Berlin. Tablets für Profis: Apples iPad Pro und Microsofts Surface Pro 6 bieten Leistung im Überfluss. Oft reicht aber eine günstigere Version.

Nicht mal ein halbes Kilo schwer und trotzdem extrem leistungsfähig: Die neuen Pro-Tablets von Apple und Microsoft zeigen, wie kompakt digitale Arbeitsgeräte heute sein können – und wie kostspielig. Ein iPad Pro von Apple oder ein Surface Pro 6 von Microsoft kostet mit Tastatur selbst in der günstigsten Ausführung über 1000 Euro, voll ausgestattet werden sogar deutlich über 2000 Euro fällig.

Für wen lohnt sich also die Anschaffung wirklich, und wer ist möglicherweise auch beruflich mit der günstigeren Verbraucher-Variante der Tablets besser beraten? Wir haben die Power-Flundern getestet und verglichen.

Apple iPad Pro (2018)

Das neue iPad Pro (ab 879 Euro für die 11-Zoll-Variante, ab 1099 Euro für die 12,9-Zoll-Variante) erkennt man auf den ersten Blick, denn bei der jüngsten Ausgabe hat Apple erstmals das Design der Geräte-Reihe spürbar verändert.

Das Aluminiumgehäuse ist plan mit flachen Kanten. Gleichzeitig sind die Display-Ränder deutlich geschrumpft, auch eine Home-Taste gibt es nicht mehr. Wie bei den aktuellen iPhones wird das Gerät per Infrarot-Gesichtserkennung „Face ID“ entsperrt, Menüs und Startseite werden durch Wischgesten aufgerufen.

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    Auch technisch hat sich einiges getan. Das fängt mit einer für Apple revolutionären Entscheidung an: Statt des Apple-eigenen Lightning-Steckers setzt das Unternehmen jetzt erstmals auf USB-C. Damit lassen sich – teils via Adapter auf das gängige USB-A-Format – zahlreiche Geräte direkt anschließen.

    Teils schneller als ähnlich teure Notebooks

    Wer hofft, endlich Festplatten oder USB-Sticks unkompliziert mit dem neuen Tablet zu verbinden, wird enttäuscht: Apple erlaubt nur den Import von Fotos und Videos – andere Dateitypen lassen sich so nicht auf das Tablet laden. Gerade bei einem Profi-Gerät eine wenig nachvollziehbare Entscheidung.

    Abgesehen davon bietet das iPad Pro hardwareseitig ein beeindruckendes Paket: Der A12X-Fusion-Prozessor lässt in Testprogrammen selbst viele schnelle Notebook-Prozessoren (auch den Intel i5 im Surface Pro 6) hinter sich, Aufgaben wie die Format-Umwandlung von Videos oder RAW-Fotos erledigt das Tablet teils deutlich schneller als vergleichbar teure Notebooks.

    Sehr hohe Farbtreue, große Helligkeit

    Wer will, kann den Speicher auf bis zu ein Terabyte (Aufpreis: 830 Euro) aufrüsten. Das iPad-Display sucht im Tabletumfeld seinesgleichen und zeichnet sich durch große Helligkeit und sehr hohe Farbtreue aus, was für die professionelle Arbeit mit Bildern und Videos wichtig ist. Auch die insgesamt vier Lautsprecher des Geräts lassen den Ton der meisten Tablets und Notebooks im Vergleich dünn klingen.

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      Der neue Apple Pencil (135 Euro) haftet magnetisch am iPad und lädt sich in dieser Position kabellos auch wieder auf. Wer damit zeichnet oder Notizen schreibt, hat das Gefühl, tatsächlich auf die Glasoberfläche zu malen, Verzögerungen sind nicht festzustellen. Die neue Tastatur Smart Keyboard Folio (11-Zoll: 199 Euro, 12,9-Zoll: 219 Euro) bietet jetzt immerhin zwei Aufstellwinkel und schützt nun auch die Rückseite des Tablets. Beleuchtet ist sie leider noch immer nicht.

      • Fazit: Für mobile Bildbearbeitung und Videoschnitt bietet sich die Hardware geradezu an, zumal es hier schon viele professionelle Apps gibt. Für die kommenden Monate ist zudem eine Vollversion von Photoshop, der Standardanwendung für Fotografen und Grafiker, für das iPad Pro angekündigt. Bislang sind nur deutlich abgespeckte Varianten für Mobilgeräte verfügbar.

