Das neue iPhone 5 ist da. Am 21. September soll es im Handel erhältlich sein. Eine Überraschung ist das neue Apple-Smartphone nicht. Wer es täglich verwendet, sieht aber, an wie vielen Stellen das Gerät optimiert wurde.

Berlin/Hamburg. Apple-Fans können es kaum noch erwarten, bis das iPhone 5 am morgigen Freitag herauskommt. Die starke Nachfrage nach dem neuen Smartphone hat die Apple-Aktie bereits auf ein neues Rekordhoch getrieben. Das Papier stieg am Dienstag im frühen New Yorker Handel erstmals über die Marke von 700 Dollar. In den ersten 24 Stunden seien mehr als zwei Millionen Vorbestellungen für das Smartphone eingegangen, erklärte Apple. Das sind mehr als doppelt so viele wie für den bisherigen Rekordhalter und direkten Vorläufer iPhone 4S. Auch die Mobilfunkanbieter in Deutschland verzeichnen ein großes Interesse.

Apple-Chef Tim Cook hatte das iPhone 5 am Mittwoch vergangener Woche vorgestellt. Es hat einen größeren Bildschirm als die bisherigen Modelle, ist dünner und leichter und hat den Datenturbo LTE eingebaut. „Die Reaktion der Kunden auf das iPhone 5 ist phänomenal“, sagte Apples Marketing-Chef Philip Schiller. Wer jetzt vorbestellt, muss im deutschen Online-Shop von Apple schon Wartezeiten von zwei bis drei Wochen in Kauf nehmen. Das vor einem Jahr erschienene iPhone 4S wurde allein am ersten Wochenende nach seiner Markteinführung vier Millionen Mal verkauft.

Doch ist das neue Smartphone wirklich den großen Hype wert? Beim ersten direkten Kontakt wird man überrascht. Da das Gehäuse aus anodisiertem Aluminium und Glas schon auf den ersten Blick einen sehr robusten Eindruck macht, erwartet man eigentlich ein deutlich schwereres Gerät. Doch im Vergleich zum Vorgängermodell 4S hat das neue iPhone 5 noch einmal 20 Prozent an Gewicht abgespeckt und wiegt nur noch 112 Gramm, obwohl der Bildschirm spürbar in der Höhe gewachsen ist. In dieser Gewichtsklasse liegen sonst nur Smartphones in billig wirkenden Plastikgehäusen.

Das Display des iPhone 5 im spielfilmfreundlichen 16:9-Format zählt nun 1136 mal 640 Bildpunkte und wurde um 176 Bildschirmzeilen erweitert. Im Gegensatz zu etlichen XXL-Smartphones mit ähnlich hohen und deutlich breiteren Bildschirmen kann man das Apple-Phone weiterhin mit einer Hand bedienen, weil der Daumen auch in Ecken des Displays reicht. Bei der Farbdarstellung hat Apple noch einmal zugelegt und erreicht nun einen deutlich größeren Farbraum (sRGB), was für ein Smartphone beachtlich ist.

Angetrieben wird das iPhone 5 vom neuen Prozessor A6, der laut Apple doppelt so schnell sein soll wie der A5 im Vorgängermodell. Diese Aussage bestätigt sich im Praxistest weitestgehend. Bei Benchmark-Tests registrierten wir einen Leistungszuwachs um den Faktor 1,75. Für den Neustart braucht das neue iPhone nur noch 19 Sekunden (statt 29 Sekunden beim iPhone 4S). Alle Apps öffnen sich spürbar schneller. Und auch die Webseiten bauen sich flotter auf.

Obwohl in dem Apple-Chip nur zwei Prozessorenkerne stecken, kann die Leistung des iPhone 5 mit Quad-Core-Geräten wie dem Galaxy S3 mithalten. Das liegt auch daran, dass es den Apple-Ingenieuren gelungen ist, die Grafikleistung spürbar zu steigern. Das macht sich in der Praxis beispielsweise bei aufwendigen Spielen wie „Reckless Racing 2“ bemerkbar.

Auch der Hauptspeicher (RAM) wurde deutlich aufgestockt und vermutlich auf ein Gigabyte verdoppelt. Bei einem Modell mit 64 Gigabyte Gesamtspeicher bleiben netto noch gut 57 Gigabyte für Apps, Songs, Videos und andere Dokumente übrig.

Verbessert wurde die Kamera im iPhone, denn mit einer Halbierung der Auslösegeschwindigkeit auf 0,3 Sekunden gelingen nun leichter spontane Schnappschüsse. Eine neue Bildstabilisation für die Full-HD-Kamera (1080p) an der Rückseite des Gehäuses ermöglicht ruhigere Videobilder. Bei der Facetime-Kamera für Videochats und Selbstporträts wurde die Auflösung deutlich erhöht (720p). Einen sehr guten Eindruck hinterlässt auch die Panorama-Funktion, die mehrere Fotos nahtlos zu einer Rundumsicht zusammenfügen kann.

