Wende bei der Politik des sozialen Netzwerks: Facebook-Nutzer sollen künftig das Teilen von Informationen einfacher einschränken können.

Berlin. Facebook gibt seinen Mitgliedern mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre. Unter anderem kann man in Zukunft einfacher bestimmen, wer welche Informationen sehen kann. Dafür werden die Einstellungen zu Privatsphäre klarer sortiert und sollen über weniger Klicks erreichbar sein, kündigte das weltgrößte Online-Netzwerk am Mittwoch an. Die Änderungen sollen Ende des Jahres eingeführt werden, sagte Facebooks Datenschutz-Chefin Erin Egan der Nachrichtenagentur dpa.

Facebook sei bewusst, dass Menschen die Plattform nur dann aktiv nutzen werden, wenn sie darauf Vertrauen können, die Kontrolle über ihre Informationen zu haben, betonte Egan. «Wir wollen, dass niemand böse Überraschungen erlebt.» Dafür wird nun auch klarer gewarnt, dass Bilder oder Texte trotzdem für andere sichtbar sein können, wenn sie aus der eigenen Chronik entfernt wurden. Das gehörte zu den Empfehlungen der irischen Datenschützer, die Facebook in Europa beaufsichtigen. Egan sagte dazu allerdings, auch wenn einige Neuerungen den Forderungen von Datenschützern entsprächen, gingen sie zuallererst auf eine innere Evolution des Datenschutz-Konzepts von Facebook zurück.

Eine weitere wichtige Änderung betrifft die Apps, die Mitglieder auf der Facebook-Plattform nutzen können - zum Beispiel Spiele, Musikdienste oder Medien-Angebote. Bisher erteilte man einer App gleich am Anfang alle Erlaubnisse zum Zugriff auf Daten und auch das Veröffentlichen von Mitteilungen im Namen des Nutzers. Jetzt werden diese beiden Schritte getrennt. Das heißt, man kann eine App nutzen, ohne dass sie Informationen nach außen sendet. Zuletzt hatten sich Nutzer darüber beschwert, dass etwa Apps zum Musik-Streaming ihre Freunde über gehörte Songs informierten oder Zeitungs-Apps über gelesene Artikel. Das war Teil des bisherigen Konzepts des «nahtlosen Teilens».

Die Änderungen sind eine Abkehr von dem bisherigen Kurs, die inzwischen mehr als eine Milliarde Facebook-Nutzer zum Teilen von mehr Informationen zu bewegen. Gründer Mark Zuckerberg hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, der allgemeine Trend sei, dass Menschen mehr Informationen über sich preisgeben wollen. Facebook musste aber schon mehrfach zurückrudern, nachdem bei einigen Änderungen plötzlich bisher private Daten öffentlich wurden, ohne dass die Nutzer das bewusst wahrgenommen hätten. Das sorgte auch für Ärger mit Datenschutz-Aufsehern in Europa und den USA.

Auch die aktuellen Neuerungen bergen Stoff für potenzielle Diskussionen mit Datenschützern. So schafft Facebook eine Einstellung mit dem Namen «Wer kann meine Chronik mit Hilfe meines Namens finden?» endgültig ab. Über sie konnten Nutzer festlegen, dass ihr Profil nicht über die Facebook-Suche nach ihrem Namen gefunden werden kann. Diese Funktion sei allerdings nur von sehr wenigen Mitgliedern genutzt worden und zudem habe man die Profile auf anderen Wegen finden können, sagte Egan. Stattdessen solle es neue Möglichkeiten für Einschränkungen geben. Facebook arbeitet schon seit einiger Zeit daran, die Suche im Netzwerk zu verbessern.