Von Juni an können sich Interessierte bis September über Vorträge, Filme und Exkursionen in der Stadt informieren.

Keine andere deutsche Stadt verändert sich derzeit rasanter als Hamburg. Das wird gefeiert - einen ganzen Sommer lang. Von Juni bis September werden wieder Architekturbegeisterte aus ganz Deutschland in die Hansestadt pilgern, um den Architektursommer 2009 mit seinen 230 Einzelveranstaltungen, Ausstellungen, Vorträgen, Filmen und Besichtigungstouren zu nutzen.

Sie alle geben Einblicke in die aktuellen Debatten um Architektur und Stadtentwicklung. Damit ist der Hamburger Architektursommer das größte Projekt dieser Art in ganz Europa. Start ist kommenden Mittwoch.

Die städtebauliche Entwicklung Hamburgs ist in diesem Jahr mit mehr als 80 Terminen das Schwerpunktthema. Mit gutem Grund. Abgesehen von den vielen erstaunlichen Verwandlungen im Stadtbild sind eine ganze Reihe von Jubiläen zu feiern: 100 Jahre Mönckebergstraße, 50 Jahre City Nord. Die Saga feiert 90 Jahre sozialen Wohnungsbau, 40 Jahre liegt der Bau von Steilshoop zurück. Alles große Vorhaben, die die Hansestadt entscheidend geprägt haben. Hinzu kommt eine Reihe von Projekten, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erregen. Dazu gehört die HafenCity, die auf dem Architektursommer einen passenden Rahmen für kritische Diskurse bildet. Aber auch die Internationale Bauausstellung IBA, die mit vielen Besichtigungstouren zum "Sprung über die Elbe" lockt.

Der Hamburger Architektursommer findet seit 1994 alle drei Jahre statt. Zuletzt lockte er 2006 um die 300 000 Besucher an - aus ganz Deutschland und aus dem Ausland. Die Stadt Hamburg fördert das Vorhaben mit 150 000 Euro. "Jeder Veranstalter finanziert und realisiert aber sein Projekt selbst, da sich der Architektur Sommer als bau-kulturelle Bürgerinitiative versteht", erklärt Stephan Feige vom Verein Hamburger Architektursommer. Wenngleich die Veranstaltungen aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Qualität auch für das Fachpublikum interessant sind; im Fokus steht für die Ausstellungsmacher, eine private Initiative Hamburger Architekturbegeisterter, die breite Öffentlichkeit. "Architektur und Städtebeau gehen jeden an", sagt Feige. Auch Kinder kommen deshalb bei über 20 spannenden Mitmach-Projekten auf ihre Kosten. Angeleitet von Museumspädagogen können sie ihre eigenen Vorstellungen vom Bauen und Wohnen entwickeln und aus Lehm, Pappe und Papier umsetzen. Das Programm ist derart umfangreich, dass die Orientierung schwerfällt. Folgende Veranstaltungen werden aber sicherlich große Resonanz finden: "Brücken in Hamburg" - 2500 Brücken hat die Elbmetropole, und damit mehr als jede andere europäische Stadt. Eine Ausstellung stellt die wichtigsten und elegantesten Bauten in Fotos, Konstruktionsplänen, Modellen und Experimenten vor. ( www.museum-der-arbeit.de ) Die Ausstellung "Multiple City // - Stadtkonzepte 1908-2008", ergänzt mit einer Vortragsreihe, wird manchen Besuchern vielleicht einen Schauer bereiten: Zu sehen sind Entwürfe, die zeigen, wie die Stadt ausgesehen hätte, wenn sich die Planer mit ihren teils sehr visionären Ideen durchgesetzt hätten (mehr dazu: www.hamburgmuseum.de und www.claussen-seggelke.de ).

Eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Architektur versucht das Kammerorchester "tune VIII - Musikalische LandArt in der HafenCity". Unterstützt wird das improvisierende Streichorchester durch eine Fotodokumentation und Performance ( www.projekt-tune.de ).

Die "Hafensafari 2009" ist eine Kunstaktion mit Installationen, Musik, Licht und gleichzeitig eine Entdeckungstour durch den Hafen. Erkundet werden Orte, die durch veränderte Anforderungen der Hafenwirtschaft in den letzten Jahrzehnten ihre Funktion verloren haben oder in Vergessenheit gerieten und jetzt durch Neubauten und Umnutzungen zu neuem Leben erweckt werden ( www.hafensafari.de ).

Nicht nur für Fußballfans interessant dürfte die "Stadionführung beim FC St. Pauli" sein. Präsentiert werden Entwürfe für Logen von Architektur-büros der Champions League ( servicecenter@fcstpauli.com ).

"Hammerbrook - Ein Stadtteil gerät ins Schwimmen", zu beobachten auf einer sechs Kilometer langen Kanutour durch die Hammerbrooker Kanäle. Architekt Stefan Rogge paddelt mit Interessierten zwischen Bürogebäuden, Gebrauchtwagenhändlern und Autobahnzubringern und verspricht unerwartete Eindrücke ( www.fleetfluchten.de ).

Das stetig aktualisierte Programm ist online abrufbar unter www.architektursommer.de . Kostenlose Programmhefte liegen auch im Foyer des Museums für Hamburgische Geschichte, am Holstenwall 24, in der Hamburgischen Architektenkammer, am Grindelhof 40, und in Museen, Galerien, öffentlichen Bücherhallen und vielen Cafés aus. Am Info-Stand im Foyer des Museums für Hamburgische Geschichte gibt es Auskunft über alle Veranstaltungen.

Viele Veranstaltungen sind kostenfrei, für manche fällt ein (zumeist kleiner) Beitrag an; häufig sind Anmeldungen nötig.