Hamburg will den Einbau von einbruchhemmenden Fenstern und Türen fördern. Zusätzlich gibt es Verhaltensregeln

In Deutschland wird wieder häufiger eingebrochen. Das ist eine zentrale Aussage der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2010. Nachdem die Zahl der Einbruchsdelikte in Wohnungen bereits 2009 um fünf Prozent gestiegen war, erhöhte sie sich nun erneut mit 121 347 Delikten um weitere knapp sieben Prozent. "Der drastische Anstieg zeigt, dass man sich nicht in Sicherheit wiegen darf. Viele unterschätzen das Risiko eines Einbruchs und schützen sich nicht effektiv genug", sagt Helmut Rieche, Vorsitzender der Initiative "Nicht bei mir!". Sie setzt sich aus Polizei, Unternehmen und Verbänden der Sicherheitswirtschaft zusammen.

"Effektiver Schutz gegen Einbrecher fängt bei einfachen Verhaltensregeln an", sagt Rieche. Angekippte Fenster und Terrassentüren seien nahezu eine Einladung für Diebe, nur ins Schloss gezogene Türen stellten kaum ein Hindernis dar. Bei längerer Abwesenheit empfehlen die Experten deshalb, über Zeitschaltuhren zeitweise Räume zu beleuchten und so Anwesenheit vorzutäuschen. Verschiedene strategisch platzierte Bewegungsmelder und Scheinwerfer im Außenbereich nehmen Einbrechern zusätzlich den Schutz durch die Dunkelheit.

Experten raten zum Einbau von Sicherheitstechnik. In rund 40 Prozent der Einbruchsversuche verhinderte sie einen Diebstahl. "Eine Alarmanlage erhöht das Sicherheitsgefühl. Erwiesen ist: Wenn ihr Vorhandensein von außen erkennbar ist, hat sie eine abschreckende Wirkung", sagt Joachim Schairer, Experte der ABI-Sicherheitssysteme GmbH. Dabei sei eine Kombination aus lautem und stillem Alarm am sinnvollsten. "Zum einen wird der Alarm lautlos an die Hilfe leistende Stelle weitergeleitet, in der Regel ist das ein privater Wach- und Sicherheitsdienst", sagt Schairer. Dieser fahre dann raus, überprüfe den Alarm und alarmiere, sofern es sich um einen Einbruch handele, die Polizei. Zum anderen würden Sirene und Blitzleuchten am Haus starten. Beides könne Einbrecher von der weiteren Ausführung ihrer Tat abhalten und Nachbarn aufschrecken.

Angst vor Fehlalarmen hält Schairer bei professionellen Anlagen für unbegründet: "Bei günstigen Lösungen kann es zwar zu Beeinflussungen durch starke Temperaturveränderungen oder elektromagnetische Strahlung kommen, die dann Falschalarmen auslösen. Hochwertige Alarmanlagen können aber zwischen der Wärme eines Menschen, eines Heizkörpers oder eines Tieres unterscheiden."

Der Preis eines Alarmsystems ist von der Ausstattung abhängig. Inklusive Planung und Installation sollte man bei einem Einfamilienhaus aber rund 5000 Euro einplanen, empfiehlt ABI-Sicherheitsexperte Schairer. Wichtig sei immer zunächst das Gespräch mit einem Fachmann, um zu klären, welche Sicherheitstechnik die richtige sei.

Doch auch einbruchhemmende Fenster und Türen tun ihre Wirkung und verhindern das sekundenschnelle Öffnen mit einem Schraubendreher. Hamburgs neuer Innensenator Michael Neumann hat deshalb unlängst eine Initiative gestartet, um ihren Einbau in der Hansestadt zu forcieren.

Neumann verfolgt dabei zwei Ansatzpunkte. Zum einen eine Bauvorschrift, die durch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) erlassen wird. Zum anderen über ein Rabattsystem finanzielle Anreize bei Gebäudeversicherungen schaffen. Ähnliches gebe es bereits in den Niederlanden. Gespräche mit BSU und Handelskammer laufen derzeit, heißt es aus der Innenbehörde. Die Experten der Initiative "Nicht bei mir!" raten zudem zur Nachrüstung mit mechanischen Sicherungen. "Sicherheitstechnik nimmt dem Einbrecher die Zeit zum ungestörten Arbeiten: Wenn er nach drei bis fünf Minuten nicht eindringen konnte, gibt er meistens auf", sagt Thomas Schulz, Experte von Ikon - Assa Abloy Sicherheitstechnik. Er favorisiert durch den VdS (Vertrauen durch Sicherheit) geprüfte und zertifizierte Lösungen. "Verriegelungen müssen massiv sein, sonst halten sie nicht stand", sagt Schulz. Die meisten Hersteller achteten dabei auf zeitlos klassisches Design. Die Farben könnten meist passend zu Türen und Fenstern gewählt werden. Der Einbau von Sicherheitstechnik sollte in Mietwohnungen aber vorher mit dem Vermieter abgesprochen werden.

Herstellerneutrale Informationen unter www.nicht-bei-mir.de