      Auch wer zwingend ein Tablet mit größerem Display und viel Rechenleistung benötigt, ist hier richtig – wenn es die benötigten Anwendungen auch gibt.

      Das iPad Pro ist sehr leicht (11 Zoll: 468 g, 12,9 Zoll: 631 g) und flach (5,9 mm). Die Apple-Tastatur legt aber noch einmal rund 300 oder 400 Gramm Gewicht und sechs bis sieben Millimeter Dicke drauf.

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        • Spar-Alternative: Wer sein Tablet lediglich als mobilen Office-Computer nutzen möchte oder per Stift ein paar Skizzen oder handschriftliche Notizen anfertigen will, braucht die brachiale Leistung des Pro-Geräts nicht. Hier reicht oft schon das normale iPad (ab 349 Euro).

        Dem Vergleich mit dem hervorragenden Display des Pro-Geräts hält der 9,7-Zoll-Bildschirm zwar nicht stand, auch dessen A10-Prozessor ist tatsächlich etwas langsamer. Zum Erstellen von Präsentationen, Schreiben und Bearbeiten von Textdokumenten oder Tabellen ist das iPad aber mehr als ausreichend gerüstet und bietet für die Zukunft satte Reserven.

        Microsoft Surface Pro 6

        Das Surface Pro 6 (ab 1049 Euro) lässt sich als Gerät recht einfach erklären: Ein vollwertiger Windows-PC mit allen Anschlüssen, der in einem hochwertigen Tablet-Gehäuse mit recht großem 12,3-Zoll-Display steckt. Der Clou am Gerät ist ein auf der Rückseite ausklappbarer Ständer. So lässt es sich in nahezu beliebigen Winkeln aufstellen, selbst wenn keine Tastatur angedockt ist.

        Das Gerät ist spürbar dicker (8,5 mm) und schwerer (770 g) als das neue iPad Pro, die zugehörige Tastatur – das Surface Pro Type Cover (ab 149 Euro) – bringt noch einmal gut 300 Gramm auf die Waage. Sie wird wie bei Apple magnetisch am Tablet befestigt.

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          Beleuchtete Tastatur erleichtert Tippen im Dunkeln

          Im direkten Vergleich ist das Tippgefühl hier angenehmer als beim Apple-Pendant, außerdem sind die Tasten dank Beleuchtung auch bei Dunkelheit zu erkennen. Der Eingabestift, Surface Pen (109 Euro), funktioniert sehr gut, auch wenn er nicht ganz die Unmittelbarkeit des Apple Pencils auf dem iPad Pro erreicht.

          Kunden können das Microsoft-Tablet in verschiedenen Ausstattungen kaufen, die günstigste Variante (1049 Euro) kommt mit Intel-i5-Prozessor, 128 GB Speicher und 8 GB Arbeitsspeicher (RAM). Für die Topvariante mit i7-Prozessor, 16 GB RAM und einem Terabyte SSD-Speicher verlangt Mi­crosoft mehr als das Doppelte – 2449 Euro.

          • Fazit: Das Surface Pro 6 hat für viele berufstätige Anwender einen großen Vorteil: Es ist ein echter Windows-10-PC. Es lassen sich darauf alle Anwendungen nutzen, die auch auf dem Büro-PC laufen. Dank leistungsfähiger Prozessoren steht auch die nötige Rechenpower dafür bereit. Selbstverständlich werden auch USB-Sticks und externe Festplatten gelesen und beschrieben – schade ist nur, dass der moderne USB-C-Anschluss fehlt.

          Der Windows-Vorteil ist aber auch ein kleiner Nachteil: Denn viele Anwendungen sind nicht auf die Tablet-Bedienung per Hand ausgelegt – auch Microsofts Tablet-Modus ist kein Vergleich zu einer echten mobilen Oberfläche wie der von iOS.

          • Spar-Alternative: Seit diesem Jahr gibt es das Surface Go. Das 10-Zoll-Windows-Gerät ist bereits ab 449 Euro erhältlich. Mit 4 GB RAM, 64 GB Speicher und einem Pentium-Gold-Prozessor ist es jedoch auch deutlich schwächer ausgestattet. Die leistungsfähigere Variante (8 GB RAM, 128 GB Speicher, 599 Euro) schlug sich im Alltagstest aber überraschend gut. Wer sich mit Office-Anwendungen begnügt, kann hier ein paar Hundert Euro sparen.