Der iPhone-Konzern überweist für den Hertseller der Kultkopfhörer umgerechnet 2,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig sollen die Beats-Gründer Dr. Dre und Jimmy Iovine ins Apple-Management aufsteigen.

New York. Der angekündigte Mega-Deal ist perfekt: Apple kauft für drei Milliarden Dollar (2,2 Milliarden Euro) den Kultkopfhörerhersteller und Streaming-Anbieter Beats. Mit dem am Mittwoch propagierten teuersten Zukauf der Unternehmensgeschichte will der iPhone-Hersteller offenbar das Geschäft mit Abo-Diensten für Musik ausbauen. Die Beats-Gründer, der Rapper Dr. Dre und der Musikmanager Jimmy Iovine, sollen ins Apple-Management aufsteigen.

Bekannt ist Beats vor allem durch seine teuren Kopfhörer mit dem markanten roten „b“. Das Unternehmen wurde 2006 gegründet. Dr. Dre ist nicht nur Namensgeber der Kopfhörer, sondern auch Produzent von Rap-Stars wie Eminem und 50 Cent.

„Ich wusste in meinem Herzen immer, dass Beats zu Apple gehört“, wird Iovine in Apples Pressemitteilung zitiert. Der 61-Jährige ist eine schillernde Figur der Musikbranche. In den 70er Jahren war er ein Aufnahmeingenieur für John Lennon, später produzierte er Musik unter anderem für U2 und wurde schließlich Musik-Manager.

Iovine ist als ein Freund des 2011 verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs bekannt und soll ihm seinerzeit mit einigen Deals in der Musikbranche geholfen haben. „Jimmy und ich haben seit zehn Jahren darüber gesprochen, zusammenzuarbeiten“, sagte Apples iTunes-Chef Eddy Cue.

Experten werden aus Deal nicht schlau

Die Kopfhörer von Beats sind vor allem bei jungen Leuten beliebt, kommen in Tests aber trotz Preisen von bis zu 300 Euro bei der Klangqualität eher schlecht weg. Auch Lautsprecher bietet die Firma an.

Was Apple aber vor allem im Auge haben dürfte, ist das Musikstreaming-Angebot, das Beats kürzlich startete. Dadurch werde der Konzern sein eigenes Angebot iTunes Radio stärken, sagte Apple-Vize Eddie Cue.

Bei den Abo-Streamingdiensten gibt es derzeit das größte Wachstum in der Musik-Branche, während die Downloads ihren Höhepunkt scheinbar überschritten haben. Das Streaming-Geschäft ist derzeit aber noch viel kleiner als der CD-Verkauf oder das Herunterladen von Musik, bei dem Apple besonders stark ist.

Ganz schlau werden Experten aus dem Deal allerdings nicht. So verwies Bob O'Donnell von Technalysis Research darauf, dass Beats bislang erst relativ wenige Kunden für seinen Onlinemusikdienst hat, bei dem gegen eine monatliche Gebühr zahllose Songs gehört werden können. Außerdem sei die typische Apple-Klientel nicht in demselben Alter wie die Käufer der Beats-Kopfhörer. „Es ist ein bisschen verwirrend für mich, was Apple da rausholen will“, sagte O'Donnell der Nachrichtenagentur AFP.

Cook: Musik hat Platz im Apple-Herzen

Der Konzern braucht noch das grüne Licht der Wettbewerbshüter, abgewickelt werden soll der Deal bis Ende September. Unternehmenschef Tim Cook erklärte, Musik habe bei Apple „einen besonderen Platz in unseren Herzen“. Deshalb investiere die Firma weiter in Musik und bringe „diese außergewöhnlichen Teams zusammen, um die weltweit innovativsten musikalischen Produkte und Dienste zu schaffen“.

Vom Kaufpreis werden 2,6 Milliarden Dollar sofort fällig und die restlichen 400 Millionen Dollar zu einem nicht genannten späteren Zeitpunkt. Bei dem Deal gehe es nicht darum, was Apple und Beats heute machten, sondern darum, was sie in Zukunft zusammen erreichen könnten, sagte Cook dem Blog „Recode“.

Die Apps des Beats-Musikdienstes für Geräte mit dem Google-System Android und Microsofts Windows Phone werde es auch weiter geben, versicherte er in einem Interview mit der „Financial Times“. Damit würde Apple erstmals auch mit Nutzern dieser Plattformen ins Geschäft kommen.

Apple muss Geldberg abbauen

Erste Spekulationen über Apple und Beats waren vor drei Wochen aufgetaucht. Damals wurde in Medienberichten noch ein Preis von 3,2 Milliarden Dollar genannt.

Apple sitzt auf einem Geldberg von rund 150 Milliarden Dollar und hatte noch nie annähernd soviel Geld für eine Übernahme ausgegeben. Der bisher größte Deal war der Kauf von Jobs' Firma NeXT für gut 430 Millionen Dollar Ende 1996.

Das Geschäft brachte den charismatischen Gründer zum damals notleidenden Konzern zurück, Jobs rettete die Firma. In den vergangenen Jahren kaufte Apple maximal für einige hundert Millionen Dollar eher kleinere Unternehmen auf, mit denen sich Geräte und Dienste des Konzerns ergänzen ließen.