Die einst sehr beliebten Smartphones haben in den vergangenen Monaten massiv Marktanteile verloren. Mit neuem Betriebssystem soll es wieder nach vorne gehen.

Berlin/San Jose. Vor nicht allzu langer Zeit waren Blackberry-Smartphones sehr populär. In den vergangenen Monaten ist der Markt aber ziemlich eingebrochen. Während viele Analysten eher skeptisch für die Zukunft sind, will der Anbieter Research in Motion (RIM) im kommenden Jahr mit einem neuen Betriebssystem seine Verluste wieder aufholen.

Die Arbeiten an der nächsten Generation von Blackberry-Smartphones gehen nach Angaben des Unternehmens zügig voran. "Anfang Oktober gehen wir mit den Netzbetreibern in die Tests", sagte RIM-Sprecher Carsten Titt am Donnerstag. "Damit zeigen wir, dass wir mit Blackberry 10 jetzt voll im Zeitplan sind."

Blackberry 10 mit Facebook, Twitter & Co.

Das neue Smartphone-Betriebssystem Blackberry 10 soll Anschluss an wichtige Soziale Netzwerke finden. Zum Marktstart Anfang kommenden Jahres sollen passende Zusatzprogramme für Facebook, Twitter, LinkedIn und Foursquare bereitstehen, so RIM.

Es galt bisher keineswegs als sicher, dass die namhaften Internetfirmen den Blackberrys die Treue halten. Der Siegeszug von Apples iPhone und Telefonen mit dem Android-Betriebssystem hat dem Smartphone-Pionier schwer zugesetzt.

Nach Daten des Branchenbeobachters IDC hatten Blackberrys im zweiten Quartal nur noch einen Anteil von 4,8 Prozent an den gesamten Auslieferungen. Das war weniger als die Hälfte des Vorjahreswerts.

80 Millionen Nuter sollen umsteigen

Das grundlegend erneuerte Betriebssystem Blackberry 10 soll die Wende bringen. Nach mehreren Verzögerungen sind erste Geräte für das Auftaktquartal 2013 angekündigt. Der aus Deutschland stammende RIM-Chef Thorsten Heins hofft, dass bestehende Blackberry-Besitzer umsteigen. Nach seinen Worten gab es zuletzt weltweit 80 Millionen Nutzer. Das sind 2 Millionen mehr als im Vorquartal.

Vor allem in den Schwellenländern haben Blackberrys als Einsteigergerät noch viele Fans, auch weil die RIM-Geräte nicht so hohe Bandbreiten benötigen wie andere Smartphones. Zudem setzen Firmen weiterhin auf den als besonders sicher geltenden E-Mail-Dienst. Doch in beiden Märkten droht dem Smartphone-Pionier Ungemach: Zum einen steigt die Zahl der günstigen Android-Handys. Zum anderen versucht Microsoft mit seinem mobilen Betriebssystem Windows Phone 8 die Firmenkunden auf seine Seite zu ziehen. Außerdem macht sich das iPhone von Apple immer häufiger in Unternehmen breit.

Bis zum Erscheinen von Blackberry 10 muss das Unternehmen nun durchhalten. Durch die verspätete Veröffentlichung geht den Kanadiern das wichtige Weihnachtsgeschäft durch die Lappen. RIM schrieb zuletzt hohe Verluste. 5000 der 16.500 Stellen fallen im Zuge eines Sparprogramms weg. Der kanadische Hersteller hatte das neue Betriebssystem und die ersten Geräte dafür ursprünglich schon in diesem Jahr herausbringen wollen, den Starttermin Ende Juni aber auf das erste Quartal 2013 verschoben.

Jetzt hat RIM erst einmal weltweit 6000 Testgeräte mit einer Beta-Version des Systems an Entwickler verteilt, damit diese Anwendungen dafür programmieren. "Das Interesse ist sehr groß", sagte Titt.