Nach den heftigen Nutzerkritiken an Apples eigenem Kartendienst ist Googles Map-App seit Donnerstag wieder im iTunes Store erhältlich.

Mountain View/Zürich. Google Maps ist zurück auf dem iPhone. Durch eine neue App können Nutzer des Smartphones von Apple den Kartendienst wieder verwenden, auch wenn sie ihr iPhone auf das neueste Betriebssystem aktualisiert haben. Die Anwendung ist seit kurzem im App-Store verfügbar.

Apple hatte vor fast drei Monaten das vorinstallierte Google Maps durch seinen eigenen Kartendienst ersetzt. Doch Apple Maps kam bei den Nutzern wenig gut an. Die australische Polizei nannte den Kartendienst sogar „lebensbedrohlich“, weil er Autofahrer auf dem Weg in die Stadt Mildura weitab vom Weg in die Wüste führte.

Laut Google ist die neue App gegenüber der auf dem zuvor auf dem iPhone installierten Version von Google Maps noch verbessert worden. „Wir haben ganz von vorne angefangen“, sagte der Leiter für mobile Anwendungen des Kartendienstes, Daniel Graf.

Dass Google nun in Kooperation mit Apple wieder auf iOS 6 vertreten ist, werten Experten als ein weiteres Anzeichen für eine Entspannung im Verhältnis der beiden Giganten im Silicon Valley.

Google bietet seine neue Karten-App seit Donnerstag im iTunes Store kostenlos in 29 unterschiedlichen Sprachen an, darunter auch in Deutsch. Die Anwendung erklomm binnen weniger Stunden die Spitzenposition unter den am häufigsten heruntergeladenen Apps.

Im Gegensatz zu den alten Google Maps für iOS werden die neuen Karten nun nicht mehr als schwergewichtige Bitmap-Grafiken ausgeliefert, sondern als schlanke Vektor-Grafiken, die unterwegs viel schneller geladen werden können. Deutlich verbessert wurde die Integration des Straßen-Panoramadienstes Google Streetview und der riesigen Google-Datenbank mit Ortsinformationen (PoI, Point of Interest), in denen beispielsweise Restaurants oder Sehenswürdigkeiten beschrieben und bewertet werden.

Die Google-App für das iPhone entspricht nun in weiten Teilen den Maps für das Google-System Android. So kann man Navigationsvorschläge für die Fahrt mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder für den Gang zu Fuß bekommen. Zwei Funktionen, die auf Android umgesetzt wurden, fehlen allerdings in der iOS-Version: So funktioniert die Spracheingabe bei der Suche oder Navigation mit Google Maps auf den Apple-Geräten nicht. Außerdem kann man keine Karten für eine Offline-Nutzung speichern. Die in der iOS-App eingesetzten Karten entsprechen allerdings denen in der Android-Version.

Ähnlich wie bei der Karten-Anwendung auf einem Android-Gerät können die Apple-Kunden freiwillig und anonymisiert Geo-Daten ihres Smartphones an Google senden, um die Datenbasis für Staumeldungen zu erweitern. Wenn etliche Geräte in einem bestimmten Streckenabschnitt sich nicht oder nur langsam von der Stelle bewegen, interpretiert Google dies im Zusammenspiel mit anderen Datenquellen als Stau oder Verkehrsstörung.

Kartendienste sind ein Schlüsselelement der mobilen Plattformen für Smartphones und Tablets. Apple hatte zwar jahrelang an seinem Kartendienst gearbeitet, die Nutzer beschwerten sich jedoch massenhaft über Fehler, fehlende Informationen und verzerrte Luftaufnahmen. Konzernchef Tim Cook entschuldigte sich öffentlich bei den Kunden und empfahl, Dienste der Konkurrenz zu nutzen, bis Apple sein Angebot verbessert habe. Da auch zahlreiche Besitzer älterer Geräte auf iOS 6 aktualisiert hatten, waren Dutzende Millionen Nutzer von den Karten-Problemen betroffen.

In den vergangenen Wochen wurden zwar viele Fehler schrittweise behoben. Erst vor wenigen Tagen sorgte aber die Polizei in Australien für Aufsehen mit der Warnung, Nutzer von Apple-Karten könnten auf der Suche nach der Stadt Mildura in Lebensgefahr geraten, weil sie stattdessen in einen Nationalpark mit hohen Temperaturen geleitet würden. Apple korrigierte den Fehler rasch. Wenig später warnte die Polizei auch vor Google-Karten, weil sie auf dem Weg zu einer anderen Stadt auf eine schwer befahrbare schmale Straße lenkten.

Apple und Google haben jahrelang eng zusammengearbeitet. Im August 2006 wurde der damalige Google-Chef Eric Schmidt in den Verwaltungsrat von Apple gewählt und war an strategischen Richtungsentscheidungen beteiligt. Bei der Vorstellung des ersten iPhones im Jahr 2007 wurde Google offizieller Partner für die Online-Suche. Außerdem erhielt jedes iPhone die Anwendungen für Google Maps und den Google-Videoservice YouTube.

Mit dem Start des eigenen mobilen Betriebssystems Android im Jahr 2008 geriet Schmidt allerdings in einen Interessenkonflikt, da es mit dem Apple-System iOS konkurrierte. Im August 2009 gab Schmidt schließlich seinen Sitz im Apple-Verwaltungsrat auf. Apple-Chef Steve Jobs wertete das Verhalten von Schmidt als „Verrat“ und kündigte einen „thermonuklearen Krieg“ gegen Android an, da Google Ideen von Apple gestohlen habe. Nach dem Tod von Jobs bemühte sich der neue Apple-Chef Cook um eine Abkühlung des Patentkriegs mit Google.