Berlin. Heute vor 20 Jahren wurde Google gegründet. Milliarden Menschen nutzen die Dienste des Konzerns – seine Marktmacht wird kritisiert.

Nichts hat das Leben in den vergangenen Jahren so sehr beeinflusst wie das Aufkommen des Internets. Maßgeblich daran beteiligt war Google. Am 4. September 1998 wurde das US-Unternehmen offiziell gegründet. Der Legende nach, nachdem ein erster Investitionsscheck über 100.000 Dollar nicht eingelöst werden konnte, da er auf das bis dato noch nicht existierende Unternehmen „Google Inc.“ ausgestellt war. 2015 dann wurde die Holding Alphabet ins Leben gerufen, mit Google als größtem Tochterunternehmen.

Heute mag man kaum glauben, dass der Multi-Milliarden-Dollar-Konzern aus Mountain View (USA) erst vor zwei Jahrzehnten mal klein angefangen hat. Doch mit dem Konzern wuchsen auch die Sorgen vieler Anwender um ihre Privatsphäre. Google lebt von den Daten anderer, das gezielte Schalten personalisierter Werbung ist die Haupteinnahmequelle.

In Europa stört man sich seit Längerem zudem massiv an Googles großer Dominanz: Erst im Juli verhängte die EU gegen Google deshalb eine Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro, im Jahr davor musste der Konzern bereits 2,42 Milliarden zahlen. In beiden Fällen wirft die EU dem US-Konzern Missbrauch seiner Marktmacht vor, 2017 bei seinem Preisvergleichsportal Google Shopping, in diesem Jahr wegen seines Betriebssystems Android.

Trotzdem geht es dem Konzern nach wie vor blendend – ein Blick auf die Entstehung von Googles wichtigsten Diensten.

Google Suche (1998)

Die klassische Google-Suche.
Die klassische Google-Suche. © Google/ Handout | Google / Handout

Alles begann 1995 mit dem Zusammentreffen von Sergey Brin und Larry Page auf dem Campus der amerikanischen Elite-Universität Stanford. Sie verstanden sich auf Anhieb, ein Jahr später arbeiteten die beiden bereits am Vorgänger der Google-Suche: „BackRub“. Die Idee dahinter war revolutionär. Bei frühen Internetsuchmaschinen wie Infoseek mussten Betreiber ihre Webseite selbst anmelden. Bei einer Suche wurde dann schlicht geprüft, ob und wie häufig ein Suchbegriff auf einer Webseite vorkam.

BackRub durchforstete das Netz nicht nur automatisch, es prüfte auch, wie oft Links von anderen Webseiten auf eine Seite hinwiesen, und leitete daraus eine Relevanz ab. Vereinfacht gesagt: Je öfter auf eine Seite verwiesen wurde, als umso wichtiger wurde sie eingestuft.

1997 registrierten Brin und Page die Webadresse „google.com“. Der Name ist laut Unternehmensangaben ein Wortspiel mit dem englischen Zahlennamen „Googol“. Im Deutschen heißt sie auch Sexdezilliarde – eine Eins mit 100 Nullen. Die Zahl soll auf die quasi zahllosen Ergebnisse hinweisen, die Google durchsuchen können soll. Seit dem offiziellen Start im Jahr 1998 ist Google Suche zur weltweit meistgenutzten Suchmaschine avanciert – mit einem geschätzten Marktanteil von 80 bis 90 Prozent. Seit 2004 steht „googeln“ übrigens im Duden.

AdWords (2000)

Google AdWords
Google AdWords © Google/ Handout | Google / Handout

Nutzern weniger bekannt ist der Service AdWords (heute Google Ads). Er begründet den Reichtum des Internetriesen: Werbekunden geben Google ihre Anzeigen und sagen, welche Zielgruppe sie ansprechen möchten. Google verteilt sie entsprechend. Zahlen müssen die Werbekunden für jeden Klick auf solch ein Banner.

