Immer mehr Menschen erkranken an Schweinegrippe. Jetzt überlegen auch die Kirchen, wie sie die Besucher der Gottesdienste schützen soll.

Köln. Die steigende Zahl der Schweinegrippefälle beschäftigt auch die Kirchen. Am Donnerstag veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn erstmalig allgemeine Handlungsempfehlungen für den Infektionsschutz in Gottesdiensten. Dennoch herrscht Verunsicherung. Abendmahl, Weihwasser, Mundkommunion, Friedensgruß – wie gefährlich sind diese Riten in Zeiten der Schweinegrippe?

Jens Peter Iven, Pressesprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland, verzeichnet eine steigende Zahl von Anfragen: „Meistens ging es um die Vorkehrungen beim gemeinsamen Abendmahl.“ In den meisten Gemeinden einigte man sich schon recht bald auf das Abendmahl „Intinctio“: Dabei wird nicht mehr wie üblich aus einem gemeinsamen Kelch getrunken, sondern die Abendmahlsoblate wird nur in den Kelch eingetaucht.

Die „Intinctio“ ist unbedenklicher als das traditionelle Abendmahl, bestätigt eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums. „Und theologisch gesehen ist auch das Abendmahl Intinctio ein vollwertiges Abendmahl“, versichert Pfarrer Ernst Schmidt aus der Gemeinde Mettmann.

Auch die katholische Kirche passt sich dem Infektionsrisiko an: „Es ist nicht zwingend notwendig, sich beim Friedensgruß die Hand zu reichen, ein freundliches Nicken kann ebenfalls ein Zeichen des Friedens sein“, sagt Pressereferentin Patricia Jungnickel vom Erzbistum Köln.

Eine bistumsübergreifende Regelung gibt es nicht. Meistens richtet man sich nach den Handlungsempfehlungen der Bischofskonferenz. Diese empfiehlt als Grundverhaltensregel: „Wer an der Grippe erkrankt ist oder bei wem der Verdacht auf Erkrankung besteht, soll auf die Teilnahme an Gottesdiensten verzichten.“ Zudem rät die Bischofskonferenz von der Mundkommunion ab. Auch „eine Zurückhaltung bei der Nutzung des Weihwasserbeckens in den Kirchen“ sei geboten.

„Das bedeutet aber nicht, dass die Weihwasserbecken jetzt trockengelegt werden“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz. „Sondern nur, dass Ängstliche es besser nicht benutzen.“ Irmgard Maus ist 96 Jahre alt und zündet im Kölner Dom eine Kerze an. „Wissen Sie, irgendwas ist immer“, sagt sie, „Krieg, Aids, BSE, Vogelgrippe, Schweinegrippe.“ Auf ihren Kirchenbesuch will sie auch in Zukunft nicht verzichten.

Familie Wolber aus Bergisch Gladbach ist da ängstlicher: „Der Glaube allein schützt nicht vor Krankheit.“ Nächste Woche haben sie einen Impftermin. Bis dahin wollen sie das Weihwasser meiden. „Man sollte einfach nicht hysterisch werden“, findet Pfarrer Schmidt aus Mettmann. Er selbst trinkt zum Abendmahl immer noch aus dem Gemeinschaftskelch. So viel Gottvertrauen hat er noch.