt des Richtfestes, Anfang April, war gut ein Viertel der 58 Einheiten im Marco-Polo-Tower in der HafenCity verkauft - trotz der stolzen Quadratmeterpreise von 3400 bis 11 000 Euro für die 57 bis 340 Quadratmeter großen Einheiten.

Aktuell haben 35 Prozent der Einheiten einen Käufer gefunden. Sie kommen, nach Angaben von Gabriele Stegers, Sprecherin der Hochtief-Projektentwicklung, vorwiegend aus Norddeutschland. Die erfolgreiche Vermarktung des 56 Meter hohen Wohnturms ist sicherlich auch auf die exponierte Lage auf dem Strandkai und das nachhaltig ökologische Gebäudekonzept zurückzuführen. So garantieren Sonnenkollektoren auf dem Dach eine Warmwasserbereitung und Kühlung mit regenerativer Energie. Außerdem sorgt eine mechanische Lüftung mit integrierter Wärmerückgewinnung dafür, dass möglichst wenig Energie in den Räumen verloren geht.

Darüber hinaus kommt hier aber ein Konzept zum Einsatz, das nach Angaben von Hochtief so bislang noch nie in Deutschland praktiziert wurde. Es nennt sich "Design Ready" und bedeutet, dass die künftigen Nutzer absolute Gestaltungsfreiheit in ihren künftigen Domizilen haben. "Nur die Allgemeinbereiche und die Terrassen sind bei der Übergabe des Rohbaus ausgebaut", bestätigt Gabriele Stegers. Alles andere - Raumaufteilung und Materialauswahl - sei den Eigentümern völlig freigestellt.

Ähnlich wie Marco Polo einst auszog, das Unbekannte zu entdecken, sollen die Käufer auf eine "Expedition ins Reich der Möglichkeiten" gehen, in der Raumkonzepte umgesetzt werden, die gänzlich ihren eigenen Vorstellungen entsprechen. Da diese grenzenlose Freiheit potenzielle Käufer möglicherweise auch verschrecken könnte, schrieben die Investoren, Hochtief und die Hamburger DC Residential, einen Wettbewerb aus, in dem sie sieben renommierte Interior-Designer und Innenarchitekten baten, ihre Vorstellungen von Lebenswelten am Beispiel einer Maisonettewohnung im Wohnturm zu skizzieren. "Das Ergebnis war so faszinierend, dass wir keinen der Vorschläge in der Schublade verschwinden lassen wollten", sagt Gabriele Stegers.

So entstand ein Handbuch mit dem Titel "Durch sieben unbekannte Welten", das Käufern an die Hand gegeben wird, gleichwohl nicht als Planungsvorgabe verstanden werden soll. Zur Nachahmung wird der ein oder andere Entwurf aber sicherlich inspirieren, weshalb jeder von ihnen hier kurz skizziert werden soll: Beim Stuttgarter Büro Behnisch Architekten - verantwortlich für die Gesamtarchitektur des Wohnturms und der direkt angrenzenden Unternehmenszentrale von Unilever Deutschland - soll sowohl Großzügigkeit als auch Geborgenheit vermittelt werden: Bäder, Hauswirtschafts- und Stauräume werden deshalb in die rückwärtigen Wohnungsaußenwände integriert und zugleich entstehen Rückzugsräume wie beispielsweise ein "Schlafkokon".

Bei dem Berliner Büro Graft - es entwickelte gemeinsam mit Hollywooddarsteller Brad Pitt unter anderem sein Privathaus in Los Angeles - wird die Wohnung zu einer Art "Skulptur", indem sich der Esstisch durch eine Drehung von der Vertikalen in eine Wand verwandelt, die Küche und Wohnraum abgrenzt. Das Berliner Büro Villa Harteneck wiederum beeindruckt mit einem Einrichtungsmix aus Leder, Holz, Lack und Hightech, während das Stuttgarter Büro Heimatstunden - ebenso wie Graft - davon angetan ist, Mobiliar und Wände ineinander übergehen zu lassen: Das Bett im Gästezimmer bildet mit dem angrenzenden Schreibtisch und der Wand beispielsweise eine optische Einheit.

Fließende Übergänge prägen auch die Lebenswelt des Hamburger Architekturbüros KBNK: So wird die Kaminbank einfach von innen nach außen auf die Terrasse verlagert, offene Türen verschwinden in den Wänden. Weitläufigkeit kennzeichnet auch den Entwurf des Büros UK2 der Hamburgerin Ulrike Krages: Auf Erschließungswege wird völlig verzichtet, der Kamin wird in Form eines "offenen" Feuerbandes in die Küche verlagert. Den Abschluss im Handbuch bildet Davide Rizzo. Der Mailänder gilt als "Meister des Glamour", was er für Hamburg eindrucksvoll belegt: Die Maisonette-Wohnung wird bei ihm zu einer Oase, geprägt von einer fünf Meter hohen Palme aus Bronze, die als Skulptur beide Etagen verbindet.

Noch ist nicht erkennbar, welcher Entwurf zu einer Entdeckungsreise inspiriert, aber die Käufer besichtigen schon fleißig den Rohbau, so Stegers.