Sony will Nintendo gleich in zwei Genres den Rang ablaufen. Dafür schicken sie ihre alten Helden in den Ring - und auf die Kartbahn.

Mit den beiden Titeln „Playstation All-Stars Battle Royale“ und „Litte Big Planet Karting“ versucht sich Sony innerhalb kurzer Zeit auf zwei Gebieten, die bisher recht eindeutig von Nintendo beherrscht wurden. Gelingt es dem Hersteller mit ähnlich ikonischen Charakteren genügend Eigenständiges zu bieten um den langjährigen Serien des Konkurrenten auf Augenhöhe zu begegnen?

Playstation All-Stars Battle Royale

Wenn Videospielhelden gegeneinander in den Ring steigen, haben Spieler vor allem eins: Jede Menge Spaß. Nach Nintendo hat nun auch Sony das Erfolgsrezept eines solchen Spielprinzips erkannt und ein Beat ‘em Up auf den Markt gebracht, in denen sich ihre bekanntesten Videospielfiguren miteinander messen dürfen. Und es ist ein durchaus ansprechendes Ensemble, dass Sony da in den Ring schickt.

Das Playstation All-Stars Battle Royale wartet mit 20 spielbaren Charakteren und 14 Kampffeldern auf. Allesamt bekannt aus populären Videospielen der letzten Jahre. Dabei greifen die Hersteller nicht nur auf aktuelle Spielfiguren zurück, sondern reaktivieren auch ältere und länger nicht mehr beachtete Charaktere. Neben gegenwärtiger Konsolenprominenz wie Kratos aus „God of War“ oder Nathan Drake aus „Uncharted“ findet man auch Sir Daniel aus „MediEvil“. Langzeitfans der Marke Playstation dürften also einiges aus älteren Ablegern wiedererkennen.

Das Spielprinzip von Playstation All-Stars Battle Royale ist zwar erkennbar von Nintendos „Super Smash Bros.“ inspiriert, allerdings spielt es sich doch ganz anders. Man befindet sich auf einem Kampffeld mit einer ausgewählten Spielfigur und versucht, andere Kämpfer zu besiegen. Man fügt seinen Gegnern Schaden zu und füllt so nach und nach sein Aktionsmeter auf, der einen sogenannten „Super Move“ ermöglicht. Wird dieser erfolgreich ausgeführt, befördert er einen Gegner vom Feld. Und verschafft dem Spieler einen Punkt. Jeder dieser Super Moves ist individuell, je nach Charakterwahl.

Überhaupt spielen sich die verschiedenen Kämpfer weitestgehend unterschiedlich. Jede Figur hat ihre Fernkampf- und Nahkampfangriffe, jedoch sind sie natürlich an die Spielfigur angepasst. Hierin liegt auch hauptsächlich der Spaß von PS All-Stars. Das Ausprobieren der einzelnen Figuren und Herausfinden, mit welcher man am besten gegen andere Gegner bestehen kann. Dazu eignen sich die figurenindividuellen Kampagnen, die allerdings nach kurzer Zeit ihren Reiz verlieren, weil sie immer nach demselben Schema verlaufen und nicht viel Abwechslung bieten. Am Anfang und Ende jeder Kampagne sieht man eine kurze Intro- bzw. Outro-Sequenz, die leider nicht durch bewegte Zwischenszenen erzählt wird, sondern durch bloße Bilder.

Im Einzelspieler-Modus wird einem also nicht viel geboten. Das Spiel ist definitiv darauf ausgelegt, mit Freunden gegeneinander zu spielen. Zwar ist das Ganze visuell nicht besonders ansprechend - auch die Menüs sehen sehr schlicht aus - aber das mag auf den Versuch zurückzuführen sein, eine nostalgischen Spielautomaten-Optik zu kreieren. Das ist jedoch nur mäßig geglückt.

Dennoch: Playstation All-Stars Battle Royale ist alles in allem eine gelungene Zusammenkunft der Playstation-Heldenfamilie. Das Potenzial für viele Spielstunden ist vorhanden. Wer Beat‘ em Up-Spiele mag und die Ausdauer hat, sich auch die komplexen Angriffe der Kämpfer anzueignen, sollte diesem Spiel, insbesondere als Fan der Playstation, zumindest eine Chance geben.

Litte Big Planet Karting

Mit Little Big Planet Karting wagt sich Sony hingegen auf ein ganz anderes Schlachtfeld. Der Hauptkonkurrent bleibt aber auch im Bereich des Kart-Racings der Selbe. Das Genre wird seit Jahren wie selbstverständlich von Nintendos Mario Kart-Reihe dominiert. Nutzer anderer Konsolen hatten bislang immer das Nachsehen, wenn es um den fast schon traditionellen Racingspaß mit Freunden vor dem Bildschirm ging.

Mit dem neuesten Ableger, der Litte Big Planet-Reihe will man diese Lücke für die Playstation 3 am besten gleich selbst füllen und dabei etwas Eigenständiges schaffen. Denn - wie für die Reihe typisch - stehen vor allem durch die Benutzer generierte Inhalte im Vordergrund. Der integrierte Editor erlaubt es eigene Strecken von Grund auf zu gestalten. Um das aber wirklich erfolgreich zu bewältigen ist eine lange Eingewöhnungsphase nötig. Es dauert bis man den Baukasten wirklich flüssig und elegant bedienen kann. Ob sich der Aufwand lohnt, muss dabei jeder für sich selbst entscheiden. Die Idee, dass die User sich gegenseitig mit immer neuen Strecken versorgen und gegenseitig bewerten können, ist aber auf jeden Fall lobenswert. Aber auch wem das Erstellen eines Streckendesigns zu kompliziert ist, bekommt Möglichkeiten sich auszutoben. So kann die eigene Spielfigur, bei der der ikonische Sack Boy die Grundlage bildet, nach Herzenslust personalisiert werden und auch das eigene Auto darf ohne große Einschränkungen selbst designt werden.

Fast schon typisch ist das Szenario dabei liebenswert simpel gehalten und ist mit seinem einzigartigen Patchwork-Stil, bei dem sich Autos schon mal aus Trinkhalmen zusammensetzen und Gegner nichts anderes als ausgeschnittene und bemalte Holzplatten sind, immer wieder für ein Schmunzeln gut.

Genauso wie sich der Sackboy in den bekannten Hüpfspielen um einiges schwerfälliger als Super Mario steuert, lassen sich auch die Karts bei weitem nicht so elegant wie die Gefährte der Nintendo-Akteure kontrollieren. Hat man sich aber erst einmal mit diesem Umstand arrangiert, schafft es das Spiel durchaus für einige Zeit zu unterhalten. Das Streckendesign fühlt sich allerdings zu oft simpel und uninspiriert ab. Und auch der Einsatz der auf der Strecke verteilten Items ist eher uninteressant. Zwar bietet das Spiel dafür einen riesigen Umfang, aber auch der schafft es nicht die Schwächen der grundlegenden Spielmechanik zu überdecken. Vielleicht wäre weniger in diesem Falle wirklich mehr gewesen. Als letzter Motivationspunkt bleiben also noch die durch die Nutzer generierten Strecken. Und obwohl es wenige schaffen, einen wirklich zu begeistern, sind es gerade die, welche das Spiel erst spielenswert machen. Denn ab und zu stößt man auf Perlen, die so wohl noch kein Entwickler im Kopf hatte.