Es nennt sich Sunflowerhaus und soll vor allem Menschen mit Behinderung das Leben mit anderen ermöglichen

Er ist Klempner von Beruf, doch Frank Czaja beschäftigt sich schon lange nicht mehr mit verstopften Rohren oder kaputten Boilern. Deshalb lautet seine Antwort auf die Frage, als was er sich jetzt bezeichnen würde: "Ich bin Konzeptor!" Und dabei blickt der 65-Jährige aus Hamburg-Eißendorf stolz auf sein Modell.

Noch muss er sich damit begnügen, dass er es nur aus Pappmaschee und Sperrholz präsentieren kann. Zugleich hat dies den Vorteil, dass er es im handlichen Format Interessierten präsentieren kann. Geht er auf Reisen, rollt er es einfach in einem Koffer hinter sich her.

Sunflowerhaus hat Frank Czaja das Gebäude getauft, auch weil es der Form nach an eine Sonnenblume erinnert. Außerdem soll es mit Positivem assoziiert werden - mit Sonne und Wärme. "Und beides sollen die Menschen im bildlichen Sinne in diesem Haus erleben können", sagt Frank Czaja.

Auf die Idee gekommen sei er, nachdem er viele Jahre ehrenamtlich mit behinderten Menschen gearbeitet habe. "Irgendwann stand die Frage im Raum: Was machen wir mit denen, die sich nicht mehr so gut orientieren können? Und mit jenen, die beispielsweise wegen einer Erkrankung nicht mehr so gut Treppen steigen können", erinnert sich Czaja. Und da sei ihm der Gedanke gekommen, dieses Haus zu planen. "In ihm sollen sich die Menschen geborgen fühlen", sagt der Hamburger. Sozusagen im vertrauten Kreis mit anderen leben können - auf einer Ebene, ohne Barrieren. "Und im Innenhof geht auch keiner so schnell verloren", sagt der Konzeptor augenzwinkernd.

Den eigentlichen Mittelpunkt des Hauses bilden die Küche und das Wohnzimmer. "Hier findet auf 75 Quadratmetern Gemeinschaft statt: miteinander reden, spielen, singen und essen", sagt Czaja. Um diesen Bereich herum sind die Zimmer der acht bis zehn Bewohner angedacht. Im Mittel sind sie 25 Quadratmeter groß. "Damit haben auch Menschen, die auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, genügend Bewegungsfreiheit", sagt der Hamburger, selbst "fit wie ein Turnschuh".

Um flexibel auf die Wünsche künftiger Bewohner eingehen zu können, hat er das Haus mit Leichtbauwänden geplant. Sie können beliebig versetzt werden. "Für eine alleinerziehende Mutter mit Kind lässt sich beispielsweise problemlos ein 45 Quadratmeter großes Apartment einrichten oder für ein Ehepaar eine 60 Quadratmeter große Wohnung." Bei der Außengestaltung habe er wiederum darauf geachtet, dass jeder seinen eigenen Ausblick habe und die Zimmer der anderen nicht einsehbar seien. "Räume und Wohnungen für das Pflegepersonal habe ich in das Geschoss darüber verlegt", erläutert Czaja.

Angesichts der vielen Vorteile des Hauses kann Czaja nicht verstehen, weshalb sich noch kein Investor gefunden hat: "Egal, wem ich es bislang vorgestellt habe, alle zeigten sich begeistert", sagt der Hamburger. "Ein Planer von der IBA Hamburg hat sogar gesagt: Das Haus hat eine Seele." Trotzdem bekam er wenig später eine Absage. Es hieß, man könne das Haus doch nicht bauen. Ob es daran liegt, dass es nicht den Vorstellungen von verdichtetem Wohnen entspricht?

Czaja kann mit Berechnungen aufwarten: "Das Gebäude bietet auf zwei Etagen 834 Quadratmeter Wohnfläche, hat einen Durchmesser von 27 Metern, und die bebaute Fläche beträgt 572 Quadratmeter." Insgesamt beliefen sich die Kosten für das Gebäude auf etwa 1,58 Millionen Euro, sagt der 65-Jährige. Die Kosten für ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück im Hamburger Umland seien mit 320 000 Euro schon eingerechnet. "Das sind 2000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für ein Haus, in dem Leben in der Gemeinschaft möglich ist", sagt Czaja. Nicht nur für Menschen mit Behinderung.