Experten raten zu wirksamen Schutzvorkehrungen und warnen vor Fahrlässigkeit und zu dichter Bepflanzung am Haus

Alle zwei Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Trotz dieser erschreckenden Zahl blenden Wohnungsbesitzer die Gefahr eines Einbruchs oft aus - und lassen während eines schnellen Einkaufs oder eines kurzen Gangs zur Post sorglos das Fenster oder die Terrassentür gekippt. Und Wohnungs- und Haustüren werden nur schnell zugezogen. "Dieses Verhalten wirkt einladend auf Einbrecher", sagt Rainer Marin von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Hamburg. Denn in der Regel seien keine Planer, sondern Gelegenheitstäter am Werk.

Einbrecher meiden die Konfrontation. Deshalb finden 90 Prozent aller Einbrüche statt, wenn niemand zu Hause ist. Bei längerer Abwesenheit sei es daher ratsam, mit Zeitschaltuhren für Rollläden und Lampen Anwesenheit vorzutäuschen, rät die Initiative für aktiven Einbruchschutz "Nicht bei mir!". Von einer zu dichten Bepflanzung an Fenstern und Hauswänden wird abgeraten, da diese einen optimalen Sichtschutz für Einbrecher biete. Ebenso sollten möglichst Gegenstände, die als Einbruchswerkzeug dienen können, nicht im Garten liegen.

Manche Balkontür kann mit einem Schraubenzieher geöffnet werden

"Bei Einfamilienhäusern sind Terrassentüren oder Fenster die Hauptzugangspforten für Einbrecher", sagt Jürgen Benitz-Wildenburg vom Institut für Fenstertechnik in Rosenheim (Bayern). Sicherungen an Fenster und Balkontür lohnen sich hier vor allem im Erdgeschoss und an Orten, zu denen Einbrecher hochklettern könnten. Hundertprozentige Sicherheit gibt es zwar nie, aber mit der richtigen Installation lasse sich manches verhindern. "Denn schon mit einem einfachen Schraubenzieher oder dem Kuhfuß brauchen Einbrecher nur Sekunden, um ein normales Fenster oder eine Balkontür auszuhebeln", sagt Marin.

"Wenn aber eine Tür oder ein Fenster länger als fünf Minuten Widerstand leistet, geben die meisten Diebe auf", sagt Benitz-Wildenburg. Das Risiko sei dann für die Täter zu groß. Eine Alarmanlage ist hierzu laut Benitz-Wildenburg nur Ergänzung, nicht aber Alternative: Denn sie meldet den Einbruch, verhindert ihn aber nicht.

Deshalb sei es ratsam, Fenster und Türen mit Einbruchschutz nachzurüsten. Wirkungsvoll vereiteln ließen sich viele Einbrüche durch Fensterbeschläge mit Pilzköpfen - denn meist werde bei Einbruch das Fenster oder die Tür aufgebrochen, nur in wenigen Fällen werde das Fenster zerschlagen. Dies mache Krach, und Täter schreckten meist davor zurück.

"Bei alten Fenstern sollte über den Austausch gegen einbruchhemmende Modelle nachgedacht werden", sagt Ulrich Tschorn vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller. Denn Nachrüsten sei teuer. Zu erkennen ist bei Fenstern die Einbruchsicherheit an den Widerstandsklassen 1 bis 6, abgekürzt mit RC (resistance class). Tschorn hält für Privathaushalte die Klasse RC2 für ausreichend. "Eine Nachbesserung in puncto Einbruchschutz kann ein Mieter vom Vermieter nicht verlangen", sagt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Der Zustand beim Abschluss des Mietvertrages sei maßgeblich. Riegelschlösser oder Türspione seien Sache des Mieters, mancher Einbau muss auch vorher genehmigt werden und unter Umständen bei Auszug wieder zurückgebaut werden - je nach Absprache.

"Schäden durch Einbruchdiebstahl in Privatwohnungen oder -häusern werden von der Hausratversicherung abgedeckt", sagt Christian Lübke vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft. Wer sein Haus mit geöffneten oder gekippten Fenstern verlasse, handele allerdings grob fahrlässig. In diesem Fall sei die Versicherung berechtigt, ihre Leistung entsprechend zu kürzen.