Der Chaos Computer Club will mit dem WikiLeaks-Aussteiger nichts mehr zu tun haben

Hamburg. So ganz klar ist nicht, was Daniel Domscheit-Berg vergangenen Mittwoch auf einem Hacker-Treffen bei Berlin eigentlich gesagt hat. Hat er den Eindruck erweckt, der Chaos Computer Club (CCC) teste, gewissermaßen als eine Art TÜV, die Sicherheit seiner geplanten Enthüllungsplattform OpenLeaks? Oder hat er ganz allgemein die anwesenden Hacker, von denen keineswegs alle CCC-Mitglieder gewesen sein sollen, gebeten, die Sicherheit von OpenLeaks mit gezielten Angriffen zu testen? So hat es ein Reporter des Deutschlandfunks in Erinnerung, der bei der Veranstaltung zugegen war.

Jedenfalls hat der CCC nun Domscheit-Berg wegen des angeblichen TÜV-Vergleichs ausgeschlossen, mit dem er den Ruf des Klubs ausgenutzt habe. Das klingt als Begründung etwas dünn. Und vermutlich geht es bei der Auseinandersetzung im Kern um etwas ganz anderes: Der CCC versuchte elf Monate lang erfolglos, im Streit um eine Festplatte mit sensiblen Daten zwischen Domscheit-Berg und dem Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks Julian Assange zu vermitteln.

WikiLeaks hatte durch die Veröffentlichung streng geheimer Dokumente der USA aus dem Irak- und Afghanistan-Krieg für Aufsehen gesorgt. Zuletzt publizierte die Plattform Ende vergangenen Jahres geheime Botschaftsdepeschen. Domscheit-Berg hatte bereits im September 2010 im Streit mit Assange WikiLeaks verlassen. Dabei hatte er auf einer Festplatte bisher unveröffentlichte Dokumente mitgenommen, die Informanten der Plattform hatten zukommen lassen.

Domscheit-Berg behauptet, die Daten seien bei WikiLeaks nicht sicher. Deshalb wolle er sie auch nicht herausrücken. Weil er von dieser Haltung nicht abzubringen war, scheiterte die Vermittlung durch den CCC. Dessen Vorstand Andy Müller-Maguhn hatte im "Spiegel" bereits vor dem Rauswurf Domscheit-Bergs Integrität in Zweifel gezogen und ihm vorgeworfen, "mit Fakten sehr flexibel" umzugehen.

Nicht jeder im CCC echauffiert sich so über den ehemaligen WikiLeaks-Mann. Frank Rieger etwa, der Sprecher des Vereins, twitterte: "Nur falls jemand fragt: Ich bin nicht im Sandkasten und kloppe mich daher auch nicht mit um die Förmchen."