Zu Beginn von AdWords wurde die Werbung hauptsächlich auf Basis der eingegebenen Suchbegriffe ausgespielt, heute fließen viele andere Faktoren mit ein. Übrigens zeigt Google diese Anzeigen auf einem Großteil aller Webseiten im Netz – dank AdSense (2003). Hier stellen Webseitenbetreiber Google Bannerplätze zur Verfügung und erhalten im Gegenzug zwei Drittel der Einnahmen. Die Werbung für das Paar Schuhe, die uns durch das Netz verfolgt, wird also oftmals von Google ausgespielt.

Mit Werbung macht Google übrigens noch immer den Löwenanteil seines Umsatzes. Im zurückliegenden zweiten Quartal 2018 generierte Mutterkonzern Alphabet einen Umsatz von 32,6 Milliarden Dollar, 28 Milliarden davon stammen aus Googles Anzeigengeschäft.

Gmail (2004)

Der E-Mail-Dienst startete am 1. April 2004 und wurde zunächst für einen Aprilscherz gehalten. Mit einem Speicherplatz von einem Gigabyte brachte er die übrigen kostenlosen E-Mail-Dienste in Bedrängnis. Allerdings konnten Kunden bis Anfang 2007 nur mit vorheriger Einladung durch andere Nutzer ein Konto eröffnen. Nur fünf Jahre später war Gmail bereits der weltweit größte E-Mail-Dienst. Heute hat Gmail laut Unternehmensangaben 1,4 Milliarden aktive Nutzer.

Google Maps (2005)

Als der Dienst im Fe­bruar 2005 vorgestellt wurde, glänzte er durch seine hoch aufgelösten Satellitenfotos. Ende 2007 lieferte Google dann die erste mobile App seines Kartendienstes aus – und besiegelte damit den Niedergang von Navigations-Apps und günstigen Navigationsgeräten. Heute gehört auch Maps zu den Google-Diensten, die monatlich von über einer Milliarde Menschen genutzt werden.

Youtube (2006)

Kein Google-Kind, sondern eingekauft: YouTube.
Kein Google-Kind, sondern eingekauft: YouTube. © PR | pr

Die Videoplattform Youtube ist ausnahmsweise keine Erfindung von Goo­gle. Sie wurde 2005 von drei ehemaligen Paypal-Mitarbeitern gegründet. Anderthalb Jahre später kaufte Google Youtube für 1,68 Milliarden Dollar. Zu dieser Zeit warf die Videoplattform keinerlei Profit ab, war bereits in Copyright-Streitigkeiten verstrickt und wurde von nicht wenigen als Kurzzeitphänomen belächelt. Doch Googles Riecher war richtig – mit wachsender Internetbandbreite und videofähigen Smartphones prägte Youtube grundlegend den Umgang mit Videos im Netz. Heute hat die Plattform 1,9 Milliarden aktive Nutzer, in jeder Minute werden 400 Stunden Videomaterial hochgeladen.

Chrome (2008)

Als Google seinen Browser Chrome auf den Markt brachte, surfte mehr als die Hälfte der Internetnutzer noch mit dem Internet Explorer. Innerhalb von nur knapp vier Jahren konnte Chrome daran vorbeiziehen. Seitdem steht Googles Browser unangefochten an der Spitze. Heute surfen über zwei Milliarden Menschen mit Google Chrome.

Android (2008)

Spitzenreiter bei den Handy-Betriebssystemen: Android.
Spitzenreiter bei den Handy-Betriebssystemen: Android. © Google/ Handout | Google / Handout

Gut ein Jahr nach dem Verkaufsstart des ersten iPhones brachte T-Mobile das G1 auf den Markt: das erste Smartphone mit Android-Betriebssystem. Zu dieser Zeit beherrschten Nokia (mit Symbian) und RIM (mit Blackberry) den Markt. Nur gut zwei Jahre später war Googles Android bereits Spitzenreiter, während die Marktanteile aller anderen außer Apple (iOS) ins Bodenlose stürzten. Heute nutzen über zwei Milliarden Menschen Smartphones und Tablets mit dem Android-Betriebssystem.