Zum Start war Hotmail ein „heißer“ neuer Internet-Dienst. Heute wird er von mehr als 300 Millionen Menschen für ihre E-Mails genutzt, Konkurrent Google gilt aber für viele als innovativer. Jetzt wagt Microsoft den Neustart, aus Hotmail wird Outlook.com.

Redmond/Berlin. Microsoft richtet seinen E-Mail-Dienst im Internet neu aus und greift damit Google an. Outlook.com, benannt nach Microsofts bekannter E-Mail-Anwendung, soll langfristig das bisherige E-Mail-Angebot Hotmail ersetzen. Zu den Funktionen von Outlook.com, die Microsoft in einem Blogeintrag vorstellte, zählt eine engere Verzahnung mit sozialen Netzwerken. So können Nutzer direkt im E-Mail-Programm die Facebook-Statusmeldungen ihrer Kontakte lesen, so sie denn mit diesen Menschen auch auf Facebook verbunden sind.

Damit eifert Microsoft Google nach, das sein eigenes soziales Netzwerk Google Plus ebenfalls eng in den hauseigenen E-Mail-Dienst Gmail integriert. Textdokumente und Präsentationen können in Microsofts E-Mail-Programm bearbeitet werden – ebenso wie bei Googles Anwendungen. Bisherige Nutzer von Hotmail können auf Outlook umsteigen, dabei aber weiterhin ihre Hotmail-Adresse nutzen.

„Wir denken, es ist an der Zeit, die persönliche E-Mail neu zu erfinden“, erklärte der zuständige Microsoft-Manager Chris Jones im Firmen-Blog. Outlook.com breche mit der Vergangenheit und sei von Grund auf neu gestaltet worden. Nutzer von Hotmail sollen allerdings mit wenigen Mausklicks wechseln können mitsamt ihrer E-Mails, Kontakte und Einstellungen.

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Die Oberfläche von Outlook.com ist betont schlicht gehalten. Microsoft wirbt mit dem, was unter der Haube steckt: Der neue Dienst lässt sich mit Sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder LinkedIn verknüpfen. Per E-Mail zugesandte Dokumente lassen sich direkt anschauen und bearbeiten – Microsoft hat Outlook.com Online-Versionen seiner Büroprogramme Word, Excel und PowerPoint spendiert. Daten können direkt in Microsofts Online-Speicher Skydrive abgelegt werden.

„Wir haben gemerkt, dass wir einen mutigen Schritt machen müssen“, schrieb Jones. Noch sind allerdings nicht alle Funktionen verfügbar. So wird der von Microsoft übernommene Internettelefonie-Dienst Skype später integriert. Outlook.com, so verspricht Microsoft, sei kostenlos, verfüge über nahezu unbegrenzten Speicher, einen Spamschutz und bleibe in weiten Teilen werbefrei.

„Wir scannen Ihre E-Mail-Inhalte oder Anhänge nicht und verkaufen sie nicht an Werbetreibende oder andere Firmen“, versprach Jones. Das war ein Seitenhieb auf Google, dessen Systeme das Gmail-Postfach automatisch durchforsten, um passende Textwerbung einzublenden. „Wir lassen Sie entscheiden, ob Sie ihren E-Mail-Account mit Sozialen Netzwerken verknüpfen wollen und welches Sie dann nutzen möchten“, stichelte Jones weiter. Gmail ist mit dem Sozialen Netzwerk Google+ verzahnt.

Hotmail war 1996 gegründet worden. Gmail kam 2004 heraus. Der Google-Dienst punktete vom Fleck weg mit einem damals unglaublichen Speicherplatz von einem Gigabyte. Konkurrenten hatten wesentlich weniger Speicher oder kosteten Geld. Auch die Suchfunktion für E-Mails stach bei Googles Dienst heraus. Gmail kommt auf etwa 425 Millionen Nutzer, Hotmail wird auf 350 Millionen geschätzt. (dapd/dpa)