Köln. Aschenbrödel-Affäre im Netz: Eine seit März nicht aktualisierte Seite wurde zur Quelle für vermeintlich brandheiße Weihnachts-News.

  • Der Kult-Märchenfilm „Aschenbrödel“ ist jedes Jahr zu Weihnachten ein Garant für gute TV-Quoten
  • Auf die Veröffentlichung der Sendetermine warten viele Fans gespannt
  • Doch in diesem Jahr sind Falschmeldungen im Umlauf

Viele deutsche Medien verbreiteten am Dienstag und Mittwoch euphorisch und mit viel Resonanz die Sendetermine für den Kult-Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ im Internet. Allerdings: Sie stammten aus dem Vorjahr. Quelle war eine Seite, die seit März nicht mehr aktualisiert worden ist. Das ist wie eine Einladung zum Ball, und dann entpuppt sich die Tanzpartnerin als fiese, in die Jahre gekommene Stiefschwester der Traumfrau.

Auch der Autor dieses Textes hatte seine Meldung schon fast fertig, als bei der Recherche der Text der „Mitteldeutschen Zeitung“ auftauchte: „Wirbel um Ausstrahlung von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Die Pressestelle der ARD hatte auf Nachfrage mitgeteilt, dass die Termine noch gar nicht feststehen. Zu dem Zeitpunkt hatte das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ einen Text schon auf diversen Portalen wie etwa „HAZ“, „Leipziger Volkszeitung“ und „Kieler Nachrichten“ veröffentlicht. Sie blieben nicht die letzten: Kultfigur Aschenbrödel ist Garant für Likes und Shares auf Facebook, weil der Kultfilm viele Menschen elektrisiert.

In altem Text die Jahresangabe geändert

Alle Medien beriefen sich auf die Seite weihnachtsfilme.de. Deren Betreiber Felix Beilharz ahnte derweil nicht, was sich da gerade abspielte. Zuletzt hatte er die Seite am 19. März aktualisiert, erklärte er unserer Redaktion. Wo die Übersicht der Termine 2016 standen, änderte er bereits im März die Jahresangabe in der Überschrift „Sendetermine 2017: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel im TV“ stand da jetzt.

Reichlich Vorlauf vor Weihnachten, „damit Google Zeit hat, den Artikel als aktuell und relevant einzustufen.“ Wer nach den Filmen googelt, soll möglichst prominent seine Seite angezeigt bekommen. Als letzten Satz schrieb er „Hier findest du eine Infografik mit allen Sendeterminen, sobald diese veröffentlicht sind“. Darüber zu finden: Die Infografik mit allen Sendeterminen – aus dem Jahr 2016, ohne Jahresangabe. Die wurde zum Mittelpunkt des „Missverständnisses“, für das sich dann etliche Redaktionen später entschuldigten. Jemand hatte das Bild am Montagabend getwittert und damit die Lawine losgetreten.

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In Antworten fand sich Verwunderung

Ein Blick in die Antworten auf den Tweet hätte eigentlich gereicht, um misstrauisch zu werden: Da wunderte sich schon in einer der ersten Reaktionen jemand: „Das sind doch die gleichen wie letztes Jahr!“

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Beilharz hatte eigentlich vor, die Seite im September für die Saison auf Vordermann zu bringen, „aber bisher is mir da immer mein Hauptjob dazwischengekommen“, so der Kölner Spezialist für Online-Marketing und Social-Media-Marketing. Daran erinnert wurde er am Dienstagabend durch eine Anfrage unserer Redaktion. Erste belustigte Reaktion: „Wie geil ist das denn?“

Seitenbetreiber: „Absicht war das keine“

Zwischenzeitlich hatten noch mehr Medien fröhlich die Vorschau verbreitet. Bei RTL war die falsche Werbung für die öffentlich-rechtlichen Filme auch nach fast 24 Stunden noch unverändert online. Auch „Neue Westfälische“ und das zur Funke Mediengruppe gehörende Portal thueringen24.de brachten Artikel. Andere wie der „Zeit Online“-Ableger ze.tt oder Der Westen (gehört ebenfalls zur Funke Mediengruppe) posteten nur Fotos mit der Terminübersicht. Zum Teil löschten sie sie schnelll wieder, zum Teil ließen sie sie mit Bitte um Entschuldigung stehen.

Für Weihnachtsfilme.de brachte die Aktion viele Links und viel Aufmerksamkeit, für die Platzierung in der Google-Suche kein Nachteil. „Absicht war das wirklich keine“, versichert Beilharz. „Ich kann aber verstehen, dass das so rüberkommen könnte und ja, die Idee ist wirklich nicht so schlecht. Aber so arbeite ich nicht.“

Immerhin ein Termin ist schon beinahe sicher: An Heiligabend mittags werde „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ voraussichtlich im Ersten laufen, teilte die Pressestelle dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ mit.