Einen Konflikt mit bisherigen iPhone- und iPod-Besitzern riskiert Apple mit dem neuen „Lightning“-Stecker, der nach zehn Jahren den alten – und für Apple-Verhältnisse ziemlich fummeligen - Dock-Connector ablöst. Über die Steckverbindung wird das iPhone geladen. Sie dient aber auch als Anschluss zu unzähligen Zusatzgeräten. Dazu zählen Sound-Boxen, aber auch Freisprechanlagen im Auto oder gar Blutdruck-Messgeräte, die mit dem Smartphone verbunden werden können.

Zwar kann inzwischen viel iPhone-Zubehör drahtlos über Bluetooth oder AirPlay angesteuert werden. Für andere Geräte müssen sich Besitzer eines neues iPhones allerdings Adapter kaufen, die für happige 29 oder 39 Euro angeboten werden. In manche Docks wird das neue iPhone auch mit Adapter nicht mehr passen. Im Test gewöhnt man sich jedoch auch schnell an den Komfort, den der neue Stecker bietet. Man kann ihn in beide Richtungen einstecken und muss nicht mehr darauf achten, welche Seite oben liegt.

Bei den Akkulaufzeiten bestätigen sich im Test die Angaben von Apple: Mit dem iPhone 5 kann man zehn Stunden am Stück Video schauen oder mit WLAN im Netz surfen. Das ältere iPhone 4S kam beim Videotest sogar auf zwölf Stunden, so dass sich hier die bessere Videoqualität und der größere Bildschirm beim iPhone 5 in einer etwas kürzeren Laufzeit bemerkbar machen.

Ob das iPhone 5 an die von Apple versprochenen Geschwindigkeiten bei den Mobilfunkverbindungen herankommt, hängt massiv vom verwendeten Netz ab. Apple-Chef Cook räumte bereits bei der Präsentation des iPhone ein, dass die vierte Mobilfunkgeneration LTE „die komplizierteste Netz-Technologie aller Zeiten“ ist. Tatsächlich gibt es keinen Funkchip auf dem Markt, der alle LTE-Frequenzen weltweit unterstützt. In Europa unterstützt das neue iPhone nur das 1800-MHz-Band, das von der Deutschen Telekom für LTE zur Versorgung der Ballungsgebiete verwendet wird. Die LTE-Netze von Vodafone und O2 dagegen funken in anderen Wellenbereichen. Auf dem Land sendet auch die Telekom außerhalb des LTE-Spektrums beim iPhone 5.

Allerdings unterstützt das iPhone 5 auch die Datenturbo-Standards der dritten Mobilfunkgeneration UMTS (HSPA+ und DC-HSDPA), mit denen Geschwindigkeiten in LTE-Größenordnungen bis zu einem theoretischen Maximalwert von 42 Megabit/Sekunde erzielt werden können. T-Mobile wirbt für das iPhone 5 mit einem Spitzenwert von bis zu 100 MBit/s, die wir im Praxistest bei etlichen Messungen in drei Städten im Netz von T-Mobile allerdings nie erreicht haben. In Berlin lag der Spitzenwert bei 33 MBit/s, in Hannover wurde der beste Wert mit immerhin 73 MBit/s gemessen, in Hamburg waren es knapp 30 MBit/s. Diese Werte übertreffen das Tempo, das die meisten Computer-Anwender im Büro oder zu Hause über DSL oder Kabel zur Verfügung haben.

Der Test zeigt aber auch: Solange die Telekom nicht zuverlässig garantieren kann, dass Geschwindigkeiten deutlich über 20 MBit/s erzielt werden können, wird es sich für die meisten Neu-Besitzer eines iPhone 5 nicht lohnen, die neue „Speed Option LTE“ von T-Mobile für knapp zehn Euro im Monat zu buchen. Ohne diese Option wird die Geschwindigkeit auf 21,6 MBit/s gedrosselt – was im Vergleich zu üblichen Smartphone-Geschwindigkeiten aber auch rasend schnell ist.

Die vielen Verbesserungen, die Apple mit dem iPhone 5 vorlegt, werden mit Sicherheit dafür sorgen, dass das neue Apple-Smartphone wieder ein gigantischer Absatzerfolg wird. Allein in den ersten 24 Stunden liefen bei Apple rund zwei Millionen Vorbestellungen ein - doppelt so viele wie bei der Premiere des Megaseller iPhone 4S vor einem Jahr.

Allerdings lässt sich Apple das Objekt der Begierde teuer bezahlen. Ohne einen Vertrag kostet die 16-Gigabyte-Variante 679 Euro, für das Modell mit 32 GB verlangt Apple 789 Euro, bei 64 GB sogar 899 Euro (inkl. Mehrwertsteuer).

Bei den Providern wird das Smartphone mit neuen Zweijahresverträgen billiger abgegeben. So kostet die 16-GB-Variante bei T-Mobile in Kombination mit dem Tarif „Mobile L“ knapp 100 Euro. Vodafone verlangt für das Gerät zusammen einem Vertrag „SuperFlat Internet Plus“ knapp 180 Euro. Bei O2 kann man das Gerät über das Programm „O2 MyHandy“ finanzieren (einmalig 29 Euro und dann zwei Jahre lang eine monatliche Rate von 30 Euro), so dass auf die Vertragslaufzeit insgesamt 749 Euro fällig werden.

Mit Material von dpa