Erstmals erscheint das Social Game in 3D, Landschaft ist von Grund auf überdacht, die Abläufe neu. “Farmville 2“ soll Zynga aus der Krise helfen.

San Francisco/Berlin. „Farmville“ katapultierte Zynga ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und machte das Startup zum Star der Computerspiele-Branche – zumindest zwischenzeitlich. Da wundert es nicht, dass die US-Firma auf die bewährte Marke setzt, um etwas gegen seine derzeitige Krise zu tun: Mit „Farmville 2“ bringt Zynga einen Nachfolger heraus, der an den Erfolg des Online-Klassikers anknüpfen soll. Wie im ersten Teil wird virtuell geackert, gesät und geerntet, allerdings in hübscherer Grafik. Das Spiel ist jetzt weltweit online.

Zu Hochzeiten von „Farmville“ loggten sich mehr als 80 Millionen Nutzer im Monat ein. Das Startup aus San Francisco etablierte damit gar eine neue Spiele-Gattung, etliche Entwickler bauten nach dem großen Erfolg virtuelle Bauernhöfe. Und bis heute ist der Titel auch dank einiger Erweiterungen eine Cash Cow: Immer noch loggen sich rund 18 Millionen Nutzer im Monat ein; mit dem Kauf virtueller Güter sorgten sie für fast ein Drittel (29 Prozent) des Zynga-Umsatzes - die wichtigste Umsatzquelle bei den Gratis-Spielen.

Mittlerweile seien jedoch viele Nutzer weitergezogen, sagte Tim LeTourneau, Top-Manager bei Zynga. „Das heißt nicht, dass sie keine Farmspiele mehr mögen – sie wollen nur dieses Spiel nicht mehr.“ Deswegen habe das Unternehmen die virtuelle Landwirtschaft mit „Farmville 2“ von Grund auf neu gedacht. Eine neue Cash Cow soll her.

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Punkten will der Anbieter zum einen mit einer aufwendigeren Grafik. „Unser Ziel war es, die Farm zum Leben zu erwecken“, sagte LeTourneau. Auf Basis der Flash-Technologie programmierte Zynga erstmals einen Titel komplett in 3D. „Auf Facebook gibt es kein vergleichbares Spiel“, zeigte sich LeTourneau überzeugt. Die Animationen sind gefällig, allerdings weit von aufwendigen Kaufspielen für PC oder Konsole entfernt.

Zum anderen haben die Entwickler an der Spielmechanik geschraubt. Die Simulation ist komplexer geworden: Weizen und Blaubeeren, Eier und Milch werden nicht einfach zu Geld wie im ersten Teil, sondern können weiterverarbeitet werden. Und wer die eigenen Facebook-Freunde zum Anpacken animiert, kommt schneller voran – und sorgt nebenbei für eine virale Verbreitung des Spiels.

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Was sich nicht verändert hat: Zynga baut an viele Stellen bewusst Verzögerungen ein. Diese können ungeduldige Nutzer umgehen, indem sie reales Geld ausgeben, etwa für Dünger, der die Saat auf dem Acker schneller gedeihen lässt. Free-to-Play wird dieses Geschäftsmodell in der Branche genannt: Das Spiel ist gratis, aber wer Geld ausgibt, kann schneller vorankommen oder seine Farm aufhübschen.

Zynga ist dringend auf einen Erfolg seiner bekanntesten Marke angewiesen. Im Kerngeschäft mit Facebook-Spielen – Social Games – hat der Börsenneuling mit Verlusten enttäuscht, der Aktienkurs rauschte von zwischenzeitlich 14 auf unter 3 Dollar herunter. Die Investoren haben Zweifel, dass Zynga weiterhin so viele neue Nutzer anlocken, halten und zum Kauf virtueller Gegenstände bewegen kann.

Denn die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit und Portemonnaies der Nutzer ist groß. Auch Schwergewichte wie Ubisoft und Electronic Arts mischen bei den Social Games inzwischen mit und arbeiten beliebte Marken wie „Die Siedler“ und „Command & Conquer“ zu aufwendigen Online-Spielen um. Zudem tut der Boom der Smartphones und Tablets Zynga weh. Die mobilen Geräte sind beliebte Spielkonsolen. Hier ist das Startup jedoch nur einer von sehr vielen Anbietern. Eine mobile Version von „Farmville 2“ ist ohnehin noch nicht angekündigt.

Damit sich die Kunde vom neuen „Farmville“ verbreitet wie sonst nur Unkraut, aktiviert Zynga sein großes Spieler-Netzwerk. Und damit sich bei neuen Nutzern keine Sprach-Barriere auftut, bietet Zynga die knappen Texte in 16 Sprachversionen an, darunter Deutsch – ein Novum für die Amerikaner.

Das neue „Farmville“ soll übrigens kein Ersatz für das alte Spiel sein: Teil 1 werde nicht eingestellt, versprach LeTourneau: „Wir werden weiter Inhalte und Erweiterungen machen.“ Wer opfert schon eine Cash Cow?