Der Mobilfunk-Markt steht vor einer neuen Preisrevolution: Mit dem zunehmenden Ausbau des schnellen UMTS-Netzes gewinnen Telefonate über das Internet an Attraktivität.

Bei dem so genannte Voice-over-IP (VoIP) wird die Sprache in kleine Datenhäppchen zerlegt und über das Internet an den Gesprächspartner geschickt. Noch wird diese Technik vor allem bei Festnetztelefonaten genutzt. Doch die Mobilfunkanbieter rüsten sich bereits für die Einführung der Technik in ihr Geschäftsfeld. Experten rechnen mit einem Preisrutsch.

Mobile Internettelefonie ist noch eine Randerscheinung: Von den vier Netzbetreibern hat nur E-Plus in Kooperation mit dem VoIP-Anbieter Skype im vergangenen Jahr ein Testangebot auf den Markt gebracht. "Die Vermarktung wurde wie geplant zum Jahreswechsel eingestellt und nun machen wir einen Test mit 1.500 ausgewählten Nutzern", sagt Konzernsprecherin Catrin Glücksmann. Die Kunden nutzen dabei die mobile Datenkarte von E-Plus und für die Abwicklung und Abrechnung der Telefonate ist Skype verantwortlich.

Haken bei dem E-Plus-Angebot ist allerdings, daß die Nutzer ihr Laptop zum Telefonieren brauchen. Erst mit der Verbreitung von Daten-Handys - so genannten Smartphones - gewinnt mobiles VoIP an Attraktivität. Anders als im Festnetz müssen die mobilen Nutzer noch Abschläge bei der Sprachqualität akzeptieren. Erst mit höheren Bandbreiten im Mobilfunknetz soll sich dies ändern.

Bei einer zunehmenden Verbreitung von Handy-Gesprächen über das Internet können die Nutzer kräftig sparen. Auch wenn Gespräche ins Mobilfunk- und Festnetz ähnlich teuer wie normale Telefonate seien, sagt Philipp Geiger von der Marktforschungsfirma Solon. Hintergrund sind die Entgelte, die Netzbetreiber für Anrufe in ihr Netz kassieren. Telefonate zu anderen Skype-Nutzern seien allerdings umsonst. "Je mehr der Bekannten und Kollegen ebenfalls VoIP haben, desto mehr lohnt es sich für den einzelnen - ein Schneeball-Effekt".

Langfristig werde das Modell also immer interessanter, sagt Geiger. Voraussetzung ist ein Internet-Pauschaltarif. Grenzenloses mobiles Surfen ist bei T-Mobile, Vodafone und E-Plus schon für unter 50 Euro im Monat möglich.

Den Unternehmen könnte ein herber Umsatzverlust drohen, denn nutzen werden den günstigen Umweg über das Internet vor allem die profitablen Vieltelefonierer. Die Netzbetreiber reagieren daher sehr unterschiedlich auf das Vordringen der Internettelefonie in ihren Geschäftsbereich. Während E-Plus VoIP-Gespräche nur bei Skype erlaubt, will T-Mobile-Chef Rene Obermann den Kunden keine Steine in den Weg legen. Es mache keinen Sinn die Entwicklung zu blockieren, sondern T-Mobile wolle das Thema "pro-aktiv" angehen, sagte er kürzlich.

Die Hoffnungen von Obermann ruhen darauf, daß die Kunden mehr mit ihrem Handy telefonieren und damit die Umsatzausfälle ausgleichen. T-Mobile profitiert wie seine Wettbewerber von Anrufen in das jeweilige Netz. Das Geschäftsmodell der Mobilfunker könnte sich also grundlegend ändern. Nicht mehr die abgehenden Anrufe wären dann interessant, sondern die Anrufe in das Netz.