Berlin. Apple bietet seit kurzem einen Akkuaustausch für gedrosselte iPhones an. Jetzt ziehen Gravis und Co. nach – mit Mehrkosten für Kunden.

Apple hat ältere iPhone-Modelle bewusst verlangsamt – um Überhitzung und Hardwareschäden zu vermeiden, argumentiert der Hersteller. Wie nicht anders zu erwarten, reichten aufgebrachte US-Kunden innerhalb kürzester Zeit Klage ein, mit teilweise exorbitanten Schadensersatzansprüchen: 999 Milliarden Dollar fordert eine Kalifornierin als Ersatz für die gedrosselte Leistung ihres iPhones von dem Tech-Unternehmen.

Um den Klagenden zuvor zu kommen, hat Apple frühzeitig die Möglichkeit eines vergünstigten Akkuwechsels angekündigt: Für 29 Euro anstatt der vorherigen 80 Euro können Besitzer der Modelle 6, 6S , CE und 7 die gealterte Batterie ihres Smartphones gegen eine neue austauschen lassen. Laut Aussage des Herstellers würde durch diesen Austausch die Software-Drosselung wieder deaktiviert werden.

Diese Auswirkung hat die Austausch-Aktion auf Gravis

Doch nicht nur Apple bietet den rabattierten Akkutausch an, auch bei einigen deutschen Händlern lassen sich betroffene Batterien vergünstigt wechseln. Dieser außerplanmäßige Aktion hat für die Reparaturdienstleister jedoch erhebliche Folgen.

Auf Anfrage unserer Redaktion teilte Gravis mit, dass bereits jetzt die Nachfrage nach einem Akkutausch höher ausfällt als gewöhnlich. Da der Apple-Reseller an dieser Aktion nicht viel verdienen könne und keine Ausgleichszahlung von Apple erhalte, sei der rabattierte Akku-Tausch als Serviceleistung anzusehen. Derzeit sei mit einer Reparaturzeit von einer Woche auszugehen.

Auch Express-Austausch möglich

Außerdem bekämen Betroffene für weitere 10 Euro einen Express-Akkutausch von Gravis innerhalb eines Tages. Gravis will derzeit allerdings keine Stellung dazu beziehen, wie lange dieser Express-Service noch in Anspruch genommen werden kann. Bei einem erhöhten Service-Aufkommen könnte der Nachfrage möglicherweise nicht nachgekommen werden.

Nachfragen unserer Redaktion bei den Apple-Resellern MSH, der Holding von Media Markt und Saturn, sowie Cyberport wurden bislang nicht beantwortet.

Verkaufszahlen können sinken

Doch nicht nur die Händler verdienen kein Geld mit der Austauschaktion, auch Apple hat mit Verlusten zu rechnen. Womöglich erwarten den Hersteller wegen des Akku-Debakels geringere Verkaufszahlen. Der Barclays-Analyst Mark Moskowitz schätzt im Gespräch mit Bloomberg, dass weltweit 519 Millionen Konsumenten den rabattierten Akku-Tausch in Anspruch nehmen dürfen.

Sollten hiervon nur 10 Prozent Apples Angebot annehmen und die Batterie ihres Handys vergünstigt tauschen lassen, anstatt auf ein neues iPhone-Modell zu upgraden, da ihnen die erhöhte Akkulaufzeit ausreicht, und sollten sich weitere 30 Prozent der Betroffenen wegen des Vertrauensverlust gegen den Kauf eines neuen iPhone-Modells entscheiden, würde Apple insgesamt 16 Millionen Smartphones weniger verkaufen.

Auch an der Börse ist die ungewisse Lage des Herstellers zu spüren. Am 3. Januar schloss die Apple-Aktie mit 173.28 Dollar ab und ist damit 0,6 Prozent weniger wert als am Vortag.

„Dieser Text ist zuerst auf futurezone.de erschienen – Das neue Tech-News-Portal der Funke Mediengruppe.“