Berlin. YouTube-Chefin Susan Wojcicki hat vor der Reform des EU-Urheberrechts gewarnt. Die Neuregelung könne das Netz „drastisch verändern“.

Ein Video versetzte derzeit viele YouTube-Nutzer in Sorge. Unter dem Titel „Warum es YouTube nächstes Jahr nicht mehr gibt“ warnt der Clip davor, dass in den nächsten Monaten nahezu alle privat betriebenen YouTube-Kanäle von der Plattform verschwinden würden. Der angebliche Grund: Eine Reform des EU-Urheberrechts. Panikmache?

Susan Wojcicki, Chefin von YouTube, hatte zuvor bereits in einem offenen Brief vor der Reform gewarnt. „Artikel 13 in seiner jetzigen Fassung könnte Millionen von Menschen – von Creatorn wie euch bis hin zu alltäglichen Nutzern – daran hindern, Inhalte auf Plattformen wie YouTube hochzuladen“, schrieb die Youtube-Chefin. „Und er könnte Nutzer in der EU daran hindern, Inhalte anzusehen, die bereits auf den Kanälen von Creatorn überall verfügbar sind.“

Wojcicki warnte, „der Vorschlag könnte Plattformen wie YouTube zwingen, nur Inhalte von einer Handvoll großer Unternehmen zuzulassen“. Die Neuregelung könne das Internet, wie man es heute kennt, „drastisch verändern“.

EU-Kommission: Reform zielt nicht auf Nutzer

Die EU-Kommission hat diese Befürchtungen entschieden zurückgewiesen. Ein Sprecher betonte, der Gesetzesvorschlag ziele nicht auf YouTube-Nutzer oder andere Dienste.

„Sie werden weiterhin in der Lage sein, das zu tun, was sie heute tun, etwa Anleitungen oder andere kreative Inhalte hochladen.“ Stattdessen solle die Position von Rechteinhabern gestärkt und ihre Inhalte besser vergütet werden. Diesen Prozess jedoch für die Behauptung zu nutzen, die EU sei gegen das Internet, sei „Unsinn“. Derzeit würden EU-Staaten und Europaparlament über eine ausgewogene Reform verhandeln.

Die Geschichte vom Internetriesen Google

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    Artikel 13 sieht in der im September vom Europaparlament verabschiedeten Fassung vor, dass sich Online-Plattformen Lizenzen von Rechteinhabern sichern müssen – und für Urheberrechtsverletzungen von Nutzern haften. Obwohl Upload-Filter nicht ausdrücklich erwähnt werden, halten Kritiker sie für eine wahrscheinliche technische Lösung für die neuen Vorgaben.

    In einer Reaktion auf die Äußerungen des Kommissionssprechers betonte YouTube, Wojcicki habe sich lediglich gegen die „ungewollten Konsequenzen“ der Pläne ausgesprochen. Für YouTube-Autoren sei es wichtig, die potenziellen Folgen zu verstehen. Das Ziel der Kommission, das Urheberrecht an das Digitale Zeitalter anzupassen, unterstütze der Videodienst. (les/dpa)